26. Mai 2024, 7:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
List auf Sylt, Görlitz, Oberstdorf und Selfkant: Diese Orte haben scheinbar nichts miteinander zu tun. Doch in diesen vier Gemeinden endet Deutschland. Wer sie alle bereist, erhält eine Auszeichnung.
Der Mensch ist ein Sammler und der Reisende vielleicht noch ein bisschen mehr. Exotische Stempel im Pass jedoch lassen sich auf absehbare Zeit eher nicht sammeln. Doch auch in Deutschland können Entdecker auf die Jagd gehen – ganz im Norden, Süden, Westen und Osten der Republik. Wer die vier Zipfelorte des Landes besucht hat, bekommt eine kuriose Auszeichnung: den Zipfelpass.
Mit dem Zipfelpass zu den Zipfelorten Deutschlands
Es war im Mai 1998, als sich die vier Orte an den äußersten Ecken Deutschlands zum Zipfelbund zusammenschlossen: List auf Sylt im Norden, Görlitz im Osten, Oberstdorf im Süden und Selfkant im Westen.
Auch Touristen sollten zu den Zipfelorten Deutschlands reisen, ein Anreiz dafür musste her. Die Lösung war der Zipfelpass, den Urlauber jeweils in den Rathäusern oder Tourismusbüros ausgehändigt und abgestempelt bekommen. Sie müssen allerdings mindestens eine Übernachtung im jeweiligen Zipfelort nachweisen. Sonst könnte ja jeder kommen. Die vier Orte müssen außerdem innerhalb von fünf Jahren bereist werden.
Wer im Zipfelpass alle vier Stempel vorweisen kann, erhält als Dank ein kleines Geschenk. In Oberstdorf ist das beispielsweise ein Gipfelbuch. Pardon – natürlich ist es ein Zipfelbuch.
Der nördlichste Punkt in Deutschland: List auf Sylt
Ein kleines Holzschild an der Dünenkante markiert den nördlichsten Punkt Deutschlands. Der liegt in List auf Sylt, am Strand des Naturschutzgebietes Ellenbogen. Deutschlands Spitze bietet eine Aussicht über die Nordsee nach Dänemark. „Es gibt Gäste, die kommen mal kurz vom Festland mit dem Zug rüber und wollen den Stempel im Zipfelpass haben“, erzählt ein Mitarbeiter der Lister Kurverwaltung. Doch eine Nacht vor Ort ist Pflicht.
Görlitz: Östlichste Stadt, aber nicht der östlichste Zipfel
An der deutsch-polnischen Grenze wird ein wenig gemogelt. Zwar ist die rund 56.000 Einwohner zählende Europastadt Görlitz/Zgorzelec Deutschlands östlichste Zipfelstadt – doch die östlichste Stelle liegt rund zehn Kilometer weiter nördlich. Sie befindet sich in der rund 1700 Bewohner zählenden Gemeinde Neißeaue zwischen den Ortsteilen Deschka und Zentendorf. Ein Findling weist dort auf den Zipfelort in der Flussmitte der Neiße hin, die von Zentendorf aus über kurvige Feldwege erreicht werden kann.
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Der südlichste Ort in Deutschland ist ein Touristenmagnet im Allgäu
Den Stempel gibt es im Ort, doch wer den absolut südlichsten Punkt Deutschlands sucht, muss fit sein und trittsicher. „Kein Sonntagsspaziergang“ sei das, sagt eine Sprecherin vom Tourismusbüro Oberstdorf, sondern „eine Tagestour von acht bis zehn Stunden“.
Mit dem Fahrrad und zu Fuß kommen die Zipfelstürmer vom Parkplatz Fellhornbahn über den Weiler Einödsbach zur Speicherhütte. Zu Fuß geht es dann weiter. Als anstrengend und matschig wird der Weg von Wanderern zur Trifthütte beschrieben. Nichts ist am Haldenwanger Eck ausgeschildert, die letzten Meter werden zur Kraxelei. Finale am felsigen Hang: Der Grenzstein 147 befindet sich in 1931 Metern Höhe. Mehr Süden geht nicht mehr, an diesem einsamen Ort.
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Selfkant: Westlichster Punkt und schmalste Stelle der Niederlande
Mit den Füßen noch in Deutschland, mit dem Rücken schon in den Niederlanden: So geht das auf der Ruhebank, die am westlichsten Punkt in Selfkant-Isenbruch in Nordrhein-Westfalen steht. Ein Steg am Rodebach leitet Besucher zum Zipfelpunkt, markiert durch einen roten Stab inmitten des Gewässers. Erlebnisraum Westzipfel heißt das hier.
Viele Besucher übernachten in einem der 75 Selfkanter Gästebetten. Bei einer Radtour entdecken sie das schmalste Stück der Niederlande („Het smalste stukje Nederland“), es ist nur 4,8 Kilometer breit. Radelt man schnurstracks nach Westen, ist man rasch in einem dritten EU-Land: in der belgischen Gemeinde Dilsen-Stokkem an der Maas.