22. Juli 2023, 7:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sternförmig oder gradlinig, mit Fahrrad oder E-Bike? Wer eine Radreise plant, hat einiges zu berücksichtigen. Etwa Navigation, Art und Beschaffenheit der Strecke, An- und Abreise. Wichtige Tipps.
1. Welche Art von Radreise soll es sein?
Höherer Abenteuerfaktor oder weniger Orga-Kram? Wer den Urlaub mit dem Fahrrad plant, hat viele Optionen. Es gibt Streckenradwege, Rundwege oder Sternradtouren. Welche Art der Radreise es sein soll, hängt von den eigenen Vorstellungen ab – und ein paar Faktoren. Etwa: Sind Kinder dabei? Wie steht es um die eigene Fitness? Das Portal test.de schreibt: „Den geringsten Planungsaufwand macht eine Sternradtour.“ Dabei muss nur eine einzige Unterkunft gebucht werden, zu der man nach jeder Tour mit leichtem Gepäck zurückkehrt. Streckenradtouren mit mehreren gebuchten Unterkünften dagegen versprechen zwar den höheren Abenteuerfaktor, doch An- und Abreise sind bei dieser Art von Radreise ebenso zu planen wie die einzelnen Etappen.
Rundradwege haben immerhin den Vorteil, dass Start- und Zielort identisch sind. So kann das Auto vor Ort über die Dauer der Radreise geparkt werden, sofern man die Bikes auf einem Fahrradträger transportiert und ein Pkw-Stellplatz vorhanden ist.
2. Die perfekte Route finden
Diese Routen sind laut ADFC-Analyse besonders beliebt: der Weser-Radweg, der Elberadweg, der Ostseeküstenradweg, der Donauradweg und der Main-Radweg.
Aber auch Alternativrouten fern der Klassiker gibt es viele: Deutschland hat mehr als 250 Radfernwege und mehr als 350 regionale Radrouten. „Da gibt es eine Fülle von Möglichkeiten zum Abseitsradeln“, sagt Louise Böhler, Leiterin Radtourismus des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Göhler. Ob flaches Friesland oder bayerische Berge: Um die perfekte Route entsprechend der eigenen Vorlieben zu finden, rät David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f) dazu, ein wenig durch Rad-Literatur zu stöbern oder mit der Hilfe von Apps wie Komoot oder Outdooractive die Route zu planen.
Besonders tauglich für Familien mit Kindern sind Flussradwege: Die Orientierung am Lauf des Wassers fällt leicht, mit Ausnahme der Quellregionen sind meist keine großen Höhenunterschiede zu bewältigen. Solche Routen und andere lassen sich unter anderem beim ADFC recherchieren.
3. Fitnesslevel berücksichtigen
Test.de empfiehlt beim Planen von Radreisen mit Kindern Tagesetappen von maximal 40 Kilometern und zu Beginn ohnehin eher kurze Abschnitte zum Eingewöhnen. Wer mit dem E-Bike fährt, kann oft längere Etappen meistern, sollte aber an Ladepausen denken. Bei der Beschaffenheit des Radweges spielen unter anderem Untergrund, Topografie und Beschilderung eine Rolle. Auf asphaltierten Strecken rollt es sich einfacher als über Schotter oder Stock und Stein. Sind viele Steigungen vorhanden, kann je nach Anspruch und Fitnessgrad auf ein E-Bike umgesattelt werden. Auch Vorhersagen zur Windrichtung kann man in die Planung einbeziehen.
4. Zugtickets früh buchen
Wer mit dem Zug anreist, kümmert sich möglichst früh darum, rät test.de. Denn: Im Fernverkehr der Deutschen Bahn müssen Fahrradstellplätze reserviert werden, und in der Hauptsaison oder an Wochenenden werden sie schnell knapp. Im DB-Regionalverkehr benötigt man ebenfalls eine Fahrradkarte, kann aber nicht reservieren.
5. Auf radlerfreundliche Unterkünfte achten
Beim Planen einer Radreise sollte man auch überlegen, wo man unterwegs unterkommen möchte und ggf. vorab reservieren. Unterkünfte bieten idealerweise einen abschließbaren Fahrradraum und Stromversorgung für Biker, die sich mit kostenlosen Apps wie E-Station oder Bike-Energy herausfinden lassen. Radlerfreundliche Unterkünfte hat der ADFC unter Bett+Bike zusammengetragen.
6. Fahrrad vorab richtig checken
Das Rad muss für die Tour verkehrstauglich sein – und man muss Gepäck gut unterbringen können. Gepäckträger halten je nach Rad 10 bis 30 Kilogramm aus, viele Räder lassen sich mit einem Gepäckträger vorne nachrüsten. Die Reifen brauchen den richtigen Luftdruck und dürfen nicht spröde sein. Sind viele kleine Risse im Gummi, ist es besser, neue Reifen zu kaufen, weil man sonst schnell einen Platten bekommt.
„Die Kette braucht am meisten Pflege“, sagt Koßmann. Um sie zu ölen, lässt man sie erst drei- bis viermal durch einen Lappen laufen, dann träufelt man in mehreren Durchgängen Kettenöl auf. Zuletzt müssen die Bremsen überprüft werden, um auch mit Gepäck sicher halten zu können.
Selbst wer ein ganz neues Rad hat, sollte damit nicht sofort auf Reise gehen. Um sich an das Rad zu gewöhnen und probehalber einen ganzen Tag auf dem Sattel zu sitzen, empfiehlt es sich, vor dem Radurlaub mehrere Tages- oder Wochenendtouren zu machen.
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7. Radreise planen heißt auch: sinnvoll packen
Wie beim Wandern, so beim Radeln: Auch auf Fahrradreisen macht zu viel Gepäck nur unnötig Mühe. Vor allem aber gilt es, das zulässige Gesamtgewicht nicht zu überschreiten, das die Hersteller in der Bedienungsanleitung angeben. „Ständige Überladung kann auf Dauer die Haltbarkeit des Fahrrads gefährden“, sagt Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).
Bei Fahrrädern und E-Bikes liegt das zulässige Systemgewicht gängigerweise bei 120 Kilo. Es gibt aber auch robustere Modelle, die auf bis zu 180 Kilo ausgelegt sind. Das Gesamtgewicht setzt sich zusammen aus dem Gewicht des Fahrrads, der Person im Sattel und dem Gepäck. Wie beim Auto wirkt sich eine optimierte Gewichtsverteilung positiv auf die Fahreigenschaften aus. Dem ADFC zufolge gilt die Faustformel: Zwei Drittel des Gewichts gehören auf den hinteren Gepäckträger, ein Drittel nach vorn, wo sich bei Radreisenden die Lowrider genannten Vorderradgepäckträger etabliert haben.
Schwerpunkt am besten auf Höhe der Radachsen
Die Lowrider-Taschen sollten aber nicht nur mit Trinkflaschen, Werkzeug oder anderen schweren Utensilien vollgepackt werden, damit die Lenkung „nicht so stark beeinflusst wird“, schreibt der Club. Liegt der Schwerpunkt des Gewichts auf Höhe der Radachsen, erhöhe das die Sicherheit in Kurven und beim Bremsen. Schwere Last auf dem Gepäckträger aufzutürmen, empfiehlt sich also nicht, dort können zum Beispiel großvolumige, aber leichte Teile wie Isomatten mitfahren.
Überhaupt gilt beim Taschenpacken: Ordnung halten. Ansonsten läuft man Gefahr, unterwegs völlig entnervt eine Tasche nach der anderen nach dem durchsuchen zu müssen, was man gerade braucht.
Besser also ist thematisches Packen. Dinge, die zusammen benötigt werden, gehören in eine Tasche, zum Beispiel Koch-Equipment. Mit verschiedenfarbigen Plastik- oder Stoffbeuteln lasse sich Zusammengehöriges auch optisch zusammenhalten, so der ADFC.
Was Radreisende nur zur Sicherheit dabei haben, etwa Ersatzschuhe oder Werkzeug, darf gern in den Tiefen der Taschen verschwinden. Generell ist es günstig für die Fahrphysik, wenn Schweres weit unten verstaut wird.
Ausweichlösung: der Reiseanhänger
Und sollte das Gesamtgewicht partout nicht ausreichen – zum Beispiel, wenn auf Familienradreise die Eltern einen Großteil des Gepäcks transportieren, kann ein Anhänger die Lösung sein.
Nur muss das Fahrrad auch dafür ausgelegt sein – auch darüber informiert der Hersteller. Vor allem während der Fahrt in hügeligem Gelände sollte man sich darauf einstellen, dass sich das zusätzliche Gewicht im Schlepptau schiebend und ziehend bemerkbar macht.
Mit Material von dpa