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Von Paris bis an den Atlantik

Die besten Tipps für eine Radtour entlang der Seine

Seine Radtour
Dem Ufer entlang: Mit dem Rad auf dem Radweg „La Seine à Vélo“, hier in Paris Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

21. Juni 2024, 6:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wasser, Lichtwechsel und schnell fliegende Wolken sind typisch für die Normandie – und haben die Impressionisten geprägt. Dem nachspüren lässt sich stimmungsvoll auf einer Radtour entlang der Seine.

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Ob man den Trubel und die Jubiläumsfeiern mag, die zum Jubiläum 150 Jahre Impressionismus in Frankreich steigen, oder das stimmungsvolle Unterwegssein in der Natur: Wer eine Radtour auf dem 2020 eröffneten Radweg „La Seine à Vélo“ nimmt, kann beides haben. Die Radroute startet in Paris und führt über Giverny, Poses und Rouen – noch so eine Hochburg der Impressionisten – auf über 400 Kilometern bis an den Atlantik, wo der Fluss in den Ärmelkanal mündet.

Die französische Hauptstadt ist dabei besonders reich an Abwechslung und Attraktionen. Mittlerweile gibt es auch zweispurige Radwege. In den industriell geprägten Vorstädten gilt das jedoch nicht überall. Wer dem Straßengewirr und Verkehr, den Sirenen und Hupkonzerten ausweichen will, kann ein Stück des Weges mit dem Zug zurücklegen und beispielsweise ab der Station Vernon-Giverny außerhalb von Paris mit der Radtour starten.

Wir entscheiden uns für die ruhigere Variante ab Giverny. Mit einem E-Bike unter dem Po lassen sich die schönen Seine-Schleifen auch bei Gegenwind genießen. Doch Vorsicht: Zum einen teilen sich Fußgänger und Radfahrer die neu angelegte Uferpromenade gegenüber der früheren Grenzstadt Vernon, dem „Tor zur Normandie“. Zum anderen übersieht man schnell manches Wahrzeichen und Hinweisschilder. 

Die markante Fachwerkmühle auf alten Brückenpfeilern, die auch schon Monet im Bild festgehalten hat, lässt sich zum Glück kaum übersehen. Doch es kann passieren, dass man sich in der Sackgasse einer Seine-Insel wiederfindet. Was dann nur bleibt: zurück zum letzten Hinweis mit dem Logo „La Seine à Vélo“.

Auch Schilder mit der Aufschrift „Déviation“ sollte man beachten, „Umleitung“. Sonst landet man womöglich – wie wir hinter der schmalen Brücke Passerelle Courcelles-Bouafle – im Baggermatsch einer Baustelle.

Das Haus von Claude Monet in Giverny
Wo der große Impressionist Jahrzehnte verbrachte: Wohnhaus von Claude Monet in Giverny. Hier lebte der Maler bis zu seinem Tod 1926. Foto: Christian Röwekamp/dpa-tmn

Mit Staffelei, Pinsel und Farben ins Boot

Übernachtung im „Maison Carpe Diem“ in der historischen Altstadt Les Andelys, eine der fahrradfreundlichen Unterkunft am Radweg, wo Putzlappen und eine trockene Garage vorhanden sind. Beim Frühstück blicken die Hausgäste auf fernöstliche Gartenkunst, dahinter 800 Jahre Stadtgeschichte in Form einer Burgruine hoch über dem Seinetal. 

„Château Gaillard wurde von Richard Löwenherz erbaut zur Verteidigung gegen den französischen König“, erklärt Bruno vom „Maison Carpe Diem“. Zu Löwenherzens Zeiten gehörte das Herzogtum Normandie noch nicht zu Frankreich, und der Rundumblick ist schön.

Es regnet auf der bergigen Weiterfahrt, aber in Poses, wo Michèle Ratel in einem alten Bäckerhaus ihr Atelier hat, scheint wieder die Sonne: auf historische Binnenschiffe, auf charmante Fachwerkhäuser. Bewohnt wurden sie einst von Treidlern, die die Schiffe auf ihren Uferwegen den Fluss entlang zogen. 

Ratel malt Bilder im Stil des Post-Impressionismus. Sie zeigt ein Gemälde, das ihr Atelier von der Seine aus zeigt: Im Vordergrund Wasser, Seerosen, ein Blütenmeer auf der Seine, das ihre Galerie fast verdeckt.

Als Vorlage diente der Künstlerin ein Foto, das sie von ihrem Paddelboot aus aufgenommen hat. Die frühere Leistungssportlerin nimmt bisweilen aber auch Staffelei, Pinsel und Farben mit an Bord und steuert dann die nahen Seine-Inseln an. Impressionismus bedeutet für Ratel „poésie du paysage“, die Poesie der Landschaft einzufangen. Richtig neu erscheint der Ansatz kaum, aber nach wie vor schön.

Die Gärten in Giverny
Die Gärten in Giverny inspirierten einige von Monets berühmten Werken Foto: Getty Images

Mit dem Geld industrieller Förderer

Vor 150 Jahren, im Frühjahr 1874, stellten Impressionisten in Paris erstmals gemeinsam aus, die bekanntesten Namen unter den Avantgarde-Künstlern: neben Monet auch Renoir, Cézanne und Degas. 2024 ist das große Jubiläum mit Veranstaltungen und Sonderausstellungen über das ganze Jahr verteilt. Auch in der Normandie, wo die Pioniere in der Natur die ersten Pinselstriche wagten, wird gefeiert. Das Festival mit an die 200 Einzelveranstaltungen geht noch bis 22. September.

Das Motto des Reigens: „Erfindergeist“, das Ziel laut Veranstalter: „weltbekannte impressionistische Kunstwerke und zeitgenössische Kunst miteinander in Beziehung“ zu setzen. So hat das Musée des Beaux Arts in Rouen zwischen zwei Monet-Werken einen Hockney gehängt. Der Engländer David Hockney hat sich vor einigen Jahren in der Normandie niedergelassen und bewundert die Impressionisten. Und irgendwie passt da auch das Wirken von Landschaftsmalerin Ratel ins Bild. 

Wir radeln weiter durch Rouen. Auch andere Maler wie Alfred Sisley oder Camille Pissarro haben die Hauptstadt der Normandie zum Hotspot des Impressionismus gemacht. Sie verewigten nicht nur Lichtspiegelungen am Hafen oder hinter Kirchtürmen. Angezogen wurden sich auch vom Geld industrieller Förderer.

Stadtführerin Lucie Bienfait berichtet auf ihrem Rundgang durch mittelalterliche Gassen und das Kunstmuseum von Mäzenen aus Textilindustrie und Kohlenhandel. Heute steht die Haute-Normandie vor allem für Getreide und Obst: „Der Hafen ist der größte Getreideexporteur Europas“, sagt Bienfait.

Riesige Silos und ein Duft von Maische begleiten die Weiterfahrt im Fahrradsattel an der Seine. Auch das passt, denn gerade die Begegnung zwischen Natur und Industrie hat den Impressionismus geprägt. Nachdem die Fähre im Künstlertreff La Bouille – das Dorf zog einst Namen wie Gauguin, Alfred Sisley, Albert Lebourg und William Turner an – festgemacht hat, reißt der Himmel auf und wirft Lichtstrahlen auf die Kalkfelsen flussabwärts. Einfach malerisch.

Seine Radtour Rouen
Blick auf die schöne Stadt Rouen an der Seine Foto: Getty Images

Radtour an der Seine – weitere Tipps

Anreise

Flüge nach Paris gibt es von allen großen deutschen Flughäfen aus. Direkte Verbindungen mit dem Zug bestehen von Frankfurt am Main, Köln und Karlsruhe aus. Seit Dezember 2023 fährt dreimal pro Woche von Berlin der Nachtzug ÖBB Nightjet. Wer die Radtour außerhalb der Stadt starten möchte, nimmt den Zug in die Normandie vom Bahnhof Paris-Saint-Lazare aus, die kostenlose Fahrradmitnahme ist möglich (www.sncf-connect.com/de-de).

Die Radroute

„La Seine à Vélo“ führt über 15 Etappen und 420 Kilometer von Paris bis zum Mündungsgebiet am Ärmelkanal. Infos zu Sehenswürdigkeiten und Download-Möglichkeit von GPX-Files zur Navigation mittels Handy-App oder GPS-Fahrrad-Computer gibt es hier.

Radtour Seine Karte

Veranstaltungen

Das Ausstellungsprogramm des Impressionismus-Festivals in der Normandie finden Sie hier online. In Paris läuft im Musée d’Orsay noch bis 14. Juli die Ausstellung „Paris 1874 Inventer l’impressionnisme“, „Paris 1874 – Erfindung des Impressionismus“.

Mit Material von dpa

Themen Frankreich
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