14. Juli 2017, 10:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit viel Wind um die Ohren durch Steilkurven und 360-Grad-Kreisel sausen: Sommerrodeln macht Laune. Das Freizeitvergnügen ist in Deutschland an mehr als 100 Orten möglich. Welche Bahnen besonders locken – inklusive Fahrtipps eines echten Rennrodlers.
Rodeln geht nur im Winter? Stimmt nicht. In Deutschland gibt es mehr als 100 Sommerrodelbahnen.
Bis zu 40 km/h sind beim Rodeln möglich. „Allerdings erfordert dieses Tempo schon Respekt“, sagt Andrea Bohl. Sie arbeitet für den Hersteller Wiegand in Rasdorf, der die beiden meistgenutzten Systeme anbietet: Es gibt die Wannenbahn, in der die Schlitten in einer Edelstahlwanne zu Tal gleiten, und den schienengeführten Alpine Coaster. Bei beiden Varianten bestimmen die Hobbypiloten mittels Bremse selbst die Geschwindigkeit. Hier ein Überblick der spektakulärsten Rodelbahnen für die Sommersaison.
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Die Steilste
Der Alpine Coaster in Oberammergau (7,50 Euro, Foto oben) hat nach Herstellerangaben 20 Prozent Durchschnittsgefälle und legt 400 Meter Höhendifferenz zurück. Auf der Strecke gibt es unglaubliche 73 Kurven, neun „Jumps“ und sieben sogenannte Wellen.
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Die Neueste
Im Freizeitpark Edelwies in Neukirchen im Bayerischen Wald ist 2015 der „Höllencoaster“ eröffnet worden (2,20 Euro): ein Alpine Coaster mit drei 360-Grad-Kreiseln (Foto oben). 360 Meter der Strecke führen bergauf, 1060 Meter bergab.
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Die Längsten
Die Alpine Coaster am Hasenhorn in Todtnau im Südschwarzwald (Einzelfahrt 4,50 Euro) und in Immenstadt im Allgäu (6,50 Euro) wetteifern mit jeweils knapp drei Kilometern Länge um das Attribut der längsten Sommerrodelbahn Deutschlands. Der Unterschied beträgt nur wenige Meter. Zu den Kosten für die Talabfahrt kommen in der Regel noch die Fahrkarten für den Lift bergauf hinzu.
Die Höchstgelegene
Auch hier punktet der Alpine Coaster in Oberammergau. Die Kolbensattelhütte am Startpunkt liegt auf 1270 Metern Höhe. Sie ist zu Fuß, mit dem Mountainbike oder im Kolbensessellift von Oberammergau aus erreichbar.
Die Spektakulärste
Die seit 1997 bestehende Wannenbahn in Garmisch-Partenkirchen (2,50 Euro) wurde im Sommer 2013 um 200 auf 850 Meter verlängert und mit einem spektakulären Drei-Etagen-Kreisel ausgestattet – einzigartig in Deutschland. Der höchste Punkt der Bahn liegt zwölf Meter über dem Erdboden, Panoramablick inklusive.
Die Ältesten
Quasi die Mutter aller heutigen Sommerrodelbahnen liegt auf der Wasserkuppe in der Rhön und ist 1975 in Betrieb genommen worden (3 Euro). 1989 ist eine zweite parallele Wannen-Bahn hinzugekommen. Es können also auf zweimal 700 Metern „Wettrennen“ gefahren werden. Noch älter ist eine Variante im Freizeitpark Sommerrodelbahn im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren (0,50 Euro). Sie besteht seit 1926. Hier geht es auf echten Holzschlitten schienengeführt rund 100 Meter einen Berg hinunter.
Die Nördlichste
Rodelbahnen benötigen rein physikalisch die Talfahrt, weswegen im Norden Deutschlands das Angebot dünn gesät ist. Allerdings gibt es auf einer steilen Wiese am Stadtrand von Bergen auf Rügen seit Sommer 2005 die am weitesten im Norden gelegene Sommerrodelbahn der Republik (2 Euro). Zwar reichen 27 Meter Höhenunterschied und 700 Meter Länge nicht zum Eintrag in ein Rekordbuch, doch eine günstige Gaudi ist der Alpine Coaster allemal.
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Wie fährt man auf Sommerrodelbahnen?
Julian von Schleinitz, dreimaliger Junioren-Weltmeister im Einsitzer aus Schönau am Königssee, erklärt: „Die Zentrifugalkraft drängt die Fahrer in der Kurve nach außen und oben und wächst quadratisch mit der Geschwindigkeit.“ Er rät daher, sich „nach innen in die Kurven zu legen“ und die auf Sommerrodelbahnen vorhandene Bremse einzusetzen. „So kann man sich ans schnellere Fahren herantasten und bekommt ein Gefühl für den Schlitten.“ Außerdem: „Über schönes, gleichmäßiges Fahren kommt man eher auf eine gute Zeit als im Hau-Ruck-Verfahren.“