11. Juli 2014, 10:35 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Einfach nur von A nach B wandern ist altmodisch. Wandersleute und Spaziergänger wollen heutzutage unterhalten werden – ob mit Luchsen oder mitten in der Nacht. Tourismusverbände lassen sich einiges einfallen.
Zum Froschkonzert, mit Champagner oder ganz ohne Schuhe: Wandern liegt nach Angaben von Tourismusexperten voll im Trend. „Die Leute wollen aber nicht nur stumpf wandern“, sagt etwa Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. „Sie wollen Erlebnisse und die Natur genießen.“ Dabei darf die Tour auch gerne etwas ausgefallener werden. Hier sind 13 besondere Vorschläge, unter denen selbst ausgemachte Wandermuffel das Passende finden dürften:
Für Verliebte
Auf ins Rendezvous mit Wanderschuhen? Möglich ist das im Harz (Niedersachsen). Im Goslarer Stadtteil Hahnenklee-Bockswiese stehen auf sieben Kilometern 25 handgefertigte Holzbank-Unikate (siehe Foto oben). Jede ist einem besonderen Hochzeitstag gewidmet. Vom Tag der Heirat bis zur extrem seltenen Kronjuwelenhochzeit, die nach 75 Ehejahren gefeiert wird, ist alles dabei. Zu viel Hoffnung auf romantische Zweisamkeit sollten sich verliebte Paare aber nicht machen. „Etwa 250.000 Menschen wandern jedes Jahr auf dem Liebesbankweg“, schätzt Isabel Junior, Tourismus-Chefin in Hahnenklee.
Für Burgfans
Wandern, wo der Rhein am atemberaubendsten ist – das geht auf dem Rheinsteig (Rheinland-Pfalz). Hinter jeder Kurve ein neues Postkartenmotiv. 320 Kilometer auf schmalen Wegen vom Rheingau bis ins Siebengebirge mit berauschenden Blicken auf Burgen und Ruinen. Anspruchsvoll, aber einmalig schön.
Für Sportskanonen
Ein Smartphone oder Tablet ist unerlässlich auf dem „Green Sport Parcours“ in Egestorf (Niedersachsen). Die Fitnessübungen entlang des acht Kilometer langen Wegs gibt es direkt auf das Smartphone. An zehn Stationen sind sogenannte QR-Codes angebracht. Werden diese mit Smartphone oder Tablet gescannt, können Videos mit Fitnessübungen und Tipps von Ex-Leichtathletin Heike Drechsler abgespielt werden. Als Sportgeräte dienen etwa ein Baumstumpf, Brückengeländer oder eine Parkbank. Einen weiteren Hightech-Trimm-Dich-Pfad gibt es in Hamburg.
Für Luxusbewusste
Das Zielpublikum ist für Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, schon klar, bevor die erste Wanderung überhaupt stattfindet: Touristen aus Hamburg. Sie sollen zum Sonnenuntergang den 169 Meter hohen Wilseder Berg im Heidekreis erklimmen und zur Belohnung auf einer Aussichtsplattform Champagner schlürfen dürfen. Wann die erste Wanderung stattfinden soll, ist nach Angaben des Tourismusmanagers aber noch unklar.
Für Weinliebhaber
Der Wiiwegli-Wanderweg – das sind 77 beschwingte und beschwipste Kilometer, die sich im Schutz des schönen Schwarzwaldes durch Weinberge und Obstplantagen schlängeln und immer in einer gemütlichen Winzerstube enden. Hier wartet schon eine deftige Speckvesper mit knusprigem Bauernbrot und ein Gläschen Gutedel. Der Genusstrip beginnt in Freiburg und endet in Weil am Rhein.
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Für Barfußläufer
Natur pur direkt unter den Füßen: Wer sich die Füße von Zapfen, Rindenmulch oder Matsch massieren lassen möchte, kann dies auf zahlreichen Barfußpfaden im Land tun. So etwa im Barfußpfad Hochsolling bei Silberborn (Niedersachsen). An 25 Stationen können dort auf einem Kilometer Länge die Füße gelüftet werden. Weitere Barfußpfade gibt es unter anderem in Bad Wünnenberg im Sauerland (NRW), In Frankenheim in der Rhön (Thüringen) und in Bad Sobernheim an der Nahe (Rheinland-Pfalz).
Für Technikfreaks
Markierungen bei einer Schnitzeljagd von Hand einsammeln war gestern. Schwer im Trend liegt die elektronische Schnitzeljagd (Geocaching). Mit Satellitennavigationsgerät (GPS-Gerät) ausgestattet gilt es Verstecke zu finden. Im Internet oder Geocaching-Führern werden im Vorhinein nach unterschiedlichen Kriterien Verstecke herausgesucht. Die Zielkoordinaten flugs in das GPS-Gerät eingegeben – los geht’s. Nicht jedes Versteck kann direkt gefunden werden. Manchmal muss noch ein Rätsel gelöst werden.
Für Nudisten
Der erste offizielle Nacktwanderweg Deutschlands wurde im Mai 2010 vom Gastwirt und Campingplatz-Betreiber Heinz Ludwig im Harz ins Leben gerufen. Der „Harzer Naturistenstieg“ befindet sich zwischen Wippra und Dankerode (Sachsen-Anhalt). Die Strecke ist 18 Kilometer lang und führt von Dankerode aus über die Leuschner Brücke durch das Wippertal zur Wippertalssperre und zurück. Damit es zu keinen peinlichen Situationen kommt, ist der Pfad gut ausgeschildert: „Willst Du keine Nackten sehen, willst Du hier nicht weitergehen!“ Die Wanderkarte ist für 2,95 Euro erhältlich. Wo Sie in Deutschland sonst noch nackt wandern können, erfahren Sie hier.
Für Tierliebhaber
Luchse, Frösche oder Vögel: Einige Tourismusverbände haben Tierwanderungen im Programm. Zusammen mit Experten wie Biologen oder Ornithologen werden die Wanderschuhe geschnürt und die Tierwelt entdeckt. Etwa in Bad Harzburg: Von dort kann zu einer Wildtierbeobachtungsstation gewandert werden. Das Interesse daran ist groß. „An manchen Tagen stehen bis zu 350 Menschen im Wald“, sagt Friedhart Knolle, Sprecher des Nationalparks Harz. Von einem Hochsitz aus kann Rotwild beobachtet werden. In der Lüneburger Heide werden Touren zu Laubfroschkonzerten, Heidschnucken und Ameisenbauten angeboten. Und im Nationapark Bayerischer Wald gibt es Führungen, bei denen Interessenten die heute und ehemals im Bayerischen Wald lebende Tiere, deren Lebensraum und Lebensweise kennenlernen.
Für Abenteurer
Fast 170 Meter tief hat sich die Wutach in den Südschwarzwald gefräst. Tosende Wasserfälle und bemooste Felswände begleiten den Wanderer auf dem 119 Kilometer langen Trip durch Deutschlands wildeste Ecke, den Schluchtensteig. Immer umschwirrt von Eisvögeln und Wasseramseln. Achtung: Nichts für Wanderanfänger!
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Für Nachtaktive
Mit einem sogenannten Batdetektor ausgerüstet können Wanderer auch auf Fledermauspirsch gehen. Mit den Detektoren werden die Laute der Tiere dabei für den Menschen wahrnehmbar gemacht. Die besondere Nachtwanderung gibt es zum Beispiel im Harz (Niedersachsen) oder in den Kalkberghöhlen in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein). Wer es romantisch mag, kann auch Vollmondwanderungen unternehmen – etwa in der Lüneburger Heide, in der Rhön oder am Rothaarsteig.
Für Gesundheitsbewusste
„Gesundheits- und Kräuterwanderungen stehen zurzeit hoch im Kurs“, sagt die Geschäftsführerin von Weserbergland Tourismus, Petra Wegener. In vielen Regionen Deutschlands führen zertifizierte Gesundheitswanderführer durch Wälder und über Wiesen. Kostbarkeiten am Wegesrand lassen sich bei Kräuterwanderungen entdecken. Pflanzenexperten erklären dabei, welches Grün genießbar ist und von welchem Kraut man besser die Finger lassen sollte.
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Für Drachenfans
Der heilige Magnus tötete einst der Legende nach im Tiefental bei Roßhaupten im Allgäu einen Drachen und nahm den Menschen so die Angst vor Naturgeistern. Ein neuer Drachenweg im Allgäu will Besuchern die sagenumwobenen Erinnerungen aus grauer Vorzeit nahe bringen, teilt die Tourismusgemeinschaft Südliches Allgäu mit. Entlang des rund einstündigen Rundwegs liegen Stationen, die über Begebenheiten vor Ort und den Drachenmythos informieren. Dazu gehört zum Beispiel der steinerne Drache an der Tiefentalbrücke genau wie das Drachenbrünnle im Bachtal.