9. Mai 2019, 7:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Für viele Wanderer sind Berghütten ein Pausenplatz während einer Tagestour. Andere nutzen sie als Nachtlager vor einem Gipfelsturm. Doch auch als Etappenziele bei mehrtägigen Wanderungen sind Hütten immer beliebter. Für solche Touren zählt die richtige Vorbereitung.
Auf dem schweren Holztisch dampft Kaffee, die Sonne schickt erste Strahlen über die Gipfel. Einige Mitwanderer machen sich schon startklar.
Dass das dritte Mal hintereinander ein Schnarcher im selben Matratzenlager übernachtet hat – geschenkt! Denn erneut steht ein schöner Tag in den Bergen bevor, der auch heute wieder in einer Hütte enden wird – hoch über allem, weit weg von Straßenlärm, Ferienhotels und anderem Trubel.
Mehrtägige Wanderungen von Hütte zu Hütte sind immer populärer geworden. Das stellt auch der Deutsche Alpenverein (DAV) fest, der insgesamt 321 Hütten betreibt.
Die Motivation sei oft nicht der Bergsport, sagt DAV-Sprecher Thomas Bucher: „Viele machen das nicht aus alpinistischem Antrieb. Die wollen nicht auf einen Gipfel.“ Stattdessen gehe es darum, sich zu erholen, Entschleunigung und die Natur zu erleben sowie Erfahrungen zu machen, die der Alltag nicht bietet – zum Beispiel, sich nur mit kaltem Wasser waschen zu können.
Eine Hüttenwanderung zu beginnen, sollte keine spontane Idee sei. Es braucht einigen Vorlauf. Fünf wichtige Schritte:
1. Die richtige Tour auswählen
Er könne nur empfehlen, kreativ zu sein und nicht auf ausgetrampelten Pfaden zu wandern, sagte Bucher in einem dpa-Themendienst-Gespräch. Manche Hüttentourenwege seien inzwischen völlig überlaufen, etwa die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran auf dem Europäischen Fernwanderweg E5. Wanderer seien da oft „in einem Pulk mit vielen Hundert Leuten unterwegs“. Und es komme nicht selten vor, dass sie auf oder unter dem Tisch übernachten müssen, weil keine Schlafplätze frei sind. Von Juni bis September seien die Hütten entlang dieser sieben- bis achttägigen Wanderroute „massivst ausgebucht“.
Als Alternativen empfiehlt der DAV, andere Alpenüberquerungen oder die Durchquerung einzelner Gebirgsteile ins Auge zu fassen. Weniger überlaufen seien zum Beispiel die Fernwanderwege vom Walchensee in Oberbayern zum Iseosee in Italien sowie die Strecke München-Venedig. Beide dauern insgesamt 28 Tage und lassen sich in Etappen auf mehrere Urlaubsreisen verteilen.
Bei den Gebietsdurchquerungen biete sich zum Beispiel an, an der deutsch-österreichischen Grenze vier oder fünf Tage lang durch das Karwendelgebirge zu laufen. Ob im Chiemgau oder Stubaital: „In fast jedem Gebiet gibt es Hütte-zu-Hütte-Wanderungen.“
2. Die Reservierungsfrage klären
Für viele Hütten gilt: Je früher der Schlafplatz reserviert wird, desto besser. Entlang des E5 sei es vermutlich zwei Monate vor der geplanten Ankunft schon zu spät, schätzt Bucher.
Bei der Planung können auch Fremdenverkehrsämter helfen: Beim Berliner Höhenweg im Zillertal in Tirol zum Beispiel ließen sich über den örtlichen Tourismusverband die Nächte durchbuchen. Die Wanderer müssen nur sagen, an welchem Tag sie starten und ob sie im oder gegen den Uhrzeigersinn laufen wollen.
Daneben gibt es Touren, bei denen es auch im Hochsommer reiche, von einer Hütte aus telefonisch die nächste zu reservieren – zum Beispiel auf dem Karnischer Höhenweg an der Grenze von Österreich und Italien.
3. Frühzeitig einstimmen – und einlaufen
Wer keine Vorerfahrung hat, sollte „überhaupt erstmal eine Hütte besuchen und dort eine Nacht verbringen, um das Erlebnis besser einschätzen zu können“, empfiehlt Bucher. Gleich eine komplette Woche am Stück wandern zu wollen, sei für Einsteiger sicherlich zu viel.
Anschließend gilt es, sich körperlich fit zu halten und Schritt für Schritt auf die längere Tour vorzubereiten. Aussehen kann das zum Beispiel so: Im Mai eine erste kurze Tageswanderung machen, im Juni und Juli dann weitere – und die ernsthafte Tour folgt im August.
4. Das Gepäck so klein wie möglich halten
„Alle Unerfahrenen nehmen zu viel mit“, ist Buchers Beobachtung. Es gebe sogar Wanderer, die einen Föhn einpacken, der aber nur Ballast ist und oft gar nicht funktioniert, weil es auf vielen Hütten keine Steckdosen gibt. Der Alpenverein rät, auch bei Mehrtagestouren einen Rucksack zu wählen, dessen Volumen 35 Liter nicht überschreitet und maximal etwa zehn Kilogramm wiegt.
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Unverzichtbar auch im leichten Gepäck sind Wetterschutz, Biwaksack und Erste-Hilfe-Ausrüstung. Mitzunehmen sind auch ein Hüttenschlafsack und ein Handtuch. „Auf den meisten Hütten wird Halbpension angeboten. Das würde ich allen empfehlen, weil das den Rucksack massiv entlastet, weil man eben nicht für mehrere Tage Essen mit einstecken muss“, erklärt Bucher.
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5. Handy, Strom und das nötige Kleingeld
Ein Handy mitzunehmen, ist schon wegen des Wetterberichts sinnvoll. Wichtig ist dann auch eine kleine Powerbank, um das Gerät in Hütten ohne Steckdosen wenigstens einmal wieder aufladen zu können. „Ich laufe viel mit dem Handy im Flugmodus und mache es nur an, wenn ich es wirklich brauche“, nennt Bucher einen Stromspartipp.
Weil die Hütten in der Regel nur Bargeld akzeptieren, sollte der Geldvorrat nicht zu knapp bemessen sein. In den Ostalpen am besten mit 45 bis 50 Euro pro Person und Nacht rechnen – plus Ausgaben für Getränke.