16. September 2021, 17:26 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wandern im Harz ist anspruchsvoller, als man vielleicht denken mag. Denn in dem nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands gibt es einige sehr steile Aufstiege. Und gleich mehrere Fernwanderwege mit 100 Kilometern Länge oder mehr. TRAVELBOOK stellt 5 schöne Routen vor.
Ob hinauf zum Brocken, entlang an der Bode oder auf den Spuren Heinrich Heines durchs Ilsetal – der Harz bietet zahlreiche Wandermöglichkeiten inmitten einer wildromantischen Natur. Wandern im Harz – TRAVELBOOK zeigt fünf schöne Routen.
Inhaltsverzeichnis
1. Wandern im Harz auf dem Hexenstieg
Der Hexenstieg, der die Städte Osterode am südwestlichen und Thale am nordöstlichen Harzrand miteinander verbindet, ist der wohl berühmteste Wanderweg im Harz. Knapp 100 Kilometer lang ist er, und es gibt mehrere Variationsmöglichkeiten. Am beliebtesten ist die Tour über den Brocken, den höchsten Gipfel des Harzes. Die Hexe weist den Weg, und dank perfekter Ausschilderung kann man sich nicht verlaufen.
2. Durchs wilde Bodetal
Der etwa zehn Kilometer lange Weg von Thale nach Treseburg (oder umgekehrt) ist Teil des Hexenstieges, aber man kann ihn natürlich auch als eigenständige Strecke begehen. Auf einem schmalen und teilweise sehr steilen Weg geht es an der Bode entlang durch die wildromantische Landschaft mit steilen Felsen, brodelndem Wasser und grandiosen Ausblicken. Eine solche Canyon-Landschaft mit Felshängen erwartet man in Deutschland eigentlich nicht. Etwa drei Stunden muss man einplanen, oft auch mehr, denn der Weg kann durch Geröll schwierig zu passieren sein.
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Unterwegs kommt man an Felsen mit originellen Namen wie Gewitterklippen, Teufelskanzel und Steinerne Kirche vorbei, wandert auf der Teufelsbrücke über die Bode, begegnet Goethe am nach ihm benannten Felsen und genießt von der Prinzensicht aus den Blick über die Schlucht. Wer später nicht auf dem gleichen Weg zurückwandern will, kann den Bus nehmen, der regelmäßig verkehrt (z. B. Linie 263).
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3. Auf dem Goetheweg zum Brocken
Auch der Goetheweg ist Teil des Hexenstiegs und gleichzeitig eine traumhafte Einzeltour. Er führt von Torfhaus auf den Brocken und zurück und ist ziemlich anspruchsvoll. Was aber auch an der Länge von 18 Kilometern liegt. Seinen Namen trägt der Weg, weil Goethe am 10. Dezember 1777 von Torfhaus aus auf den Brocken gewandert ist. Ob der heutige Weg die damalige Route des Dichters war, ist unklar, aber er lohnt sich sehr. Vom Nationalpark-Haus aus geht es auf dem mit einem „G“ gekennzeichneten Weg durch eine moorige Landschaft, vorbei an Bäumen, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind und unter denen neues Grün sprießt.
Neben dem Weg verläuft zeitweise ein Wassergraben, der Teil des Unesco-Welterbes „Oberharzer Wasserwirtschaft“ ist. Bald wird es steil – es geht auf dem ehemaligen Grenzstreifen nach oben, später neben den Gleisen der Brockenbahn entlang bis zum geteerten Weg auf den Brocken. Beim Rückweg sollte man kurz vor Torfhaus einen Holzbohlenweg nach rechts nehmen. Er führt durchs Große Torfhausmoor, eines der größten und ältesten Moore im Harz. Wichtig: Wer den Goetheweg geht, sollte feste Wanderstiefel tragen und eine Jacke mitnehmen, denn auf dem Brocken kann es auch im Sommer kühl werden.
4. Wandern im Harz Durchs wildromantische Ilsetal
Goethe war nicht der einzige Dichter, der im Harz gewandert ist. Auch Heinrich Heine liebte die Landschaft. Er war 1824 im Harz und schrieb später seine Erinnerungen in der „Harzreise“ auf. Nach ihm ist ein sehr schöner Wanderweg durchs Ilsetal benannt. Auch dieser Rundwanderweg ist anspruchsvoll: 800 Höhenmeter und 22 Kilometer Strecke sind zu bewältigen, aber die Ausblicke entschädigen für jede Anstrengung. Vom Wanderparkplatz in Ilsenburg aus geht es durch Buchenwälder und vorbei an Felsgestalten am Flüsschen Ilse entlang. Der Pfad, an dem einige Tafeln mit Heine-Zitaten stehen, führt an den Ilsefällen vorbei.
Nach einiger Zeit lichtet sich der Wald und man sieht den Brocken. Der Aufstieg ist steil, anstrengend und wunderschön. Anfangs geht es auf einem sehr schmalen Weg nach oben, später auf dem Kolonnenweg bis auf den Brockengipfel. Zurück geht es auf dem gleichen Weg. Oder mit der Brockenbahn nach Wernigerode und von dort mit dem Bus 260 nach Ilsenburg zurück. Info: Mit der Kurkarte, die jeder Urlauber bekommt, fährt man kostenlos mit dem Bus.
5. Unterwegs „Auf dem Acker“
Wandern im Harz – das muss nicht immer der Brocken sein. Der Wanderweg, der auf dem Höhenzug mit dem Namen „Auf dem Acker“ entlang führt (der Name stammt vom mittelhochdeutschen Wort „agger“ = „Kamm“), ist eine traumhafte Strecke mit zerklüfteten Felsen am Wegesrand und mit Einkehr im Gasthaus Hanskühnenburg. Los geht es am Parkplatz Stieglitzecke (an der Bundesstraße 242 südlich von Altenau) auf der Reitstieg-Loipe. Nach einer Weile zweigt die „Ackerstraße“ links ab, die man ebenfalls nehmen kann. Oder man geht weiter geradeaus. Hier weist bald ein Schild darauf hin, dass nun festes Schuhwerk nötig ist.
Und tatsächlich wird der Weg schmal, steinig und ist mit Wasserläufen durchsetzt. Meist ist es eben, mit Ausnahme eines sehr anstrengenden Aufstiegs. Es geht durch eine wunderschöne Moorlandschaft mit Blaubeerbüschen, noch nicht ausgewachsenen Fichten, abgestorbenen Bäumen, bizarren Felsen und weiter Sicht. Ein Höhepunkt der Wanderung ist die Hanskühnenburgklippe. In der nahen Gaststätte kann man einkehren und danach entweder auf dem gleichen Weg zurückwandern oder dem breiten Weg ins Tal folgen und dann links abbiegen, zurück über die Ackerstraße zur Stieglitzecke.
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Weitere Wanderwege im Harz: Baudenstieg und Grenzweg
Weitere reizvolle Wege sind der 113 Kilometer lange Kaiserweg, der von Goslar bis nach Tilleda am Kyffhäusergebirge führt und der Harzer Baudensteig, der nach den Gaststätten (Bauden) im Harz benannt ist. Er führt von Bad Grund zum Kloster Walkenried (100 Kilometer Länge). Der Harzer Grenzweg schließlich (91 Kilometer) führt entlang der einstigen Grenze auf dem Grünen Band vom Grenzturm Rhoden am Fallstein über den Brocken bis zum Grenzmuseum Tettenborn bei Bad Sachsa.
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(Text: Silke Böttcher)