7. Juni 2021, 5:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Natürlich lässt sich ein Fluss auf einer Brücke überqueren. Aber haben Sie schon einmal eine Schwebefähre ausprobiert? Falls nicht: Auf einer Reise auf der Deutschen Fährstraße ist das möglich.
Nur noch acht Schwebefähren gibt es auf der ganzen Welt. Und nur eine von ihnen liegt in Deutschland: „Osten-Hemmor“ im Landkreis Cuxhaven in Niedersachsen.
Eine Schwebefähre fliegt natürlich nicht magisch durch die Luft. Sie hängt an Stahlstreben unter einer Brücke. In der Gemeinde Osten zuckelt die grüne Gondel unter einem fast 40 Meter hohen Gerüst aus Stahl. Das Surren des Elektromotors begleitet die Überfahrt. Maximal 7,5 Tonnen oder 100 Personen auf einmal können auf diese Weise über den Fluss Oste transportiert werden.
Die Schwebefähre Osten-Hemmoor ist ein Höhepunkt der Deutschen Fährstraße. Die touristische Ausflugsroute führt von Bremervörde hinauf zur Kieler Förde. Genau genommen sind es gleich mehrere Routen: eine für Radfahrer (232 Kilometer), eine für Wassersport-Touristen (185 Kilometer) und eine für Auto, Wohnmobil- und Motorradfahrer (260 Kilometer).
Maritime Museen an Oste, Elbe, Nord-Ostsee-Kanal und Kieler Förde gehören zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke.
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Wie eine umgedrehte Straßenbahn
Fährmann Wolfgang Knieling ist Mitglied der Fördergesellschaft zur Erhaltung der Schwebefähre Osten-Hemmoor. Der Pensionär beschreibt die Schwebefähre als „eine umgedrehte Straßenbahn, die an den Schienen hängt und elektrisch betrieben wird.“
„Bis 1909 fuhr hier eine Prahmfähre“, erzählt Knieling. Eine solche Fähre findet man knapp 20 Kilometer entfernt bei Brobergen. Gebaut als handgezogene Seilfähre, ist sie knapp 18 Meter lang und 5,45 Meter breit. Zehn Tonnen und 30 Personen sind zugelassen. Prahm bezeichnet dabei den Typ – eine flache Fähre, meist mit schlankem Rumpf. Motorisiert ist die Ostefähre Brobergen seit 1926, das Seil wird aber nicht mehr vom Fährmann, sondern von einer Winde gezogen.
Eine der letzten, handbetriebenen Prahmfähren verbindet noch immer Gräpel und Ostendorf. Über die an dieser Stelle 25 Meter breite Unteroste zieht der Fährmann mittels Muskelkraft. Wer die Fährglocke schlägt oder „Fährmann, hol över“ ruft, bekommt Bizepsbeistand.
Die ehemalige zweite Schwebefähre der Deutschen Fährstraße ist außer Betrieb. Lange fuhr sie unter der Rendsburger Eisenbahn-Hochbrücke. Doch 2016 kam es dann zum Zusammenstoß mit einem Fährschiff. Die Fähre wurde abgehängt. Der Neubau soll im Sommer 2021 fertig sein.
Die älteste Schwebefähre hängt in Spanien
Die Idee zur Deutschen Fährstraße stammt von Jochen Bölsche. Zur Gründung des Weltverbands der Schwebefähren reiste der Autor 2003 an den spanischen Königshof. „Die Mutter aller Schwebefähren steht nämlich im spanischen Bilbao“, erklärt Bölsche. Die Puente de Vizcaya wurde bereits 1893 eröffnet. Sie ist noch immer in Betrieb.
Zurück in Deutschland ging es um die Frage, wie die deutschen Schwebefähren besser vermarktet werden könnten. „Meine Idee war eine Straße, die beide Fähren verbindet“, erinnert Bölsche. Schnell sei die Überlegung ausgeweitet worden, die Route Bremervörde-Kiel stand. Unterwegs wurden alle Highlights gesammelt, die thematisch passten.
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Heiraten auf der Deutschen Fährstraße
So bietet die Deutsche Fährstraße nahezu alle jemals von Menschen erdachten Möglichkeiten, Gewässer zu queren: Schleusen, Furten, Sperrwerke, Fähren, Brücken, Tunnel. Von Wischhafen in Niedersachsen fährt die Elbfähre nach Glückstadt in Schleswig-Holstein. Hier heißt es nun endgültig Abschied nehmen von der Oste, hallo Elbe.
Entlang des Nord-Ostsee-Kanals geht es quer durch Schleswig-Holstein nach Kiel. Unterwegs wartet noch die „Else“ auf ihren Einsatz. Die Seilfähre über die Stör von Bahrenfleth nach Beidenfleth hat eine lange Geschichte. Seit über 400 Jahren gibt es dort Überfahrten.
Wer will, hat sogar die Möglichkeit, sich auf „Else“ trauen zu lassen. In diesem Fall bietet sich natürlich eine Hochzeitsreise über die Deutsche Fährstraße an.