27. Februar 2015, 10:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Gerade erst sind die Reise-Blogger Julien und Sally in Antigua unfreiwillig mitten in eine Vulkanausbruch geraten – und schon zieht es sie erneut zu einem aktiven Vulkan: In Nicaragua haben sie den brodelnden Cerro Negros bestiegen, um anschließend mit einem Brett über das heiße Vulkangestein wieder runterzudüsen. Ihr Vulkan-Boarding-Abenteuer haben die Weltreisenden mit der Go-Pro gefilmt.
Der Vulkan ist aktiv, aus seinem Schlund steigt stechender Schwefeldampf auf. Oben ist der Boden so heiß, dass man die Hand nur ein paar Sekunden über das Vulkangestein halten kann. Fast 45 Grad geht es an der Flanke des Cerro Negros im Norden Nicaraguas runter. Wir wollen diesen Vulkan heruntersurfen. Auf ein paar Brettern!
Eine Stunde dauert die Fahrt aus Léon, einer wunderschönen kolonialen Kleinstadt in der Mitte des mittelamerikanischen Landes. Die letzten Kilometer graben sich die Räder des Geländewagens in den losen Asche-Sand der Piste. Dann geht es hoch, zu Fuß. Wir sind rund 300 Meter über dem Meeresspiegel, der Gipfel des Cerro Negros liegt auf 700 Metern – in der Mitte geht es steil an der Flanke des qualmenden Ungetüms hoch. Die Bretter müssen wir fest umklammern, Windböen drohen, sie mit uns in den Abgrund zu reißen.
Dann stehen wir oben. Schauen runter. Und können das Ende des Abhangs nicht sehen, den wir herunterfahren sollen, weil dieser nach einer kleinen Erhebung noch steiler wird. Sehr steil. Angst, Respekt, Vorfreude.
Wir ziehen die Schutzanzüge an, setzen die Brillen auf. Letzte Sicherheitstipps von unserem Guide: „Nicht schreien, Mund zu! Es werden Staub und Steine auf euch zufliegen.” Manch einer hat sich hier schon Knochen gebrochen, der Rekord liegt irgendwo bei 90 km/h, normale Fahrer kommen auf 50, sagt er uns.
50 Sachen, nur ein Brett zwischen uns und dem spitzen Lava-Gestein. Lenken über Gewichtsverlagerung. Wenn der Schlitten ausbricht, Fuß in den Boden rammen zum Gegenlenken.
Der Anfang ist holprig, nicht wie auf Schnee, ich spüre den Widerstand des Gerölls. Dann nimmt das Brett Geschwindigkeit auf, ich verlagere das Gewicht nach hinten zum Beschleunigen. Es wird schnell – und der steilere Abschnitt liegt noch vor mir. Knapp 45 Grad – auf dieser fast perfekten Diagonale schieße ich auf einem Stück Holz runter. Die Steine fliegen mir ins Gesicht, Staub landet im Mund. Ich muss die Füße zwei, drei Mal in den Boden rammen, mit ganzer Kraft, um in der Spur zu bleiben. Um mich herum nur schwarzer Stein, schwer zu sagen, wie schnell ich fahre. Gefühlt: 100 km/h!
Unten ein Blick zurück: Diese Steilwand bin ich gerade hinuntergerast. Unfassbar. Ich kann es nicht glauben. Als der Adrenalinspiegel abfällt, bleibt der Vulkan-Staub. In den Haaren, auf der Haut, zwischen den Zähnen. Aber die Dusche muss noch acht Stunden warten. In ganz Léon ist das Wasser ausgefallen.
Lesen Sie von Sally und Julien, die zusammen den Blog ersieweltreise.de betreiben.