9. Oktober 2017, 16:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer in Costa Rica das Abenteuer sucht, muss in die Region Guanacaste fahren. Keine Brücke, von der man nicht springen kann. Kein Fluss, dessen Wellen nicht zum Rafting einladen und keine Bäume, zwischen denen kein Drahtseil gespannt ist. Besonders Ziplining lockt immer mehr Touristen auf die Bäume. TRAVELBOOK hat den Drahtseilakt selbst ausprobiert.
Unter mir rauscht das Blätter-Dach vorbei. Meine Angst- und Freudenschreie lassen Vögel auffliegen, bringen Affen zum Toben. Mit 70 Sachen rase ich über den Dschungel. Mein Leben hängt nur an einem dicken Drahtseil. Angst, Abenteuer, Adrenalin: Das ist Ziplining in Costa Rica.
Nach einer kurzen Instruktion zieht unsere Gruppe los. Fünf Guides betreuen zehn, noch zumeist großmäulige, Touristen. Doch die Angeberei weicht ganz schnell der Ehrfurcht. Wir besteigen die erste Plattform und schauen in eine Schlucht.
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Der Tarzan-Schwung
Der Betreuer hakt mich am dicken Drahtseil fest und befestigt eine Rolle auf dem Seil. In perfektem Englisch erklärt er mir, wie ich 50 Meter über dem Boden die Balance halte und bremse. Ich nicke, verstehe aber kein Wort. Wahrscheinlich, weil mein Herz zu laut klopft.
„Vamos“, lächelt er mir zu und gibt mir einen leichten Schubs. Es reicht, dass ich die Plattform verlasse und mit baumelnden Füßen über der Schlucht hänge. Die Rolle nimmt Fahrt auf, das schräg gespannte Seil bringt mich ganz schnell auf Höchstgeschwindigkeit. Nach 30 Sekunden ist der Adrenalin-Kick vorbei. Am Ende der Bahn empfängt mich ein anderer Guide, koppelt mich ab.
Kurze Verschnauf-Pause, dann geht’s zum nächsten Drahtseilakt. Insgesamt schieße ich über 13 Seile durch den Urwald. Eines davon ist nicht gespannt. Warum, wird mir schnell klar. Ich stehe auf einer Plattform und schaue 20 Meter in die Tiefe. Das dichte Blätterdach lässt kaum Licht in den Dschungel. Es reicht aber, um zu sehen, was mich erwartet: der Tarzan-Schwung.
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Wieder werde ich in ein Gestell gehängt, wieder höre ich ein lächelndes „Vamos“. Keine Ausreden, schließlich sind die drei Teeanger-Mädchen aus den USA gerade auch gesprungen: Ich springe, ich schreie, ich zittere. Nach fünf Metern freiem Fall spannt sich das Seil mit einem Ruck. Jetzt weiß ich, warum es Tarzan-Schwung heißt. Ich schaukele durch den Urwald. 40 Meter hin, 40 Meter zurück. Das Einzige, was an Tarzan erinnert, ist mein Schrei. Der hat aber weniger mit Freude als mit Angst zu tun.
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Der „Superman-Flight“
Nach dem Held des Urwalds geht’s weiter zum nächsten Super-Helden, dem „Superman-Flight“ – der krönende Abschluss dieses Adrenalin-Abenteuers im Urwald. Ich werde wieder in ein Gestell gehängt, diesmal aber kopfüber. Die Schlucht ist breiter, höher und grüner. Der Guide gibt mir den obligatorischen Stoß und ich rausche los. Das Seil ist über ein Kilometer lang – und in 70 Metern Höhe gespannt.
Mit nach vorne ausgestreckten Armen rase ich wie Superman meinem Ziel entgegen. Ein Ruck bremst nach einer knappen Minute die Fahrt und weckt mich unsanft aus meinen Superman-Träumen.