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TRAVELBOOK-Interview

Sicherheitsrisiko! Experte: »Diese Länder sollten Urlauber meiden

Sven Leidel ist Experte für Reisesicherheit. Von einigen Ländern rät er Urlaubern derzeit ab
Sven Leidel ist Experte für Reisesicherheit. Von einigen Ländern rät er Urlaubern derzeit ab. Foto: Getty Images/osmozoo; Sven Leidel; Collage: TRAVELBOOK
Nuno Alves
Chefredakteur

8. Januar 2024, 17:26 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Nach der Coronapandemie haben viele Menschen wieder das Reisen für sich entdeckt. Gleichzeitig sollten sich Urlauber derzeit bei der Wahl der Ziele aufgrund von Kriegen, regionalen Konflikten und erhöhter Terrorgefahr besonders gut informieren. Zudem gibt es auch Risiken, die viele auch an vermeintlich sicheren Orten unterschätzen. TRAVELBOOK hat den Reisesicherheitsexperten Sven Leidel gefragt, worauf Urlauber achten sollten, wie sie sich schützen können – und von welchen Ländern er gerade abrät.

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Gewaltsame Konflikte, Kriege und angespannte Sicherheitslagen machen viele Regionen der Welt ohnehin nicht zu klassischen Destinationen für einen Urlaub. Aber auch Reiseziele, die als sicher gelten, bergen Risiken. Sven Leidel ist Experte für Reisesicherheit und hat mehr als 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet und ist Autor des „Handbuchs Reisesicherheit“. Im Interview mit TRAVELBOOK verweist er u. a. auch auf Aspekte wie Verkehr, Gesundheit und den Schutz digitaler Daten und nennt die Länder, in die man zurzeit besser nicht reisen sollte.

TRAVELBOOK: Was unterschätzen Urlauber beim Thema Reisesicherheit Ihrer Meinung nach am meisten bei der Planung?
Sven Leidel: „Nach meiner Wahrnehmung sind das vor allem Themen wie medizinische Vorbereitung, Auslandskrankenversicherung, allgemeine Sicherheitslage am Urlaubszielort, digitale Sicherheit, etwa in Bezug auf Smartphones, Tablets und Ähnliches sowie kulturelle Besonderheiten und Sensibilität.“

Auch Verkehrssicherheit wird häufig unterschätzt. Wie kann man sich hier einerseits als Fahrer oder auch nur als sonstiger Verkehrsteilnehmer im Vorfeld wappnen?
„Die Verkehrssicherheit ist in der Tat ein entscheidender Aspekt, dem oft nicht genügend Beachtung geschenkt wird. Dabei könnten sich sowohl Fahrer als auch andere Verkehrsteilnehmer durch verschiedene Maßnahmen im Vorfeld besser auf die Gegebenheiten vor Ort vorbereiten. Dies inkludiert etwa, dass man sich vorher über Verkehrsbesonderheiten informiert, Fahrtrouten anschaut und heraussucht sowie Fahrten in den Abendstunden oder nachts vermeidet. Außerdem sollte man nur verkehrstüchtige Fahrzeuge anmieten, z. B. auf die richtige Bereifung im Winter achten. Und, das versteht sich aber von selbst: kein Fahren unter Alkohol oder Drogeneinfluss.“

»Bei Lebensmitteln gilt: Waschen, schälen, kochen – oder es eben nicht essen

Wie sehen Sie das Thema Gesundheit bei der Vorbereitung von Reisen? Sind die Impfempfehlungen ausreichend oder raten Sie zu weiter gehenden Maßnahmen?
„Die Impfempfehlungen sind ein wichtiger Teil der Gesundheitsvorbereitung für Reisen, aber es gibt noch weitere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten. Hierzu zählen unter anderem auch allgemeine und spezielle Hygiene, richtige Ernährung, eine Notfallreiseapotheke, Klima und Umweltaspekte sowie Gesundheitschecks vor der Reise. Das heißt beispielsweise, dass Urlauber auch dafür Sorge tragen sollten, ob sie fit genug sind für das, was sie machen möchten, etwa beim Tauchen, Wandern, Mountainbiken und vieles mehr. Und bei Lebensmitteln gilt natürlich das Prinzip: ‚Wash it, peel it, cook it … or forget it!‘ Also sinngemäß: Waschen, schälen, kochen – oder es eben nicht essen.“

Die Travel Risk Map bietet eine gewisse Orientierung für Reisende beim Thema Sicherheit. Inwiefern halten sie die Karte für hilfreich bzw. für problematisch?
„Travel Risk Maps können für Reisende durchaus hilfreich sein, da sie eine schnelle visuelle Orientierung über Sicherheitsrisiken in verschiedenen Ländern und Regionen bieten. Diese Karten basieren oft auf verschiedenen Bewertungsfaktoren wie politischer Stabilität, Kriminalitätsrate, Naturkatastrophenrisiken, Unruhen, Konflikte mit Nachbarländern und Gesundheitsbedingungen. Fraglich ist aber, ob etwa eine Risikobewertung für ein ganzes Land so pauschal gegeben werden kann. Vielmehr ist es doch häufig so, dass in einem Land beispielsweise die nördliche Region oder nur bestimmte Städte risikoreich sein können und andere Städte oder Regionen im gleichen Land wiederum nicht.“

Wo sich Urlauber über das Thema Reisesicherheit informieren können

Das Auswärtige Amt (AA) ist die primäre Quelle, um sich vor einer Reise zu informieren. Was würden Sie Urlaubern/Reisenden darüber hinaus empfehlen?
„Das Auswärtige Amt ist in der Regel eine zuverlässige Quelle für reisebezogene Informationen und Sicherheitsempfehlungen. Allerdings erfolgen Updates häufig mit einer zeitlichen Verzögerung, und nicht selten werden durch das Auswärtige Amt auch zwischenstaatliche Besonderheiten mit berücksichtigt. Sollten Reisende zum Beispiel auch der englischen Sprache mächtig sein, dann sind ebenfalls die ‚Auswärtigen Ämter‘ der USA, Großbritanniens und Australiens sehr gute Informationsquellen. Alternativ kann man auch auf den Internetseiten der Schweiz und Österreichs wertvolle Details finden. Des Weiteren gibt es zahlreiche Reiseblogs und Reiseforen sowie auch Reiseversicherer, die nützliche Informationen zu ausgesuchten Reisezielen kostenfrei und für alle zur Verfügung stellen.“

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Sehr stark nachgefragte Ziele sind aktuell viele Länder in Europa, etwa Spanien, vor allem die Balearen, Portugal, Griechenland, Kroatien usw. Worauf sollten Urlauber hier beim Thema Sicherheit achten?
„Für Urlauber, die nach bzw. innerhalb von Europa reisen, insbesondere zu beliebten Zielen wie Spanien, Portugal, Griechenland und Kroatien, gibt es einige Sicherheitstipps zu beachten. Hierzu zählen u. a. die Sensibilisierung in Verbindung mit Kleinkriminalität, Taschendiebstahl, Trickdiebstahl, Einbruch in Unterkünfte, Diebstahl aus Fahrzeugen heraus und einiges mehr. Grundsätzlich ist dies aber alles mit dem richtigen Verhalten ‚beherrschbar‘.“

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Von welchen Ländern der Experte für Reisesicherheit abrät

Gibt es derzeit mehr oder weniger beliebte Reiseziele, von denen Sie wegen Sicherheitsbedenken abraten würden oder bei denen größere Vorsicht geboten ist?
„Zu den Ländern, die ich aktuell nicht zu meinen primären Urlaubszielen zählen würde, gehören unter anderem Afghanistan, Ägypten, Algerien, Armenien, Aserbaidschan, Äthiopien, Belarus, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Haiti, Irak, Iran, Israel, palästinensische Gebiete – insbesondere der Gazastreifen –, Japan, Jemen, Kamerun, Libanon, Libyen, Mali, Mauretanien, Mosambik, Myanmar, Nigeria, Niger, Pakistan, Philippinen, Russische Föderation, Somalia, Sudan, Südsudan, Syrien, Tschad, Ukraine und Venezuela.“

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»In der Türkei gibt es einige Besonderheiten, die Reisende beachten sollten

Auch die Türkei verzeichnet starke Zuwächse. Sehen Sie hier besondere Risiken?
„Das Auswärtige Amt rät zur Vorsicht und empfiehlt, Demonstrationen und größere Menschenansammlungen zu meiden. Es wurden in den vergangenen Jahren Fälle gemeldet, in denen deutsche Staatsbürger willkürlich festgenommen oder an der Einreise gehindert wurden. Besondere Vorsicht ist geboten bei Äußerungen und Handlungen, die als regierungskritisch wahrgenommen werden könnten, insbesondere in sozialen Medien. In der Türkei besteht zudem die Gefahr von terroristischen Anschlägen, besonders in Großstädten und an der Grenze zu Syrien und dem Irak. Reisenden wird geraten, sich von politischen Veranstaltungen fernzuhalten und sich über die aktuelle Lage in den lokalen Medien zu informieren​. Grundsätzlich ist die Türkei aber ein tolles und schönes Land mit einer spannenden Kultur und tollen Menschen.“

„Solche Länder und Regionen sind für mich auch keine Reise wert“

Manche Reiseziele gelten als eigentlich sicher, gleichzeitig können bestimmte Urlauber aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Vorurteilen, verbalen oder gar körperlichen Angriffen ausgesetzt sein. Sollten man solche Regionen und/oder Länder dann meiden?
„Die Frage, ob bestimmte Reiseziele aufgrund von Bedenken bezüglich der sexuellen Orientierung gemieden werden sollten, ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab. In einigen Ländern oder Regionen kann es tatsächlich zu Herausforderungen und Problemen kommen, da dort Diskriminierung, Vorurteile und in einigen Fällen sogar verbale oder körperliche Angriffe aufgrund der sexuellen Orientierung verzeichnet werden. Auch gibt es Länder, wo gleichgeschlechtliche Liebe bzw. Neigungen sogar unter Strafe, auch Todesstrafe, stehen. Dies ist für uns nur schwer nachvollziehbar und nur schwer erträglich – insofern sind solche Länder und Regionen für mich auch keine Reise wert.“

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Wie können sich Reisende über lokale Gesetze und Bräuche informieren, um ungewollte Konflikte zu vermeiden?
„Hierzu kann man das Auswärtige Amt als Quelle heranziehen, Reiseführer, Konsulate bzw. Botschaften kontaktieren, Reiseforen und -blogs einsehen, sich über Social Media oder in Online-Communitys informieren usw. Heutzutage gibt es dermaßen viel im Internet, dass sich nicht die Frage stellt, ob man etwas zu dem Thema findet, sondern eher, ob man genug Zeit hat, all das auszuwerten, was man gefunden hat.“

Was man bei einem Raubüberfall oder Diebstahl tun sollte

Raubüberfälle oder Diebstähle können dazu führen, dass Urlauber plötzlich weder Geld noch Ausweisdokumente oder Kommunikationsmöglichkeiten haben. Dass vieles auf dem Handy gespeichert ist, vereinfacht es nicht. Was tun, wenn es dennoch passiert ist und jemand gänzlich mittellos ist?
„In einer solchen Situation, in der man als Urlauber Opfer eines Raubüberfalls oder Diebstahls geworden ist und plötzlich ohne Geld, Ausweisdokumente und Kommunikationsmittel dasteht, gilt es, zunächst einen kühlen Kopf zu bewahren. Grundsätzlich sollte man als Reisender immer digitale und zusätzlich auch Papierkopien von Ausweis- und Reisedokumenten und Ähnlichem sowie zusätzliche Zahlungsmittel bei sich führen. Dann ist im zweiten Schritt auch der Gang zur Botschaft bzw. dem Konsulat etwas einfacher, da man nachweisen kann, wer man ist und was alles abhandengekommen ist. Die Botschaft bzw. das Konsulat hilft in der Regel schnell mit neuen, vorläufigen Ausweisdokumenten und unter Umständen auch mit Bargeld bzw. Zahlungsmitteln aus.“

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„Man sollte ein ‚Low Profile‘ praktizieren“

Was raten Sie, um solche Situationen zu vermeiden?
„Man sollte ein ‚Low Profile‘ praktizieren, d. h.: nur das wirklich Notwendigste bei sich führen, wachsam sein und das mittelbare bzw. unmittelbare Umfeld im Blick behalten, risikobehaftete Gegenden und auch übermäßigen Konsum von Alkohol oder sonstigen Rauschmitteln meiden, um zu jeder Zeit ‚Herr seiner Sinne‘ zu sein. Außerdem empfiehlt es sich, Wertgegenstände im Hotelsafe zu deponieren, Bargeld sowie Ausweisdokumente und Kreditkarten dicht am Körper zu tragen oder eventuell auch schnittfeste Rucksäcke bzw. Taschen zu verwenden, die nicht mit scharfen Messern oder Rasierklingen zu öffnen sind. Dies passiert z. B. häufig in voll besetzten öffentlichen Verkehrsmitteln.“

Wie können Reisende ihre digitalen Daten und Geräte während der Reise am besten schützen?
„Man sollte stets sichere Passwörter verwenden, nur sicheres WLAN nutzen, eine Verschlüsselungstechnologie verwenden, bei öffentlichen Ladestationen zurückhaltend sein, regelmäßige Datenbackups in der Cloud durchführen, Bluetooth deaktivieren und Sicherheits-Apps verwenden.“

Wie sollten Reisende auf politische Unruhen oder Naturkatastrophen reagieren, wenn sie sich während ihres Urlaubs ereignen?
„Reisende sollten sich in solchen Fällen an einem sicheren Ort aufhalten bzw. einen suchen, Demonstrationen und Menschenansammlungen meiden und über die Botschaft bzw. das Konsulat herausfinden, ob ggf. Notevakuierungsmaßnahmen für deutsche Staatsbürger geplant bzw. empfohlen sind. Zudem ist es wichtig, sich über TV und Radio auf dem Laufenden halten, unnötige Risiken durch richtiges, anlassgemäßes Verhalten zu vermeiden. Mit Familienangehörigen und Freunden sollte man auch eine Art ‚regelmäßiges Meldewesen‘ aufrechterhalten und letztlich ruhig und besonnen bleiben bzw. reagieren.“

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