12. November 2017, 16:27 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
China – ein fremdes Land, eine andere Kultur, ein komplett unterschiedlicher Lebensstil. Svenja Heinol machte dort zwei Wochen lang Urlaub, zusammen mit ihrer Mutter. Jetzt macht sie ein Praktikum bei TRAVELBOOK – und verrät, welche Abenteuer sie erlebten und zeigt ein paar Schnappschüsse aus ihrem Urlaubsalbum.
Von Svenja Heinol
Wie sehr sich China wirklich von Deutschland unterscheidet, wurde mir während meiner zweiwöchigen Rundreise so richtig bewusst. Im September 2017 wagte ich die Reise nach China, einem Land, das mir vorher völlig unbekannt war. Zusammen mit meiner Mutter flog ich von Frankfurt am Main zuerst nach Peking und besuchte anschließend noch Städte wie Shanghai, Xi’an und Chongqing. Das volle „Touri-Programm“ sozusagen. Zusammen mit unserer Reisegruppe, die hauptsächlich aus eher älteren Leuten bestand, und unserer chinesischen Reiseleiterin, die zum Glück deutsch gesprochen hat, bekam ich Eindrücke von China, die mich wohl mein ganzes Leben begleiten werden.
Falls auch du bald eine Reise nach China planst, oder dich einfach nur ein bisschen amüsieren willst – hier sind meine Erfahrungen:
Wer braucht schon Verkehrsregeln?
In einem Land wie China, in dem unglaubliche 1,379 Milliarden Menschen leben, sind die Straßen wahnsinnig überlastet. Die Verkehrsverhältnisse in Peking sind extrem. Mit einer Einwohnerzahl von 21,5 Millionen kommt man in Chinas Hauptstadt kaum vorwärts. Dort wird so viel gehupt, dass man das tönende Geräusch eher als freundlichen Hinweis statt als Warnung sieht. Mofas sind besonders verbreitet in China und gelten dort als Fahrräder – heißt, sie benutzen die Fahrradwege und fahren grundsätzlich, wie alle anderen Fahrzeuge auch, nach ihren eigenen Regeln. Übrigens ohne Helm. Die Frauen sitzen, wie sie es früher auf Pferden taten, schräg auf dem Mofa, also beide Beine auf einer Seite. Auch der Zebrastreifen scheint in China unsichtbar zu sein, sodass man sich gefühlt in Lebensgefahr begibt, wenn man diesen überqueren will. Eines muss man den Chinesen doch lassen: Sie sind wirklich begabte Autofahrer – ihnen macht dieses Verkehrschaos anscheinend nichts aus.
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Toiletten könnten zur ungewollten Sporteinheit werden
Wer in China auf der Suche nach dem stillen Örtchen ist, könnte überrascht werden, denn dort gibt es hauptsächlich Hocktoiletten. Wer Glück hat, findet auch mal ein Sitz-Klo – die sind eher selten, aber es gibt sie. In Hotels muss man sich darüber keine Gedanken machen, denn dort sind Sitztoiletten in den Zimmern Standard. Auch Klopapier gibt es nicht überall, also immer daran denken: Bevor du auf die Toilette gehst, nimm zusätzlich eigenes Papier mit. Ein Vorteil: Du musst nie verzweifelt nach einer Toilette suchen, denn es gibt überall kostenlose „Harmoniehallen“ (so nennen die Chinesen ihre Klo-Räume), wo man sein Geschäft verrichten kann. Ihren Toilettengang nennen sie auch „Harmoniepause“.
DU bist der Star
Bist du blond, blauäugig und groß, dann entsprichst du dem Schönheitsideal der Chinesen und fühlst dich ab und zu mal wie Heidi Klum, die durch die Straßen geht. Dazu muss man wissen, dass die Chinesen oft nicht das Geld haben, um nach Europa zu reisen, daher seid ihr vermutlich der erste und einzige Europäer, den viele je zu Gesicht bekommen. So wurde ich zum Accessoire, das die Chinesen benutzten, um Bilder mit ihren Kindern zu machen. Man sollte dem gegenüber aufgeschlossen sein und sich geehrt fühlen. Die Chinesen sind in der Regel sehr nett und bedanken sich auch für ein Foto. Die Leute, die auf der Straße einfach ungefragt Bilder machten, nervten mich allerdings irgendwann, da ich es als unhöflich empfinde, die Person vorher nicht zu fragen, ob sie fotografiert werden will. Von unserer Reiseleiterin erfuhr ich, dass die Chinesen uns Europäer „Langnase“ nennen, weil sie selbst eine relativ kleine Nase haben. Schätzt es einfach wert, dass ihr unglaublich interessant für die Chinesen seid und habt keine Berührungsängste.
Was ist Englisch?
Wenn ich an China denke, fallen mir automatisch die Worte „Made in China“ ein. Bei einem Land, das als wichtigster Handelsmarkt der Welt für deutsche Autos gilt, geht man von guten bis sehr guten Englischkenntnissen aus. Doch wer jemals in China war, wird die Erfahrung machen, dass kaum einer, außer in den Tourismusbranchen, Englisch spricht. Als ich kläglich versuchte, zuerst mit Englisch und später mit Zeichensprache bei „Kentucky Fried Chicken“ zu bestellen, musste ich mich nach mehreren Versuchen geschlagen geben und den Laden mit leerem Magen verlassen. Gerade in solchen Situationen war das Reisen mit deutsch sprechender Reiseleiterin von Vorteil. Immer, wenn ich mit meiner Mutter alleine losgezogen bin, merkten wir, wie verloren wir sind, wenn wir uns nicht verständigen konnten.
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Kein Google, Facebook, Instagram & Co.
Als ich nach dem langen Hinflug in Peking ankam, wollte ich als erstes meine sozialen Netzwerke checken und schauen, was in der Welt passiert ist – aber Fehlanzeige. Google und Dienste wie YouTube, Facebook & Co. sind in China gesperrt. Wer versucht, eine dieser Seiten aufzurufen, wird sich mit einem „Diese Seite ist leider nicht verfügbar“ zufrieden geben müssen. Diese sogenannte „Great Firewall of China“ gibt es seit 2014 und ist gesetzlich geregelt. Zwei Wochen kann man diese Einschränkung schon in Kauf nehmen, doch wer zum Beispiel auf „Google Mail“ angewiesen ist und wichtige Geschäfte zu regeln hat, kann Probleme bekommen.
Darf ich vorstellen: die Schlitzhose
Die sogenannten Schlitzhosen (oder auch „Splitpants“) haben, wie der Name schon sagt, einen Schlitz, aber an einer ganz besonderen Stelle – hinten am Po. In China tragen Kinder häufig diese Art von Hosen. Sie sollen gewährleisten, dass ein Toilettengang schnell und problemlos abläuft. Viele der Eltern, die ihr Kind windelfrei erziehen wollen, greifen auf diese Alternative zurück. Die Frage ist allerdings, wie hygienisch das ist. Und sind wir mal ehrlich, nicht jeder will einen nackten Baby-Hintern sehen. Ich persönlich hatte ein sehr prägendes, nicht sehr appetitliches Erlebnis dank dieser Hose: Ich ging an einem Kind vorbei, welches in aller Seelenruhe auf dem Bordstein stand und dort seinen Stuhlgang im Stehen verrichte und anschließend noch urinierte. Ich persönlich bin daher eher für die guten, alten Windeln.
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Pass auf, wo du hinläufst, …
… denn viele Chinesen tun es nicht. In Deutschland ist es nicht wirklich anders. Egal wo man hinguckt, sei es in der Bahn oder im Restaurant, das Handy bestimmt unseren Alltag. In China ist die Situation aber noch extremer. Jeder, wirklich JEDER ist am Handy. Doch wenn während des Gehens „Game of Thrones“ geschaut wird, vergessen die meisten, dass sie nicht die Einzigen sind, die durch die Gänge der U-Bahn müssen. Wenn du also nichts ahnend durch die Straßen gehst, solltest du wissen, dass du wahrscheinlich die einzige Person bist, die dabei aufmerksam ist. Also immer schön nach vorne gucken.
Chinas Männer haben „interessante“ Angewohnheiten
Während der Reise sind mir vor allem die Männer negativ aufgefallen. Zugegeben, die Kultur in China ist nun mal anders als die Deutsche. Es gelten Sachen als höflich, die man hier verpönt. Die Männer beispielsweise ziehen gerne sehr geräuschvoll ihre Spucke hoch und rotzen sie anschließend aus. Das waren keine Einzelfälle. Doch nicht nur das unnötige Rotzen hat mich gestört. Selbst einfache Benimmregeln wurden nicht eingehalten. Während eines Inlandflugs schaute der Mann, der neben meiner Mutter saß, die ganze Zeit ein Video – ohne Kopfhörer! Solch ein Benehmen kennen wir hier in Deutschland eigentlich nicht, es gehört hier nicht zum guten Ton. In China scheint das niemanden zu stören. Komisch.
Ein weiterer unangenehmer Trend bei den Männern ist das Hochrollen des T-Shirts, wenn es heiß ist. Damit meine ich nicht ein einfaches Hochkrempeln, sodass man vielleicht den Bauchnabel sieht. Das Shirt wird bis unter die Brust gezogen, wodurch offenbart wird, was man lieber nicht unbedingt sehen will.
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So günstig wie in China bin ich noch nie Taxi gefahren
Wer schon mal in Berlin und Umkreis Taxi gefahren ist weiß, wie teuer das sein kann. Umso überraschter war ich, wie wenig wir in China zahlen mussten. Eines Abends wagten meine Mutter und ich den Versuch, in die Innenstadt von Xi’an zu fahren. Selbstverständlich mit einer Visitenkarte vom Hotel, wo die Adresse auch auf Chinesisch drauf stand. Als wir an der berühmten farbenfrohen Stadtmauer ankamen, tippte der Taxifahrer etwas in sein Handy, was uns dann auf Englisch sagte, dass wir eine wunderschöne Show verpasst hätten. Das Interessantere aber war, dass wir für die gesamte Taxifahrt von ungefähr 25 Minuten nicht einmal 20 Yuan (ca. 2,86 Euro) bezahlt haben. Die Taxipreise unterscheiden sich jedoch regional, also sind die Preise für eine Fahrt z.B.in Shanghai entsprechend teurer, jedoch immer noch günstiger als in Berlin. Im Hotel gönnten wir uns dann dann zwei Cappuccinos für ungefähr zwölf Euro. Wir bekamen also gerade mal einen Cappuccino für das Geld, was wir in etwa für die Taxifahrt hin und zurück ausgegeben haben. Zugegeben, die Preise für Kaffee in China sind wirklich extrem hoch, da dort vorzugsweise Tee getrunken wird.
„Pandas sind die süße Seite China“, …
… sagte Bundeskanzlerin Merkel in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ und hat damit Recht. Pandas sind leider schon längst zum Geschäft für die Chinesen geworden. Nicht nur, dass gerade der Berliner Zoo welche eingekauft hat, auch in China werden zahlreiche Touristengruppen abgeliefert, um die süßen Tierchen zu bestaunen. Im Vergleich zum Berliner Zoo laufen dort die Pandas allerdings nicht rückwärts. Unsere Reiseführerin sagte, dass die Tiere extra zu der Zeit rausgelassen werden, wenn ein neuer Bus mit „Touris“ abgeladen wurde, weil ihnen sonst dauerhaft zu heiß wird in der Hitze. Die Pandas ticken also nach der „Touri-Uhr“, was sicherlich nicht gut sein kann für die seltenen Tiere. Klar, die Vorführung war sehr süß und unterhaltsam. Ich war jedenfalls angetan von den tapsigen Tierchen – allerdings sollten sie besser nicht in Gefangenschaft gehalten werden.
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Wenn du nach China einreisen und dich dort länger als 72 Stunden bzw. 144 Stunden – je nach Flughafen (mehr Infos zum China-Visum gibt’s hier) – aufhalten willst, brauchst du ein Visum. Ausnahme: Städte wie Hongkong oder Macau. Außerdem zu beachten ist, dass das Visum erst frühestens 50 Tage vor Reiseantritt beantragt werden kann und der Reisepass noch mindestens sechs Monate gültig sein sollte. Für den Antrag muss man einen Betrag von 60 Euro und sieben Tage Wartezeit in Kauf nehmen. Wenn du den Antrag stellen willst, musst du deine Rückreise und deinen Reiseverlauf vorlegen.
Trotz teilweiser unschöner Erlebnisse hat China viel zu bieten, wie die zahlreichen Wasserdörfer zum Beispiel, wovon ich auch eins besichtigen durfte.
Die Rundreise durch China war sicher ein Abenteuer, das ich so schnell nicht vergessen werde. Noch mal dorthin reisen werde ich aber wahrscheinlich nicht, denn mit den Angewohnheiten der Chinesen konnte ich mich nicht so richtig anfreunden.