6. Oktober 2024, 14:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Vor ihrer ersten Reise nach Bali hatte unsere Autorin eine klare Vorstellung davon, was sie erwarten würde: malerische Sandstrände, blaues Meer mit kleinen Fischerbooten, Hütten am Strand. Womit sie allerdings nicht gerechnet hat, hat sie TRAVELBOOK verraten.
„Willst du mit nach Bali?“ Als mir eine meiner engsten Freundinnen im April dieses Jahres die Frage stellte, musste ich nicht lange überlegen. Bali – das assoziierte ich mit Sonne, guter Laune, Palmen in sattem Grün und Wellenreiten. Mag sein, dass der eine oder andere Instagram-Feed dazu beigetragen hat.
Übersicht
- 9 Dinge, die mich in meinem ersten Bali-Urlaub überrascht haben
- 1. Der Roller-Verkehr auf Bali
- 2. Wie zutraulich die Straßenhunde auf Bali sind
- 3. Die Lebensfreude
- 4. Die One-Man-Show vieler Balinesen
- 5. Die Uhren ticken auf Bali anders
- 6. Das 2000er-Jahre-Feeling
- 7. Die Massen an Plastik – und der Umgang der Touristen damit
- 8. Die Badezimmer
- 9. Auch wir sind eine Attraktion
9 Dinge, die mich in meinem ersten Bali-Urlaub überrascht haben
Dass Bali aber noch viel mehr (oder auch weniger …) zu bieten hat, als all die Bilder, die man aus dem Internet und von anderen Reisenden kennt, erfährt man erst, wenn man tatsächlich vor Ort ist. Was ich in meinem ersten Bali-Urlaub erlebt habe und was mich besonders überrascht hat.
1. Der Roller-Verkehr auf Bali
Wie viele Personen passen eigentlich auf einen Roller? Das fragte ich mich auf meinem Weg vom Flughafen zum Hotel. Auf Balis vollen, wuseligen Straßen schlängeln sich Roller an laut hupenden Autos vorbei und nutzen jedes Schlupfloch, um von hinten aufzuholen und schneller voranzukommen. Nicht selten sitzen auf den Rollern zwei, drei weitere Personen hinter dem Fahrer, mit wahlweise noch einem Surfbrett oder einer Einkaufstasche unter dem Arm. Was man hingegen seltener sieht, sind Helme.
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2. Wie zutraulich die Straßenhunde auf Bali sind
Ich will es nicht romantisieren: Straßenhunde haben ein hartes Leben. Das gilt sicherlich auch für die vielen herrenlosen Hunde auf Bali, die sich hier täglich ihr Essen und Trinken zusammensuchen müssen. Was mir hier aber positiv auffiel, ist, dass die Hunde hier, ganz im Gegensatz zu den Streunern, die ich aus dem südlichen oder östlichen Europa kenne, recht zutraulich waren. Vermutlich haben sie weniger schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, dachte ich mir und begann zu recherchieren.
Und siehe da: Auf Bali sind die meisten Menschen, anders als im restlichen Indonesien, Hindus. Das wusste ich schon vorher, nur hatte ich Hinduismus bisher mit Karma, Wiedergeburt und auch mit Elend, bedingt durch das Kastensystem verbunden. Im balinesischen Hinduismus geht man aber davon aus, dass jedes Lebewesen, jeder Mensch, jedes Tier, sogar Pflanzen, Steine, Berge und Seen, eine Seele haben. Kein Wunder also, dass man der Welt und auch den Straßenhunden grundsätzlich mit Respekt begegnet.
3. Die Lebensfreude
Generell kann man sagen: Wo man für ein Abendessen im Restaurant maximal 7 Euro bezahlt, da verdienen die Menschen nicht sonderlich gut. Das gilt auch für Bali. Das Inlands-Pro-Kopf-Einkommen liegt hier bei gerade mal 200 Euro im Monat. Sie habe zwei Jobs, sieben Tage die Woche, erzählt mir eine Frau, die am Strand Schmuck verkauft. Von 10 bis 16 Uhr putzt sie, danach dreht sie bis um 19 Uhr ihre Runden am Strand von Kuta. Ob das nicht viel Arbeit sei? „Doch“, aber so sei es nun mal. Während meines ersten Bali-Urlaubs fällt mir auf: Hier jammern die Menschen weniger. Auch das liegt an der Religion. Neben einem ethischen Leben, Wohlstand und Kreativität sowie Selbsterkenntnis, ist auch die Lebenslust, „Kama“ (nicht zu verwechseln mit „Karma“), ein definiertes Ziel. Und es lebt sich nun mal besser, wenn man sich an den kleinen Dingen erfreuen kann.
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4. Die One-Man-Show vieler Balinesen
Wenn man auf Bali ins Taxi steigt, findet man sich nicht selten in einem Akquise-Gespräch wieder. So ging es mir auf diversen Fahrten in Ubud und Kuta: „Haben Sie schon eine Stadtrundführung gemacht?“, „Darf ich Ihnen die Reisfelder zeigen?“ und Angebote für Wanderungen im Umland. Die meisten Menschen gehen hier mehreren Jobs nach, erklärt mir einer der proaktiven Taxifahrer, der mir auf der Fahrt seine Karte gibt. benötigt gerade niemand ein Taxi, zeigt er Touristen halt Ubud mit seinen Sehenswürdigkeiten und umgekehrt.
5. Die Uhren ticken auf Bali anders
In Zeiten von GPS und Google Maps kann man für gewöhnlich Ausflüge ja relativ gut planen. Auf Bali ist das anders, wie mir während meines ersten Urlaubs hier auffiel. Grund dafür ist der unberechenbare Verkehr. Eine halbe Stunde Fahrtzeit kann schnell zu einer Stunde oder sogar mehr werden, vor allem ab Nachmittag, wenn sich die Autos auf den Straßen stauen. Meine Fahrt zu den Pyramids of Chi sollte beispielsweise voraussichtlich eine halbe Stunde dauern. Doch da hier auf der Strecke überraschenderweise eine Straße gesperrt war, kam ich 1,5 Stunden später an. Zum Glück war die Frau am Empfang gnädig, und ließ mich in eine spätere Sitzung nachrücken. Verspätungen durch Stau und Co. kennt man hier schon.
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6. Das 2000er-Jahre-Feeling
„Moment Mal, ist das nicht „Genie in a bottle?“ Und da: der Pearl Harbour Soundtrack „There you’ll be“.“ So ging es mir auf Bali ständig. Auf den Radiosendern der Restaurants und Taxen wurde man regelmäßig zurück in die frühen 2000er mit ihren seichten und tanzbaren Pop-Sounds katapultiert. Macht gute Laune und Stimmung.
7. Die Massen an Plastik – und der Umgang der Touristen damit
Eine nicht so schöne Überraschung auf Bali waren das Plastik und all die unnötigen Verpackungen, die hier immer noch massenhaft benutzt werden. Kein Einkauf, bei dem mir nicht eine Plastiktüte angeboten wurde, kaum ein Getränk, das nicht mit Strohhalm über die Theke ging. Noch viel mehr überraschte mich allerdings, wie viele Touristen im Urlaub alle Bemühungen ihrer Heimatländer, den CO₂-Ausstoß herunterzufahren, hier vergessen und selbstverständlich zu Plastiktüte und Co. greifen. Das Ergebnis ließ sich leider an jeder Hausecke, jeder Straße und fast jedem Strand beobachten: Müllberge an jeder Ecke. Ab 2024 sollen Touristen deren Entfernung über eine Touristensteuer mitfinanzieren. Ich find’s gut. Solche paradiesischen Orte wie Bali, sollten wir uns erhalten und nicht die Bevölkerung mit dem Müll allein lassen.
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8. Die Badezimmer
Auf Bali wird es nass – auch außerhalb der Regenzeit. Indonesische Badezimmer unterscheiden sich grundlegend von den europäischen Badezimmern. In den meisten Hotels und Unterkünften sind Duschen hier nämlich, wie an vielen Orten Südostasiens, nicht abgetrennt, es handelt sich um sogenannte „Wet Bathrooms“. Wie der Name schon vermuten lässt, steht hier am Ende des Duschens nicht selten das ganze Bad unter Wasser. Auch auf den Toiletten gibt es für Europäer mitunter Überraschungen, denn häufig sind neben den Klos ein Schlauch zum „Nachspülen“ an der Wand befestigt. Auf öffentlichen Toiletten ersetzen diese „Poduschen“ mitunter komplett das Toilettenpapier.
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9. Auch wir sind eine Attraktion
Als Tourist kam ich während meines ersten Bali-Urlaubs aus dem Staunen über diesen schönen Fleck Erde, die Menschen und ihre Lebensweise gar nicht mehr heraus. Umgekehrt schien es mir aber oft nicht anders zu sein. Gerade in den weniger stark besuchten Orten außerhalb der großen, touristischen Städte, grüßten mich häufig Schulkinder mit einem englischen „Hello!“ und winkten aufgeregt. Ein kleines Mädchen fragte mich sogar, ob sie ein Foto von mir machen dürfte. Was uns besonders erscheint, ist halt immer eine Frage der Perspektive.