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Südamerikas gigantisches Naturparadies

Darum muss man einmal im Leben nach Patagonien

Beim Anblick von Patagoniens Landschaft fällt einem eigentlich nur eins ein: WOW!
Beim Anblick von Patagoniens Landschaft fällt einem eigentlich nur eins ein: WOW! Foto: Getty Images
Torsten Johannknecht

10. Dezember 2014, 14:58 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Torsten Johannknecht hat sich einen Traum erfüllt – und war auf Weltreise. Auf TRAVELBOOK berichtet er über seinen Trip rund um den Globus. Dieses Mal: Wale, Delfine, See-Elefanten, gigantische Natur, hektische Guides – und warum 28-Stunden-Bustrips in Argentiniens Süden nichts Besonderes sind.

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Tatort Puerto Madryn in Patagonien, Ostküste Argentiniens. Juan ist super drauf. Guter Guide. Eigentlich erklärt er uns gerade, wo und wann wir gleich zu Mittag essen werden. Aber plötzlich wird Juan überraschend aufgeregt. Wirr faselt er etwas auf Spanisch. Abrupt hält unser kleiner Tour-Bus an, Juan springt raus und läuft zu einer kleinen Menschenmenge, die an einem der vielen Aussichtspunkte hier in der Gegend steht. Er erkennt die Situation schnell, eilt zurück und befiehlt uns, auszusteigen. Sofort! Zügig! Zurecht, wie sich rausstellt. Nur wenige Momente später stehe auch ich an dem Aussichtspunkt, blicke Richtung Atlantik. Und staune. Gänsehaut! Es ist einer dieser Once-in-a-Lifetime-Momente! Doch dazu später mehr…

Die Route

Patagonien – eigentlich nur ein Stück Land im Süden Südamerikas. Eigentlich? Von wegen! Etwa ein Drittel des achtgrößten Landes der Welt, so groß ist Patagonien. Und das ist nur der argentinische Teil, der chilenische kommt noch hinzu. Allein die Größe also zeigt: Jeder, der Patagonien besucht, sollte sich Gedanken machen, wir er dieses riesige Gebiet bereist. Per Flugzeug, mit dem Bus, dem Auto oder gar per Fahrrad? Alles ist möglich.

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Selfie vor einem Gletscher: Reiseblogger Torsten steht das Glück ins Gesicht geschrieben. Foto: Torsten Johannknecht

Ich entscheide mich für eine Mischung aus Flugzeug und Bus. Die klassische Route: Von Buenos Aires geht es mit dem Flieger nach Puerto Madryn. Von dort aus fliege ich weiter nach Ushuaia, südlichste Stadt der Welt. Der letzte Flieger meiner Rundreise bringt mich nach El Calafate im südlichen Westen Argentiniens. Von dort aus dann der Bus. 28 Stunden. Nach Bariloche, meine Endstation. Die Patagonien-Reise mag dort enden – die Eindrücke aber werde ich ein Leben lang nicht vergessen! Auch dank Juan und seiner schnellen Reaktion.

Denn nur, weil wir zufällig auf der Halbinsel Valdez im Osten Argentiniens, in der Nähe von Puerto Madryn, in diesem einen Moment an dem Aussichtspunkt vorbeifahren und Juan die Situation blitzschnell erkennt, kommt auch unsere Reisegruppe in einen seltenen Genuss. Alle Guides staunen – und freuen sich. Denn wir blicken gerade auf ein Rudel freilebender Orcas! Ja, genau, die mit der aufrechten Rückenflosse.

Tierisch gute Momente

Das sei so selten, erzählen uns die Guides, dass es auch für den ein oder anderen Touristenführer das erste Mal ist, dass er Orcas live und in voller Pracht sieht. Besonders die gigantische Rückenflosse des Männchens ist deutlich zu sehen. Immer wieder kommen die insgesamt sieben Tiere aus dem Wasser, zeigen Teile ihres schwarz-weiß strahlenden Körpers. Wenige Minuten später sind sie weg, ziehen die Küste entlang.

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Der Vogel wollte unbedingt auch mit aufs Bild. Weiter hinten, im Meer, das eigentliche Foto-Motiv: ein Rudel freilebender Orcas. Foto: Torsten Johannknecht

All das passiert übrigens kurz nach unserem Whale-Watching-Ausflug. Mit einem kleinen Boot waren wir draußen, haben acht oder zehn Wale gesehen. Es handelt sich hier im Golfo Nuevo um sogenannte Südliche Glattwale. Ist schon imposant, wenn die gigantischen Tiere sich aus dem Wasser erheben, um zu erblicken, was denn da oben grade los ist. Sie strecken den Kopf raus, lugen umher und tauchen dann wieder ab. Um dann entweder eine Flosse zu präsentieren oder sogar unter unserem Boot durch zu tauchen. Wale-Wahnsinn! Was für ein Moment!

Von solchen hat Patagonien einige zu bieten. Seien es die Wale, die man übrigens auch in Puerto Madryn vom Strand aus beobachten kann, oder auch die riesige Pinguin-Kolonie in Punta Tombo, dazu See-Elefanten und -Löwen, Gürteltiere, Wüstenfüchse, Guanakos – hier ist tierisch was los!

Vom Wasser aufs Land

Besonders beeindruckend aber auch ist das winzige Dörfchen El Chalten. Das Kaff im Westen Patagoniens ist nur mit dem Bus von El Calafate aus zu erreichen. In dem Dorf selber gibt’s nicht viel, ein paar Läden, Supermärkte, die gleichzeitig auch Souvenirshops sind. Imposant aber ist die Kulisse. Die Berge. Besonders der Fitz Roy – ein Felsen, der wie ein Speer aus der Landschaft ragt. Bei schönem Wetter ist nur die Spitze von einer dünnen Wolkenhülle umgeben – ein traumhafter Anblick.

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3406 Meter hoch ist der Granitberg Fitz Roy in den Anden. Foto: Getty Images

Wanderungen – darum dreht sich hier alles in dem Örtchen. Es soll hier mit die schönsten Wanderwege weltweit geben. Gewagte Aussage. Ich guck‘ mir das mal an und mache einen der etwas größeren Ausflüge: 19 Kilometer, knapp 7 Stunden. Zwischendurch stehe ich im warmen Pulli, mit kurzer Hose und Sonnenbrille an einem Gletscher. Davor der See mit seinen Eisschollen, im Hintergrund die Berggipfel. Mit Geld nicht zu bezahlen. Weil auch der Weg dorthin echt schön ist und ich das Wasser aus dem Fluss trinke, so sauber ist es, kann ich verstehen, dass die Leute hier sagen, die Wanderwege zählten zu den schönsten der Welt.

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Vom Land aufs Eis

Aber ich muss sagen: AN einem Gletscher zu stehen ist schon was anderes als DARAUF! Denn in El Calafate kann man die Tour „Big Ice“ buchen. Und sollte das auch tun, wenn man sich körperlich dazu in der Lage fühlt. Denn die Wanderung beinhaltet neben dem Besuch einer Aussichtsplattform nur wenige Meter vor dem riesigen Perito-Moreno-Gletscher auch eine etwa dreistündige Wanderung AUF dem Gletscher. Mit Steigeisen unter den Schuhen. Eindrücke, die ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde.

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Der riesige Perito-Moreno-Gletscher. Foto: Getty Images

Zu einer richtigen Patagonien-Tour gehört natürlich auch der Besuch von Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt. Wunderschön, wie die Häuser umzingelt sind von schneebedeckten Bergen. Dazu der Beagle-Kanal mit seinen Seelöwen und Pinguinen, die klare Luft und die steife Brise. Allerdings ist es hier am Ende der Welt auch sehr teuer – wie fast überall in Patagonien. Nicht nur, weil viele Touristen hierher kommen, sondern auch weil alle Waren mit dem Schiff in die Stadt gebracht werden müssen.

Die klassische Patagonien-Tour von Buenos Aires über Puerto Madryn, Ushuaia und El Calafate nach Bariloche ist sicherlich nicht ganz günstig. Die Eindrücke aber wahrlich unbezahlbar. Sogar die eigentlich triste Busfahrt von 28 Stunden quer durch Patagonien hat seine Reize. Ich habe das Glück, oben im Bus ganz vorne zu sitzen. Die Landschaft zieht vorbei – wie im Kino. Die Weite. Nicht zu sehen, wo die Straße endet. Kein Gefühl mehr für Entfernung zu haben. Sogar das ist toll.

Eigentlich dachte ich, eine 28-stündige Busfahrt sei schon etwas Besonderes. Aber andere Reisende berichten auch gerne mal von ihren 31- oder gar 34-stündigen Busfahrten. Meine zweite längere Tour (von Bariloche/Argentinien nach Santiago de Chile) dauert „nur“ 20 Stunden. Das erzähl‘ ich schon keinem mehr, ist ja fast lächerlich, so eine Kurzstrecke…

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Eindrücke aus Patagonien: Ein Leuchtturm am Beagle-Kanal im Süden von Feuerland. Foto: Torsten Johannknecht

Jetzt geht meine Weltreise weiter nach Neuseeland. Bei der Planung hatte ich es mir damals eigentlich so gedacht, dass ich mir das Stück Mittelerde mal genauer ansehe – wegen der beeindruckenden Natur. Patagonien allerdings hat die Latte so hoch gelegt, ich bezweifele, dass ich in Neuseeland noch mal so beeindruckende Tiere und Natur erleben werde wie in Argentinien. Aber gut, ich lasse es mal drauf ankommen.

Themen Argentinien
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