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Kostenloses WLAN, keine Preiserhöhung...

Wie die Bahn gegen die Fernbus-Konkurrenz kämpft

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TRAVELBOOK Redaktion

30. September 2014, 10:34 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Sie sind nicht schnell, aber günstig: Fernbusse machen der Bahn Probleme. Deswegen schreckt der Konzern jetzt sogar vor Preiserhöhungen zurück. Über den Preis allein aber kann die Bahn nicht gewinnen. Wie das Unternehmen im Wettbewerb um Fernreisende mithalten möchte.

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Ein normaler Montag am Zentralen Omnibusbahnhof von Berlin: Reisebusse Stoßstange an Stoßstange, leuchtend grün, gelb und blau. Die Lautsprecher kündigen an diesem Tag mehr als 250 Busse an. Nach Hamburg und Köln, Kopenhagen und Prag, an die Ostsee, selbst in kleinere Städte wie Brilon und Zeitz — oft für wenige Euro. Wer wissen möchte, warum die Bahn sich kaum noch traut, im Fernzug die Preise zu erhöhen, findet hier einen der Gründe dafür.

Neun Millionen Menschen stiegen 2013 in einen Fernbus. In diesem Jahr könnten es doppelt so viele werden, schätzt der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer. Lange hat die Deutsche Bahn die neue Konkurrenz unterschätzt, jetzt nimmt sie den Kampf auf – obgleich die Mittel nur bedingt Erfolg versprechen.

Einige Kilometer vom Busbahnhof ragt die Zentrale der Deutschen Bahn hoch in den Berliner Himmel. Den Finanzleuten dort machen die Fernbusse Sorgenfalten. Die Deutschen legten im ersten Halbjahr 2,8 Prozent weniger Kilometer in Fernzügen zurück. Die Bahn fürchtet, dieses Jahr bis zu 120 Millionen Euro Umsatz an die Busse zu verlieren. Weil die Züge dennoch fahren, schlägt das nahezu 1:1 aufs Ergebnis durch.

Keine Preiserhöhung im Fernverkehr

Nun reagiert der Konzern. Erste Entscheidung: In der zweiten Klasse von ICE, Eurocity und Intercity sind die neuen Preise für Fernverbindungen die alten. Es ist erst das zweite Mal seit 2002, dass der Fernverkehr zum Fahrplanwechsel im Dezember nicht teurer wird — wenn man von der Erhöhung für die Kunden absieht, die erste Klasse fahren. Aber um die Fahrgäste, die ohnehin mehr für ihre Reise zahlen, geht es nicht. Gebuhlt wird um die Sparer, die möglichst günstig von A nach B kommen wollen.

Ulrich Homburg weiß, dass der Preis für die Bahn ein recht stumpfes Schwert ist. „Ein Preiskampf mit dem Fernbus schließt sich aus, den können Sie nicht gewinnen“, sagt der Mann, der als Vorstand den Personenverkehr der Bahn verantwortet. Der Fernbus werde immer billiger sein. „Wir müssen unser Produkt bei Service und Qualität deutlich stärker abgrenzen zu den Bussen“, folgert Homburg. „Dann werden wir auch auf Dauer unsere Kundschaft haben.“

Kostenloses WLAN

Deshalb verkündet er stolz die zweite Entscheidung: Kostenloses WLAN, zunächst aber nur in der ersten Klasse. Bis 2016 soll sich zeigen, ob die Technik auch das Datenvolumen eines kompletten Zuges verträgt, der mit Tempo 250 durch einen Tunnel rast. Dann sollen auch die preisbewussten Passagiere in der zweiten Klasse kostenlos surfen – wenn sie dann nicht schon auf den Bus umgestiegen sind. Dort gibt es drahtlosen Internetzugang, wenn auch nicht immer schnell und stabil.

„WLAN ist für junge Leute selbstverständlich. Wer das nicht hat, verliert“, meint der Mobilitätsforscher Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin. Und gerade junge Leute stiegen in die Fernbusse, die seit der Marktfreigabe Anfang 2013 der Bahn und den Mitfahrzentralen Kunden abjagen und zum Teil auch neue Nachfrage erzeugen, wie Canzler meint.

Ökologie als Argument für die Bahn – und den Bus

Bahn-Vorstand Homburg versucht es deshalb auch mit dem Appell an das Umwelt-Gewissen. Die Bahn sei das ökologischste Verkehrsmittel. Doch was die Treibhausgase angeht, können die Busse mit der Bahn mehr als mithalten, wie das Freiburger Öko-Institut für das Umweltbundesamt errechnete. „Wenn der Bus ausgelastet ist, steht er ökologisch gut da“, meint auch der Forscher Canzler.

Bleibt das Argument Schnelligkeit. Da liegt die Bahn nur nachts hinten – weshalb ab Dezember noch weniger Nachtzüge fahren. Tagsüber brauchen die Busse in aller Regel aber deutlich länger als der ICE, von Hamburg nach Berlin zum Beispiel doppelt so lang.
Es sei denn, man steigt in den Interregio-Express. Auf Umwegen abseits der Schnellfahrstrecken bietet er seit Frühjahr den Fernbussen zwischen beiden Metropolen Paroli: hin und zurück für knapp 30 Euro, aber ebenso gemächlich wie der Bus. Nicht zu übersehen auch, dass die Bahn in Fernbus-Portalen ihre Zugfahrkarten teils billiger anbietet als auf der eigenen Website. Ein wenig Preiskampf darf es dann doch sein.

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Das zeigt sich auch auf dem Berliner Busbahnhof: Um zehn Minuten nach Mitternacht kommt an diesem Montag der erste Bus, er bringt Fahrgäste aus Hamburg. Einige haben nur neun Euro bezahlt. Auf der weißen Karosse prangt der Schriftzug BerlinLinienBus – es ist ein Unternehmen, das mehrheitlich einer Tochter der Bahn gehört. Und dann hat die Bahn mit IC Bus oder DB Regiobus noch weitere Angebote, die Reisende nicht mehr nur auf den Schienen, sondern auf der Straße befördern. Nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung.

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