10. Oktober 2021, 15:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer nicht alleine verreisen möchte, kann sich einer Reisegruppe anschließen. Auf dem Markt gibt es inzwischen viele solcher Angebote. Doch für wen taugt diese Art des Urlaubs überhaupt?
Wanderreisen, Städtetrips, Partyurlaub: Der Markt für Gruppenreisen ist vielfältig. Oft richtet sich das Angebot an Singles und Senioren. Aber auch Familien und Paare werden gezielt angesprochen.
Häufig bucht man bei der Gruppenreise gleich eine ganze Palette an gemeinsamen Ausflügen, Essen und geführten Touren mit. Doch hier gilt: Alles kann, nichts muss, sagt die Berlinerin Ines Quade. Sie hat sich schon mehreren solcher Reisegruppen angeschlossen. Zwar würden einem die gemeinsamen Aktivitäten auf dem Silbertablett geliefert, doch Reisende hätten immer die Wahl.
Die Gruppengröße variiert je nach Reiseart und Ziel. Bei dem kleinen Veranstalter Biankas Reisen aus dem sachsen-anhaltinischen Roitzsch sind es in der Regel 16 bis 25 Teilnehmer. Bei 40 sei definitiv Schluss, sagt Inhaberin Bianka Schwarzenberg. Sie betreibt auch ein auf Singlereisen spezialisiertes Reisebüro.
Die Urlauber seien ihrer Erfahrung nach zwischen 46 und 66 Jahre alt, sagt Schwarzenberg. Doch darauf komme es nicht an. Wichtig sei, dass Gäste sich fit, locker und aufgeschlossen fühlen.
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Frauen sind bei Gruppenreisen häufig in der Überzahl
Rund 90 Prozent der Reisenden sind bei Biankas Reisen weiblich. „Frauen trauen sich mehr, gehen eher alleine auf Reisen, brauchen aber auch mehr Sicherheit“, sagt Schwarzenberg.
Diese Einschätzung deckt sich mit den Beobachtungen von Psychologin und Reisetherapeutin Christina Miro. Der Anteil an alleinreisenden Frauen sei in den vergangenen Jahren zwar gestiegen. Doch fremde Länder solo zu bereisen, sei für viele ungewohnt.
Bei Gebeco ist das Gästeverhältnis ausgeglichener. Die Teilnehmer des Erlebnisreise-Anbieters sind in der Regel Paare. Unterschiede liegen demnach eher in der Reiseart begründet. Bei Wanderreisen schlössen sich eher Frauen an. Bei besonders exotischen Reiseländern blieben diese dafür zu Hause und ließen ihre Partner alleine ziehen.
Gruppenurlaub stärkt das Zugehörigkeitsgefühl
Doch was spricht noch für das Reisen in der Gruppe? Ist Urlaub ohne fremde und womögliche nervige Mitreisende nicht schöner?
Das Reisen in einer festen, homogenen Gruppe fördert das Zugehörigkeitsgefühl, sagt Miro. „Und wer sich zu einer Gruppe zugehörig fühlt, fühlt sich dementsprechend wohl.“ Im Gegenzug müssten Reisende sich an Gruppenregeln halten und ihre eigenen Interessen zugunsten der Gemeinschaft zurückstellen.
Geeignet sind solche Reisen insbesondere für Menschen, die sich im Vorfeld nicht um die gesamte Organisation kümmern und während des Urlaubs in kurzer Zeit viel sehen möchten, wie Christina Miro sagt.
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Neue Freundschaften statt Partnersuche
Ines Quade gefällt an Gruppenreisen besonders, dass sie immer mit Gleichgesinnten unterwegs ist. Das mache das Kennenlernen so leicht, weil man sich auf Augenhöhe begegne. Außerdem könne es helfen, den Blickwinkel zu weiten. Einen Partner hat sie bei ihren Gruppenreisen nicht gefunden, aber auch nicht gesucht. Stattdessen habe sie neue Freundschaften geschlossen, die sie auch nach den Reisen pflegt.
Reisetherapeutin Christina Miro rät zu gründlicher Recherche. Interessierte sollten ein Angebot finden, das zu ihren Bedürfnissen passt. Aber man selbst sollte auch zur Zielgruppe der Reise passen. Das erhöhe den Wohlfühlfaktor. Klar ist: Der Kulturtourist passt nicht recht in einer Gruppe von Partyurlaubern. Und eher gemütliche Typen werden an eng getaktetem Sightseeing womöglich wenig Freude haben.
Ines Quade hat schon ihre nächsten Gruppenreisen gebucht: Ende Oktober geht es nach Fehmarn, über Weihnachten nach Kassel und im kommenden Sommer nach Ägypten und anschließend nach Teneriffa. Jede Menge Gelegenheiten für neue Freundschaften.