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Immer mehr „Instagram-Tourismus“

Diese Auswirkungen hat Social Media auf Urlaubsreisen

Schöne Fotos aus dem Urlaub gehören auf den sozialen Netzwerken für viele dazu
Schöne Fotos aus dem Urlaub gehören auf den sozialen Netzwerken für viele dazu Foto: Getty Images
Vivien Ledwig

16. August 2023, 16:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Instagram, TikTok, YouTube: Social-Media-Plattformen gehören mittlerweile zum Alltag. Die Algorithmen haben die Interessen der User fest im Blick und schlagen passende Beiträge vor – so auch im Reisebereich. Eine Studie zeigt nun, welchen Einfluss die Plattformen auf die Auswahl der Urlaubsorte haben. Auch TRAVELBOOK-Autorin Vivien Ledwig nutzt Instagram gerne und regelmäßig. Doch sie weiß auch um die Risiken, die es bei dieser Art der Urlaubsplanung gibt …

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Dass Social-Media-Plattformen eine große Rolle im Leben vieler Menschen einnehmen, ist nichts Neues. Seit Jahren gibt es diverse Nachrichten, wie weltweit Touristen Selfies an außergewöhnlichen Orten machen wollen und dabei Dinge zerstören, oder in lebensgefährliche Situationen geraten. Der Wille, das perfekte Foto zu teilen, ist groß. So groß, dass Menschen immer häufiger an Orte allein deshalb an bestimmte Orte reisen. Ein Phänomen, das auch unter dem Begriff „Instagram-Tourismus“ bekannt ist.

Laut einer aktuellen Bitkom-Studie, die im Auftrag des Digitalverbands mit 1002 Personen durchgeführt wurde, haben sogar sechs von zehn Menschen schon einmal ein Reiseziel gewählt, nur um ein Foto auf ihrem Social-Media-Kanal teilen zu können. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen wählen ganze 71 Prozent einen Ort nach Instagramability aus. Den Einfluss von Social Media auf das Reiseziel zeigt auch eine Statista-Umfrage, nach der 75 Prozent der Befragten sozialen Netzwerke für die Urlaubsplanung nutzen. Die Meinung von Freunden und Familie dient im Vergleich nur zu 47 % als Inspiration für ein neues Reiseziel.

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Diese Vorteile bringt Social-Media fürs Reisen

Die Nutzung von sozialen Netzwerken als Reise-Inspiration ist nicht ohne Grund so beliebt. Während man bei herkömmlichen Suchmaschinen oft länger nach guten Tipps suchen muss, sieht man bei Instagram oder TikTok beim entspannten Scrollen direkt passende Videos und Fotos. Es braucht nicht mehr, als das Wort „Reise“ in die Suchleiste zu tippen oder Beiträge zum Thema Reisen zu „liken“. Dann werden Städte, Länder oder Sehenswürdigkeiten vorgeschlagen, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte. Durch Fotos und Videos erhält man zudem den Eindruck, dass man selbst gerade vor Ort ist. Auch aktuelle Veranstaltungen oder Kunst-Ausstellungen werden vorgeschlagen.

Mehr als nur Inspiration

Ebenso hat man den Vorteil, dass die Meinung anderer in den Kommentaren und Videos angezeigt wird. Man erhält einen authentischeren Eindruck zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants oder Unterkünften. Andere User können zudem Tipps für die Reise nennen, die womöglich in einigen Artikeln aus dem Internet nicht zu finden sind. So erfährt man womöglich, ob ein Ort den Hype nicht wert ist und man sich den Besuch sogar sparen kann.

Und nicht zuletzt schafft man selbst mit seinem Instagram-Kanal natürlich auch ein digitales Fotoalbum, in dem alle Reise-Erinnerungen festgehalten werden.

Die besten Urlaubsfotos auf Instagram zu teilen, gehört für viele dazu
Die besten Urlaubsfotos auf Instagram zu teilen, gehört für viele dazu Foto: Getty Images

Die Risiken von Instagram-Tourismus

Der Instagram-Hype bringt allerdings auch einige Schwierigkeiten mit sich. Tausende Menschen sehen die „Geheimtipps“ im Internet. Viele Orte, die durch Social-Media an Bekanntheit gewonnen haben, sind plötzlich von Menschen überlaufen.

Schwere Folgen für Natur und Einwohner

Instagram-Touristen zertrampeln die Natur, stören seltene Tierarten in ihrer Umgebung und zerstören Kulturgut. Ein Beispiel ist der „Natural Infinity-Pool“ am Königsbach-Wasserfall. Er war besonders im Jahr 2018 auf Instagram sehr beliebt und lockte jeden Tag diverse Touristen an. Sie haben Müll, Trampelpfade und Reste von illegalen Lagerfeuern hinterlassen. Das passierte immer öfter, bis der Nationalpark Berchtesgaden dazu gezwungen war, Kontrollen durchzuführen und die Stelle des Wasserfalls abzusperren, um die Menschenmengen einzudämmen.

Zudem sind viele Touristen sogar bereit, sich für das perfekte Foto bewusst in Gefahr zu begeben. In der bereits zitierten Bitkom-Umfrage wurde auch die Risikobereitschaft für ein gutes Foto abgefragt. Demnach haben 22 Prozent der Befragten bereits Absperrungen oder Schilder missachtet und 14 Prozent haben sich bewusst in Gefahr gebracht.

Nicht zuletzt bringt der Instagram-Tourismus auch Nachteile für die Einwohner. Diese müssen sich nämlich mit steigenden Kosten und Wohnungsmangel, durch eine Überzahl von Touristenunterkünften, abfinden. Auch aus diesem Grund gibt es etwa in Dubrovnik, Venedig oder Amsterdam immer wieder Aktionen, um den Massentourismus einzudämmen.

Überfüllte Orte sind durch Instagram-Tourismus leider keine Seltenheit
Überfüllte Orte, wie hier in Venedig auf einer besonders fotogenen Brücke, sind durch Instagram-Tourismus leider keine Seltenheit Foto: Getty Images

Von Illusion zur Enttäuschung

Neben den Auswirkungen für die Urlaubsorte können die Reisebeiträge auf den sozialen Netzwerken auch irreführend sein und die eigene Reise vermiesen. Auf Social-Media sieht man selten, wie überfüllt die Sehenswürdigkeiten sind. Influencer nutzen Tricks und schießen die Fotos früh zum Sonnenaufgang oder wählen Winkel aus, in denen man andere Menschen nicht sieht. Ein Beispiel ist das „Gate of Heaven“ auf Bali. Auf Instagram finden sich zahlreiche Fotos, auf denen User zwischen zwei Türmen posieren, dahinter der Mount Agung, davor eine Spiegelung, die wie ein See wirkt. Doch es handelt sich lediglich um eine Pfütze und einen Spiegel (mehr zu dem Fake lesen Sie hier).

Außerdem werden auf Instagram und anderen Plattformen die Bilder oft bearbeitet. Das kann zu einem verzerrten Bild führen, da die Orte auf den Fotos bunter und lebendiger aussehen, als in der Realität. Genauso werden andere Menschen oder Müll rausretuschiert. Durch Instagram erwartet man einen außergewöhnlich schönen Ort und wird in der Realität dann enttäuscht.

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Generell ist es auf Social-Media-Kanälen einfach, falsche Informationen zu verbreiten. Einige Menschen verlassen sich bei ihrer Recherche nur Informationen von Instagram oder TikTok. Dabei ist es sinnvoll vor der Abreise die Informationen zu den Orten zu überprüfen. Es passiert oft, dass Menschen Videos von Orten posten und falsche Informationen vermitteln. Beispielsweise sieht man visuell einen anderen Ort, als in der Bildunterschrift oder den Kommentaren steht. Menschen, die bereits vor Ort waren oder eine Recherche gemacht haben, können die Falschinformation entlarven. Andere wiederum vertrauen auf die Korrektheit der Information und reisen zu einem völlig falschen Ort.

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Man benötigt ein Verständnis für Instagram-Tourismus

Die Vorteile von Social Media als Reise-Inspiration sind unverkennbar. Plattformen wie Instagram und TikTok bieten eine unkomplizierte Möglichkeit neue Reiseziele zu erkunden und visuelle Eindrücke von der Welt zu sammeln. Jedoch ist der Hype um den Instagram-Tourismus nicht ohne Herausforderungen. Die Popularität bestimmter Orte durch Social-Media führt zu Massentourismus, der Beschädigung von Ökosystemen und einer Belastung der Einwohner. Die Realitätsverzerrung durch bearbeitete Fotos oder die Verbreitung von Fehlinformationen kann zu Enttäuschungen auf der eigenen Reise führen. So spannend der Instagram-Tourismus ist, so wichtig ist auch ein ausgewogenes Verständnis für die Vor- und Nachteile.

Generell sollte man den Fokus nicht zu sehr auf die perfekten Schnappschüsse zu legen. Es ist wertvoller die Eindrücke der Reise bewusst zu genießen. Oft besteht der soziale Druck die beste Reise zu präsentieren und man vergisst, im Moment zu leben. Es hilft im Urlaub auch mal einen „Social-Detox“ zu machen und das Handy für paar Stunden beiseitezulegen. Und manchmal ist es einfach schöner, die Gegend eigenständig zu erkunden. Dann findet man womöglich echte „Geheimtipps“ – ganz ohne Social-Media.

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