28. März 2024, 18:18 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Fans der ZDF-Serie „Das Traumschiff“ durften sich freuen: Am Ostersonntag (31.3.) lief eine neue Folge der erfolgreichen Fernsehreihe – es ging dieses Mal auf die thailändische Trauminsel Phuket. Unterdessen laufen auf der „MS Amadea“ aktuell bereits die Dreharbeiten für die nächste Folge, deren Ziel noch geheim ist. Mit an Bord ist auch wieder Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes, die seit dem Jahr 2021 in der Rolle der Schiffsärztin Dr. Jessica Delgado zu sehen ist. TRAVELBOOK sprach mit ihr über ihre schönsten und kuriosesten Momente, die sie bislang auf dem „Traumschiff“ erlebt hat.
TRAVELBOOK: Frau Collien Ulmen-Fernandes, Sie sind ja jetzt das vierte Jahr als Schiffsärztin auf dem „Traumschiff“ dabei. Erinnern Sie sich noch, als diese Anfrage für die Rolle kam, und mussten Sie lange überlegen, ob Sie zusagen?
„Zu dem Zeitpunkt habe ich gerade eine Serie in Berlin gedreht und ich weiß noch, dass ich furchtbar gefroren habe. Ich stand frierend mit den Füßen in einer Pfütze, im Oktober, in einem Sommeroutfit. Denn es ist bei Dreharbeiten oft so, dass nicht in der Jahreszeit gedreht wird, die dann später im Film zu sehen sein wird. Ich stand da also frierend, ich bin da sowieso total empfindlich. Und dann meldete sich plötzlich meine Agentur – die Produzenten vom „Traumschiff“ wollten sich mit mir treffen und wissen, ob ich Interesse an der Rolle als Ärztin hätte. Ich muss sagen, die haben das ziemlich geschickt gemacht: In der Mail der Produktionsfirma standen die nächsten Drehziele ziemlich weit oben. Ich weiß nicht mehr, was das im Detail war, aber auf jeden Fall absolute Traumziele, Malediven etc.. Wieso immer frieren beim Dreh, wieso nicht auch mal in der Sonne drehen?“
Der erste Dreh fiel dann ja genau in die Zeit der Corona-Pandemie. Wie haben Sie das erlebt?
„Ja, das war völlig absurd, denn Kreuzfahrten durften ja nicht stattfinden zu der Zeit. Wir sind dann also auf die Malediven geflogen, um die Szenen der Landgänge zu drehen. Natürlich wurden wir alle vorher mehrfach getestet. Wir haben dann also im totalen Lockdown gedreht und hatten ein Hotel auf den Malediven komplett für uns. Einen Kollegen haben sie zuerst nicht ins Land gelassen, weil ansonsten ja alle Hotels zu hatten und sie ihm nicht geglaubt haben, dass er für einen Job auf die Malediven muss. Sie sagten, das könne ja gar nicht sein, da ist alles dicht. Also ist er zwei Tage am Airport Frankfurt gestrandet. Erst als die Produktionsfirma eingeschritten ist und das geklärt hat, durfte er einreisen. Das war alle ziemlich surreal.“
Und wo wurden dann die Schiffsszenen gedreht?
„Da das Schiff ja zu der Zeit nicht fahren durfte, haben wir alle Schiffsszenen in Bremerhaven gedreht. Und natürlich musste es trotzdem so aussehen, als würde das Schiff fahren. Der Special-Effects-Beauftragte hat dann ein virtuelles Meer erschaffen, das hinter uns auftauchte. Auf den Monitoren sah es so aus, als sei da wirklich das Meer, aber in Wahrheit haben wir auf den grauen Mitarbeiterparkplatz der Werft geblickt. Das war völlig absurd – am Monitor eine Szene zu beobachten, wie sich zwei Kollegen an der Reling unterhalten und daneben sieht man, dass die eigentlich auf Autos gucken!“
Irgendwann ging es dann ja doch wieder richtig auf hohe See. Hatten Sie vorher privat auch schon mal eine Kreuzfahrt gemacht, oder was das für Sie eine Premiere?
„Es war eine absolute Premiere. Wobei ich sagen muss, ich mochte auch die Zeit sehr, als das Schiff in Bremerhaven stand. Denn wann hat man schon mal so ein Kreuzfahrtschiff für sich ganz allein? Das war irgendwie auch cool, mit 40 Leuten so ein ganzes Schiff für sich zu haben. Also die Zeit hatte auch was.“
Wenn das „Traumschiff“ unterwegs ist, sind ja auch ganz ‘normale‘ Passagiere mit an Bord. Was haben Sie da so für Erfahrungen gemacht? Gibt es da viel Kontakt?
„Grundsätzlich freunden sich viele mit den Passagieren an. Da gab es zum Beispiel mal einen Doktor Dirk, der war dann irgendwann quasi Teil unserer Crew, weil alle sich mit ihm gut verstanden haben. Dessen Frau hatte sich dann den Fuß gebrochen, da waren alle ganz besorgt. Doktor Dirk und seine Frau mussten dann aufgrund des Bruchs früher abreisen und die gesamte Crew war traurig.“
War von den Passagieren auch mal jemand zu aufdringlich oder hat sich daneben benommen?
„Das lässt sich natürlich nicht vermeiden. Solche gibt es, aber im Großen und Ganzen muss ich wirklich sagen, dass wir da echt tolle Leute an Bord haben. Die meisten sind super zurückhaltend, gucken natürlich bei den Dreharbeiten zu. Deswegen bucht man sich ja auch aufs ‚Traumschiff‘ ein. Die Leute schauen uns einfach ruhig und mit gewissem Abstand bei der Arbeit zu. Sicherlich gibt es da auch manchmal Leute, die gewisse Grenzen nicht wahren. Zum Beispiel sitzt man beim Mittagessen, und dann kommen Leute mit dem Handy an und und drücken einfach ab. Da hat man das Handy mitunter direkt vor der Nase, während man sich eine Nudel reinhaut, die dann halb aus dem Mund hängt. Aber 99 Prozent der Passagiere sind zurückhaltend und freundlich und wahren gewisse Grenzen oder fragen, bevor sie ein Foto machen.“
Wie verbringen Sie denn die Zeit an Bord, wenn Sie gerade nicht drehen?
„Ich mache ja auch viele andere Dinge, bereite mich auf dem Schiff zum Beispiel auf mein nächstes Format vor und arbeite das ganze redaktionelle Briefing an den freien Tagen durch. Und das ist natürlich total schön, wenn man bei der Büroarbeit aufs Meer schauen kann. Das Ganze hat natürlich auch so einen gewissen Freizeitaspekt, also man geht morgens erst mal in den Whirlpool, danach setzt man sich an den Schreibtisch, macht dann vielleicht fünf Stunden redaktionelle Vorbereitung, geht danach in den Spa und lässt sich eine Massage geben, dann trifft man die anderen zum Abendessen. Die Zeit auf dem Schiff ist eigentlich immer schön.“
Apropos Whirlpool: Wie wohnen denn die Schauspieler auf dem „Traumschiff“, wie muss man sich das als Zuschauer vorstellen? Wohnen Sie in besonders großen, luxuriösen Suiten oder in ganz normalen Kabinen?
„Das kommt immer etwas auf den Grad der Ausbuchung an. Mal bin ich für meine Rolle nur einige Tage auf dem Schiff, für einen anderen Dreh dann zwei Monate. Bei einem längeren Zeitraum freue ich mich natürlich, wenn es dann ein wenig komfortabler sein kann.“
Sie haben ja bereits erwähnt, dass Sie mitunter richtig lange von Zuhause weg sind. Es ist sicherlich schwierig, Ihre Familie so lange nicht zu sehen?
„Nein, meine Familie kennt das ja schon. Also ich drehe ja grundsätzlich sehr viel und das bedeutet, dass ich für ein Projekt im Schnitt schon immer so um die drei Wochen unterwegs bin. Und da macht es für meine Familie auch keinen großen Unterschied, ob ich jetzt drei Wochen in Köln drehe oder auf Mauritius. Es ist heutzutage ja auch wirklich einfach, Kontakt zu halten. Was mich zum Beispiel echt erstaunt hat: Wir haben bei der letzten Reise den Atlantischen Ozean überquert, und wenn man sich diese Route anschaut, dann denkt man, dass es irgendwann sicherlich schwierig wird mit der Erreichbarkeit. Es hat aber erstaunlich gut funktioniert. Für jemanden wie mich mit wenig technischem Verständnis ist es ein Wunder, dass man mitten auf dem Atlantik weiterhin durchgängig erreichbar ist.“
Sie Sie nach längerer Zeit an Bord nicht auch manchmal genervt, weil es Ihnen zu eng wird mit so vielen Leuten auf engstem Raum?
„Nein gar nicht. Dadurch, dass man alle mag, wird es nicht zu eng. Es ist wirklich so, dass man dort eine Art Familie gewinnt. Weil das Team sehr respektvoll ist, kann man auch so eng mit ihnen sein. Alle wahren die Grenzen und alle wissen, wir sind jetzt hier über Monate auf engstem Raum zusammen. Gerade für das Team ist es ja noch extremer, die sind teilweise über sieben Monate auf dem Schiff, wir Schauspielenden gehen ja hin und wieder mal von Bord. Man weiß dort einfach, es ist immer jemand für einen da. Wenn es mir mal schlecht geht, dann kann ich immer rausgehen ins Restaurant und ich weiß, da sitzen nette Menschen und es gibt immer jemanden, der ein offenes Ohr für einen hat. Es ist schön, dass man da so zusammenwächst.“
Was war für Sie bisher das schönste Ziel, wo Sie mit dem „Traumschiff“ waren?
„Das waren tatsächlich die die ersten beiden Filme, also die zwei Malediven-Reisen. Wir waren einmal auf Maalifushi und einmal auf Cocoa Island. Für mich war das zu dem Zeitpunkt noch absolut surreal, dass man so arbeiten kann. Auf Maalifushi gab es eine lange Tafel am Strand, wo wir immer zu Abend gegessen haben, bei Kerzenschein, mit Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang, und all das mit unglaublich netten Menschen. Das war für mich am Anfang so krass, dass ich dachte, das kann doch jetzt alles gar nicht real sein. Dieses Gefühl war einfach so extrem, dass ich dachte, muss es doch irgendeinen Haken geben, das kann doch jetzt nicht tatsächlich meine Arbeit sein. Das ‘Traumschiff‘ ist einfach zu schön, um wahr zu sein.“
Gab es denn auch mal ein „Traumschiff“-Ziel, das Ihnen nicht so gut gefallen hat?
„Ein bisschen merkwürdig war, als wir in Schweden gedreht haben. Denn man kennt von den ‚Traumschiff‘-Zielen sonst ja hauptsächlich Strand und Sonne. Und plötzlich stehen alle in Winterjacken da, so erkennt man sie kaum wieder. Ich kannte alle ja sonst nur in Sommerkleidern und Hawaiihemden. Die dicke Winterkleidung und das Stadtumfeld fühlten sich merkwürdig an. Es war zwar ein ‚Traumschiff‘-Dreh, der sich nicht so richtig nach ‚Traumschiff‘ anfühlte.“
Viele Kreuzfahrtschiffe, gerade die älteren, gelten ja als besonders umweltschädlich. Ist Nachhaltigkeit ein Thema, mit dem Sie sich auseinandersetzen, beruflich und privat?
„Auf unserem Schiff wurde einiges gemacht, damit es umweltfreundlicher ist. Das hat uns unser Kapitän in aller Ausführlichkeit erklärt. Soweit ich weiß, hat die Reederei Phoenix Reisen in den letzten Jahren 120 Millionen Euro in das Thema Nachhaltigkeit investiert. Ich weiß nicht mehr genau, was das alles war, weil ich mir die technischen Begriffe nicht gemerkt habe, aber ich weiß, dass da einiges umgerüstet wurde im Maschinenraum.
Abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass wir gerade in einer Zeit leben, in der sich alle gegenseitig Vorwürfe machen. Ich glaube das ist ein bisschen auch die Bürde unserer Zeit, dass es kein Mensch schafft, zu 100 Prozent nachhaltig zu sein. Wenn wir uns einfach mal anschauen, wo kommt denn die ganze Kleidung her, die wir tragen, wo kommen denn die Lebensmittel her, die wir essen? Wie viele Containerschiffe unterwegs sind für all das, was wir im Alltag benötigen! Ich glaube, es ist einfach nur wichtig, dass man sich damit auseinandersetzt, dass man schaut, was kann ich selbst machen, wo kann ich nachhaltiger sein? Wir haben zum Beispiel das komplette untere Plateau unseres Grundstücks auf Mallorca mit Solarpanelen zugepflastert, haben eine Brennstoffzellenheizung und sorgen dafür, dass sich das Haus selbst versorgt, sodass wir keinen Strom von außen benötigen, sogar noch Solarstrom weiter geben können. Wir müssen einfach schauen, dass wir als Gesellschaft vorankommen, dass wir alle Dinge tun für die Nachhaltigkeit.
Wenn man sagen würde, man reist nicht mehr, empfände ich das als großen Verlust für das gesellschaftliche Miteinander. Reisen erweitert den Geist, und es wäre sehr schade drum, wenn man es nicht mehr täte. Ich halte es für total wichtig, dass man sich mit anderen Ländern, mit anderen Kulturen auseinandersetzt. Ich schaue, dass ich meine Flüge mit Kompensationsprogrammen ausgleiche. Phoenix hat freiwillig die Schiffsreisen mit UN-regulierten CO2-Zertifikaten kompensiert, schon einige Jahre lang, bevor dies in diesem Jahr für alle verpflichtend wurde.“
Der nächste „Traumschiff“-Dreh steht jetzt an, dürfen Sie schon verraten, wo es dieses Mal hingeht?
„Ja, weil es nicht das eigentliche Reiseziel des Films ist. Wir drehen ja oft in Regionen, wo wir offiziell gar nicht hinfahren. Als wir zum Beispiel die Folge ‚Utah‘ gedreht haben, waren wir mit dem Schiff in Indien. Das war schön, so konnte ich meine Familie sehen. Jetzt geht es nach Brasilien. Aber das Reiseziel des Filmes ist nicht Brasilien. Das hat organisatorische Gründe und liegt an den Reiserouten des Schiffes, denen wir uns anpassen – und dem Meer sieht man ja nicht an, wo es hinfließt.“