14. Februar 2020, 13:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit zehn Tagen sitzen die Passagiere und die Crew nun schon auf dem Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ vor der japanischen Küste fest, das Schiff steht unter Quarantäne. Und jeden Tag gibt es Dutzende neue Infizierte. Einige Passagiere haben bereits die Angst geäußert, das Virus könne sich über die Klimaanlage verbreiten. Aber stimmt das tatsächlich? TRAVELBOOK hat bei einem Experten nachgefragt.
Diese verzweifelte Nachricht schickten zwei auf der „Diamond Princess“ festsitzende Passagiere an ihren Sohn an Land, wie BILD vor einigen Tagen berichtete. TRAVELBOOK fragte Prof. Stephan Ludwig, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Münster, ob die Angst der Passagiere begründet und eine Ansteckung mit dem Coronavirus Covid-19 über die Klimaanlage tatsächlich möglich ist.
„Das kommt zunächst ganz darauf an, wie die Klimaanlage verschaltet ist“, sagt der Virologe. Allerdings sei davon auszugehen, dass auf moderneren Schiffen die Luftströme gefiltert würden und die Versorgung der einzelnen Kabinen unabhängig voneinander stattfinde. Aber letztlich hält der Experte die Klimaanlage als Überträger der Krankheitserreger ohnehin eher für vernachlässigbar. „Nach allem, was man bisher weiß, kann man vermuten, dass die aerosolische Übertragung des neuen Coronavirus nicht die primäre Übertragungsroute darstellt. Dies scheint hauptsächlich über Schmierinfektion stattzufinden.“
Unter einer Schmierinfektion versteht man die Übertragung von Krankheitserregern durch direkten Kontakt mit einem infizierten Menschen oder durch die Berührung einer mit Krankheitserregern kontaminierten Fläche, etwa Türklinken oder Wasserhähne. „Generell ist die Ansteckung auf einem Kreuzfahrtschiff natürlich leicht möglich, weil viele Menschen auf engem Raum sich dort aufhalten“, sagt Prof. Ludwig. „Die Übertragung wird wahrscheinlich weitestgehend über den persönlichen Kontakt und über Schmierinfektion stattfinden. Das gilt für Krankheiten wie das neue Coronavirus aber auch für das Norovirus oder beispielsweise eine Grippe-Infektion.“
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Quarantäne auf dem Schiff sinnvoll
Dass die Passagiere auf dem Schiff unter Quarantäne gestellt und nicht an Land gebracht wurden, hält der Virologe für „sehr angemessen“ „Was gibt es besseres für eine Quarantäne als einen Bereich mit sehr kontrolliertem Zugang, so wie es ein Kreuzfahrtschiff darstellt. Außerdem haben sich die Passagiere ja freiwillig auf dieses Schiff begeben und auch noch Geld dafür bezahlt, sodass die Lebens- und Wohnsituation auf dem Kreuzfahrtschiff ja nicht so furchtbar sein kann. Das könnte in einem Quarantänelager an Land ganz anders aussehen.“
Generell sollten Passagiere, die eine Kreuzfahrt buchen, sich des Risikos eines Krankheitsausbruchs an Bord klar sein und im Zweifel dann damit rechnen, dass sie unter Quarantäne gestellt würden, so der Professor weiter.
An Bord der „Diamond Princess“ befinden sich rund 3600 Passagiere und Crewmitglieder, darunter auch zehn Deutsche. Laut einem Bericht der „tagesschau“ hat sich die Zahl der Infizierten an Bord inzwischen auf 218 erhöht. Die Quarantäne gilt vorerst noch bis zum 19. Februar.