14. Mai 2020, 13:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Spätestens seit James Camerons epischer Kinoromanze kennt jeder die Tragödie der Titanic. Weitaus weniger bekannt – und dennoch vergleichbar mit der Titanic-Katastrophe – ist der Untergang des spanischen Luxusschiffes El Príncipe de Asturias, das ebenfalls als „unsinkbar“ galt. Das Unglück im Jahr 1916 war der Beginn einer ganzen Reihe an mysteriösen Ereignissen.
1916, vier Jahre nach dem Untergang der Titanic, machte sich das spanische Luxusschiff El Príncipe de Asturias von Barcelona aus auf den Weg nach Buenos Aires. Ihre Aufenthaltsräume waren mit Nussholz und japanischer Eiche getäfelt, den Speisesaal der ersten Klasse krönte eine Kuppel aus Kristall. Es gab moderne elektrische Heiz- und Belüftungsanlagen, eigens für das Schiff entworfene Konzertflügel, eine Bordbibliothek und einen Rauchsalon. Ein historisches Bild zeigt den Treppenaufgang zur ersten Klasse, der dem der Titanic sehr ähnlich sieht.
In der ersten Klasse des Schiffs fuhren viele Prominente mit, unter anderem der damalige Star-Pianist Kataloniens, Juan José Sola Pujol. Außer den Passagieren beförderte der Dampfer auch eine kostbare Fracht: portugiesischen Wein zum Beispiel, Zinn, Kupfer und zwanzig Bronzestatuen, die ein berühmtes Denkmal in der argentinischen Hauptstadt vervollständigen sollten. Außerdem Gold für die argentinische Regierung und die Juwelen der ersten Klasse – dessen Wert heute auf mehrere Millionen Dollar geschätzt wird.
Was damals der ganze Stolz der spanischen Schifffahrtsgesellschaft Pinillos Izquierdo y Compañía war, sollte bald zu ihrem Untergang führen: Die Príncipe de Asturias erreichte niemals ihr Ziel.
Schiff rammt Felsen
Nachdem das Schiff fast 14 Tage auf See war, vorbei an Cadiz, Las Palmas und Rio de Janeiro, geriet es auf seinem Weg entlang der brasilianischen Küste in der Nacht zum 5. März 1916 auf der Höhe von Santos in eine Nebelbank. In der Dunkelheit rammte das Schiff gegen vier Uhr einen Felsen unter der Wasseroberfläche. Die Wände des Schiffes rissen auf, Tonnen von Wasser drangen direkt in den Maschinenraum ein. Eine heftige Kesselexplosion zerstörte das Innere des Schiffs, der Strom fiel aus. Die Príncipe war nun vollkommen manövrierunfähig – und brach schließlich in sich zusammen.
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Sie galt als „unsinkbar“
Innerhalb von gerade einmal fünf Minuten und in einem Steilwinkel von 70 Grad sank der damals wohl prächtigste Dampfer Spaniens im Atlantischen Ozean. Von den fast 600 Menschen an Bord überlebten nur 143. Das so tragische Ende des Schiffs machte es als „Spanische Titanic“ berühmt.
Der zweifelhafte Titel wurde dem Ozeanriesen aufgrund der vielen Parallelen verliehen: Beide Schiffe gehörten zu den prunkvollsten ihrer Zeit, galten als „unsinkbar“ und waren nur sehr kurze Zeit im Einsatz, bevor sie schließlich untergingen und Hunderte Menschen mit in den Tod rissen.
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Im Schiffswrack sollen noch immer Schätze liegen
Im Unterschied zum Wrack der Titanic, das zu tief liegt, um für Taucher zugänglich zu sein, kann man zu den Überresten der Príncipe de Asturias tauchen: Das Wrack liegt vor der Küste der brasilianischen Insel Ihla Bela. Jedoch sind die Bedingungen für Taucher dort so gefährlich, dass es schon lange niemand mehr versucht hat. Und so sollen noch immer zahlreiche Schätze im Innern der Schiffstrümmer zu finden sein.
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Weitere Unglücke bei der Reederei
Der Untergang der Príncipe de Asturias war nur der Beginn einer Kette von Unglücken für die Reederei Pinillos. Der Dampfer Pío IX sank noch im selben Jahr vor den Kanarischen Inseln, 40 Crew-Mitglieder starben. Drei Jahre später stach das größte Schiff der Reederei, die Valbanera, in See: Ziel der Reise war diesmal Havanna mit 1142 Passagieren und 88 Besatzungsmitgliedern an Bord. Was dann mit der Valbanera geschah, lesen Sie hier – nur so viel: Es war der wohl mysteriöseste Schiffsuntergang aller Zeiten.
Das Ende der Valbanera bedeutete für die Reederei Pinillos jedenfalls den endgültigen Ruin: Die letzten drei Schiffe der Gesellschaft wurden 1925 an ihre zeitlebens größte Konkurrentin, die Reederei Compañía Transoceánica, verkauft.