19. Januar 2023, 8:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Restriktionen haben die Kreuzfahrt-Branche bekanntlich schwer getroffen. Entsprechend verzeichneten auch die Abwrackhäfen, allen voran Aliaga in der Türkei und Alang in Indien, in den vergangenen Jahren ein deutlich höheres Aufkommen an zu verschrottenden Kreuzfahrtschiffen. Im vergangenen Jahr fanden sogar so viele Schiffe wie nie zuvor ihre letzte „Ruhe“ auf den drei größten Kreuzfahrt-Friedhöfen weltweit. TRAVELBOOK zeigt, welche das waren.
Laut einem aktuellen Bericht des Branchenportals „Cruise Industry News“ sind im Jahr 2022 insgesamt 18 Kreuzfahrtschiffe verschiedenster Reedereien verschrottet worden. Das sind doppelt so viele wie noch im Jahr 2021 – und mehr als je zuvor. Zum Vergleich: Im Jahr 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, sind gerade mal zwei Kreuzfahrtschiffe zum Abbruch zu einem der weltweiten Abwrackhäfen gebracht worden. Im Jahr 2016 wurde weltweit sogar kein einziges Kreuzfahrtschiff verschrottet.
Diese Kreuzfahrtschiffe wurden 2022 verschrottet
(sortiert nach Größe bzw. Kapazität)
„Carnival Sensation“
Anfang April 2022 ist die „Carnival Sensation“ (siehe großes Foto oben) der US-amerikanischen Reederei Carnival Cruise Line zum Abbruch in den Abwrackhafen Aliaga in der Türkei gebracht worden. Das 1993 gebaute Schiff, das Platz für mehr als 2000 Passagiere und 900 Crew-Mitglieder bot, war zuletzt im Jahr 2009 modernisiert und erweitert worden.
„Carnival Ecstasy“
Ebenfalls zur Reederei Carnival Cruise Line gehörte dieses Kreuzfahrtschiff, das seine letzte Reise im November 2022 nach Aliaga antrat. Auch die „Carnival Ecstasy“ hatte eine Kapazität für rund 2000 Passagiere und 900 Crew-Mitarbeiter.
„Century Harmony“, ehemals „Carnival Fascination“
Das bis 2020 von Carnival Cruise Line betriebene und danach an die Reederei Century Harmony Cruise Limited verkaufte Kreuzfahrtschiff „Century Harmony“ kam im Februar 2022 zur Abwrackung nach Gadani in Pakistan. Es hatte eine ähnliche Kapazität wie die „Carnival Sensation“ und die „Carnival Ecstasy“.
„SuperStar Gemini“
Die 1992 gebaute „SuperStar Gemini“ war ein Kreuzfahrtschiff der Reederei Star Cruises, die Anfang 2022 Insolvenz anmelden musste. Das Schiff bot Platz für knapp 1950 Passagiere und mehr als 700 Besatzungsmitglieder. Im November 2022 kam sie zur Verschrottung nach Alang in Indien.
„SuperStar Aquarius“
Zeitgleich mit der „SuperStar“ Gemini kam deren 1993 gebautes Schwesterschiff „SuperStar Aquarius“ zum Abbruch nach Alang. Sie fasste mehr als 1500 Passagiere und 700 Crew-Mitglieder.
„Marella Dream“
Nach zweijähriger Liegezeit in Griechenland wurde die von Marella Cruises betriebene „Marella Dream“ im Juni 2022 zur Verschrottung in die Abwrackwerft Aliaga gebracht. Das 1986 in Deutschland gebaute Schiff bot Platz für rund 1500 Passagiere und 630 Crew-Mitglieder.
„SuperStar Libra“
Auch dieses 1988 gebaute Schiff gehörte zur mittlerweile insolventen Reederei Star Cruises. Es diente in den letzten Jahren als Wohnschiff, unter anderem für Werftarbeiter in Wismar. Im Mai 2022 erreichte die „SuperStar Libra“ den Abwrackhafen von Aliaga, wo das Kreuzfahrtschiff verschrottet wurde.
„Horizon“
Die 1990 in Deutschland gebaute „Horizon“ war ein Kreuzfahrtschiff von Royal Caribbean Cruises, das bis 2020 für die Reederei Pullmantur Cruises gefahren ist. Wahrend der Corona-Pandemie lag das Schiff, das eine Kapazität für rund 1440 Passagiere und 570 Crew-Mitglieder hatte, zwei Jahre lang in Griechenland vor Anker, bevor es im August 2022 zur Verschrottung nach Aliaga kam.
„Zenith“
Auch dieses 1992 gebaute Schiff gehörte lange Zeit Royal Caribbean Cruises und wurde bis kurz vor der Corona-Pandemie ebenfalls von Pullmantur Cruises betrieben. Es bot Platz für rund 1440 Passagiere und 670 Crew-Mitglieder. Nach dem Verkauf an ein Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten kam es im September 2022 schließlich zum Abwrackhafen Alang in Indien.
„Marella Celebration“
Das zuletzt von Marella Cruises betriebene Schiff aus dem Jahr 1984 lag zwei Jahre lang in Griechenland vor Anker, bevor es an die türkischen Abwrackwerften in Aliaga verkauft wurde. Bis zu 1250 Passagiere und 520 Besatzungsmitglieder hatten einst darauf Platz.
„Star Pisces“
Die 1991 gebaute „Star Pisces“ war laut „Cruise Industry News“ das erste Schiff der ehemaligen Star-Cruises-Flotte, das verschrottet wurde. Der knapp 1100 Passagiere und 750 Crew-Mitglieder fassende Kreuzer trat im Juli 2022 seine letzte Reise nach Alang an.
„Golden Iris“
Bereits 1977 erbaut, fuhr die „Golden Iris“ in ihrer langen Dienstzeit für verschiedene Reedereien und unter unterschiedlichen Namen. Etwa 1000 Passagiere hatten auf ihr Platz, dazu kamen etwa 350 Besatzungsmitglieder. Im Juli 2022 kam das Kreuzfahrtschiff nach Aliaga, um dort verschrottet zu werden.
Weitere kleinere Kreuzfahrtschiffe, die 2022 verschrottet wurden
Die nachfolgende Liste enthält die übrigen Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von unter 1000 Passagieren, die ebenfalls 2022 verschrottet wurden:
- „Fuji Maru“
- „Oriental Dragon“, ehemals „Sun Viking“
- „Delphin“
- „Titan“, ehemals „Salamis Filoxenia“
- „Odin“, ehemals „Black Watch“
- „Pearl II“, ehemals „Saga Pearl II“
Wegen Corona früher verschrottet als geplant Aliaga – der schwimmende Friedhof der Luxus-Kreuzfahrtschiffe in der Türkei
Indien Der Friedhof der Luxus-Kreuzfahrtschiffe am Strand von Alang
Überblick Diese neuen Kreuzfahrtschiffe stechen 2025 in See
Neue Kreuzfahrtschiffe im Bau
Übrigens: Obwohl immer mehr Kreuzfahrtschiffe in Aliaga und anderen Häfen ihre letzte Ruhe finden, reißt der Bau-Boom in der Branche nicht ab. Laut einem weiteren Bericht von „Cruise Industry News“ sind 75 neue Kreuzfahrtschiffe allein bis 2027 geplant. Insgesamt beträgt das Ordervolumen demnach knapp 45 Milliarden Euro, jedes Schiff bietet im Schnitt Platz für 2256 Gäste. Immerhin knapp ein Drittel davon soll mit dem Flüssiggas LNG betrieben werden. Doch wie eine Recherche von TRAVELBOOK ergab, ist letzteres leider nur bedingt weniger umweltschädlich als Schweröl.