22. Juni 2023, 13:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist bekannt, dass Kreuzfahrtschiffe für die Umwelt in etwa so gut sind wie ein Schokoriegel zum Frühstück für die Ernährung. Vor allem die Luftverschmutzung ist gigantisch. Nun zeigt eine Studie, dass die Belastung durch Kreuzfahrtschiffe in europäischen Häfen sogar noch höher ist als vor der Coronapandemie. Doch es gibt auch Hoffnung, wie sich am Beispiel einer Hafenstadt in Italien zeigt.
Während der Coronapandemie gab es, aufgrund diverser Beschränkungen, in vielen von Kreuzfahrt-Giganten geplagten Häfen ein Aufatmen – im Wortsinne. Denn die Luftverschmutzung, die durch den CO2- und Schwefelausstoß der Kreuzfahrtschiffe entsteht, ist nicht zu unterschätzen und ging während der Pandemie in vielen Städten deutlich zurück. Doch mit der Aufhebung der Coronamaßnahmen ist auch die Lust an Kreuzfahrten zurück – und die Verschmutzung nun sogar auf einem Niveau, das jenes vor der Pandemie übersteigt. Das zeigt eine die neue Studie „One Corporation to Pollute Them All“ des europäischen Verbands „Transport and Environment“. Der Studie zufolge sei die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe in den Häfen und ihr Treibstoffverbrauch um bis zu 24 Prozent im Vergleich zu 2019 angestiegen.
Wie viel Schaden die Kreuzfahrtschiffe anrichten, wird vor allem im Vergleich mit dem Abgasausstoß von Autos deutlich. So zeigt die Analyse etwa, dass in Bezug auf Schwefeloxide im Jahr 2022 die Kreuzfahrtschiffe 4,4 Mal mehr ausgestoßen hatten als alle Autos auf dem europäischen Kontinent. Die Belastung ist dabei, laut der Studie, vor allem auf eine Reederei zurückzuführen: MSC Cruises. Die 19 Schiffe des Kreuzfahrtunternehmens würden fast so viel Schwefel ausstoßen wie 291 Millionen Autos in Europa. Auf Platz zwei und drei befinden sich die Reedereien Costa Cruises und Royal Caribbean Cruises.
Auch interessant: Riesen-Chaos um längste Kreuzfahrt der Welt – wird sie doch nicht starten?
Die Städte mit der stärksten Luftverschmutzung aufgrund von Kreuzfahrtschiffen
Besonders dramatisch ist die Luftverschmutzung in jenen Städten in Europa, in denen Kreuzfahrtschiffe nahezu täglich ankern. Betroffen sind vor allem Mittelmeerstädte. Auf einem unrühmlichen Platz 1 landete Barcelona, gefolgt von Civitavecchia, einem Küstenhafen nordwestlich von Rom. Platz drei ging an den Hafen von Piräus in Athen. Dramatisch ist die Veränderung von Hamburg im Ranking: Lag die deutsche Hafenstadt vor vier Jahren noch auf Platz 17, findet sie sich inzwischen bedauerlicherweise auf Rang 6. Mit Kiel ist zudem noch eine weitere deutsche Stadt unter den 20 Städten mit der stärksten Luftverschmutzung aufgrund von Kreuzfahrtschiffen in Europa.
Die „Flop 20“
- Barcelona
- Civitavecchia
- Piräus
- Palma de Mallorca
- Lissabon
- Hamburg
- Southhampton
- Mykonos
- Thira
- Funchal
- Neapel
- Marseille
- Genua
- Stockholm
- Kiel
- Livorno
- Valletta
- Le Havre
- Bergen
- Santa Cruz de Tenerife
Auch interessant: 9 Dinge, die man auf einer Kreuzfahrt vermeiden sollte
Umwelt- und Klimaschutz Die besten und schlechtesten Kreuzfahrt-Reedereien 2024 im NABU-Ranking
Alternativen zum Schweröl Sind Kreuzfahrten bald weniger umweltschädlich?
Großer Überblick Welche Kreuzfahrten 2021 wieder in Europa angeboten werden
Einstiger Horror-Ort macht Hoffnung
Doch es gibt auch noch Hoffnung – und das ausgerechnet von einer Hafenstadt, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder aufgrund der zahlreichen Kreuzfahrtschiffe in der Kritik war: Venedig! Noch 2019 war die italienische Stadt der am stärksten verschmutzte Kreuzfahrthafen Europas. Regelmäßig gingen Fotos von gigantischen Schiffen und einer völlig überfüllten Stadt aufgrund der zahlreichen Kreuzfahrturlauber durch die Medien. Doch nach Jahren der Kritik wurde 2021 ein Verbot für große Kreuzfahrtschiffe eingeführt. Nun zeigt sich, dass dadurch nicht nur der verhasste Massentourismus eingedämmt wurde, sondern sich auch die Luftqualität deutlich verbesserte. Seit dem Verbot gab es laut der Studie einen Rückgang der Schwefeldioxid-Emissionen von Kreuzfahrtschiffen von 80 Prozent in Venedig! Es gibt also Hoffnung für Barcelona, Hamburg und Co. – wenn tatsächlich hart durchgegriffen wird.