23. September 2023, 17:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Pauschalreisen scheinen zu polarisieren. Oft werden sie von Reisenden verlacht, gleichzeitig buchten laut dem Deutschen Reiseverband (DRV) im vergangenen Jahr 44 Prozent der deutschen Touristen diese komplett durchgeplanten Urlaube und freuen sich ob dieser Einfachheit. Unsere oft und viel reisende Autorin hat noch nie einen Pauschalurlaub gemacht und erklärt hier, wieso.
Von vorn bis hinten gepampert werden, alles ist durchgetaktet, Flüge, Hotel und Co. werden wie von allein gebucht – gerade das Nicht-Kümmern-Müssen ist für viele Urlauber ein Grund, eine Pauschalreise zu buchen. Und ich kann den Bequemlichkeitsansatz verstehen. Gerade wer im Alltag viel Verantwortung und Stress hat, freut sich bestimmt, im Urlaub alles abzugeben und andere machen zu lassen. Zum Beispiel Eltern haben häufig nicht allzu viel Zeit für sich und bekommen bei einer Pauschalreise nicht nur eine Komplettversorgung für sich selbst, sondern auch noch jede Menge Entertainment für ihre Kinder. Für andere ist es die Sicherheit in verschiedenen Punkten, die eine Pauschalreise attraktiv macht. Etwa dann, wenn unvorhersehbare Dinge wie Unwetter, Streiks usw. eintreten, ist man bei einer Pauschalreise häufig abgesichert, bei Individualreisen ist das nicht unbedingt der Fall. Jeder dieser und bestimmt auch ganz viele andere Gründe für eine Pauschalreise sind nachvollziehbar. Ich habe trotzdem noch nie eine gemacht und kann mir das für mich auch nicht vorstellen.
6 Gründe, wieso ich noch nie eine Pauschalreise gemacht habe
Spontaneität
Heute noch nicht zu wissen, was mich morgen erwartet, bedeutet für mich ein Gefühl von Freiheit. Ich mag es, spontan zu entscheiden, was ich tun und wohin ich weiterreisen möchte. Denn meistens weiß ich erst vor Ort, ob es mir gefällt und ich bleiben oder lieber etwas anderes sehen möchte. Zusätzlich kommen die besten Tipps zu Dingen und Orten, die ich gesehen haben sollte, oft von Menschen, die ich auf der Reise kennenlerne. Auch dafür muss ich frei entscheiden können, eine Pauschalreise ist dafür zu sehr verplant.
Unterkünfte
Ähnlich ist es bei den Unterkünften: Hotels sind, wenn nicht notwendig, nicht meine erste Wahl. Kleine Bambushütten am Strand, ein Van, ein typisches lokales Gästehaus oder – seit ich selbst mit Familie verreise – eine Ferienwohnung, sind mir lieber. Je nach Land sind die charmantesten Unterkünfte nicht unbedingt im Internet zu finden. Rumfahren und drüber stolpern funktioniert meist gut. Der Nachteil natürlich: Die Unterkunft erst vor Ort zu suchen kostet Zeit. Wer die nicht hat, bucht vielleicht besser im Vorhinein. Eine andere Alternative für alle, die bei aller Spontaneität ein bisschen mehr Sicherheit haben möchten: Die Unterkunft für die ersten Tage vorab buchen und dann entspannt vor Ort weiterschauen.
Das Echte sehen
Ich mache nicht gern, was alle machen und wo alle sind. Schaue bestimmt ein paar der unbedingt zu sehenden Sehenswürdigkeiten an, laufe dann aber lieber schnell in die andere Richtung, und zwar dorthin, wo nicht alle anderen hinlaufen. Wieso? Weil ich das Land fernab vom Tourismus kennenlernen, erfahren, sehen, staunen möchte. Das geht am besten in Ruhe, wenn ich in die Umgebung eintauchen kann.
Ein Schockbeispiel: die Tempelanlagen von Angkor in Kambodscha. Da schoben sich so viele Touristen durch die beeindruckenden Ruinen, dass es nicht nur wahnsinnig wuselig war, sondern auch überall ständig eine Hand mit Kamera oder eine posierende Person die eigentlich faszinierende Aussicht verdeckte. Für Staunen und Wirkenlassen der jahrhundertealten Geschichte gab es keinerlei Raum, am Ende war die ganze Erfahrung sehr anstrengend. Eine Pauschalreise stelle ich mir entsprechend wie einen Graus vor. Steht die Reisegruppe nicht nur auf meinen Füßen, ich bin sogar Teil von ihr – und stehe somit anderen Individualreisenden auf den Füßen, während ich von den für mich eigentlich spannenden Dingen nichts mitbekomme.
Ruhe
Liege neben Liege am Pool, darauf rotweiße Körper, die sich in der Sonne wenden, während übermotivierte Amateure zu schlimmer Musik den Rest der Reisegesellschaft anfeuern – das ist meine Vorstellung einer Pauschalreise. So klischeehaft ist es ganz sicher nicht immer und es gibt bestimmt jede Menge spannende Angebote, bei denen der oder die Reisende aus dem Hotel auch mal rauskommt und tolle Dinge tut. Wieso ich das hier schreibe, hat folgenden Grund: Wenn ich das Konzept der Pauschalreise richtig verstehe, macht man seinen Urlaub dabei immer mit (vielen) anderen in der Nähe. Ich mag Ruhe. Und Natur. Und ganz besonders mag ich es, auf Reisen gelegentlich allein oder mit meinen selbst ausgewählten Reisebegleitern in einer traumhaften Umgebung zu sein und diese einfach nur zu genießen. Ich glaube, das funktioniert bei der Pauschalreise einfach nicht.
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Andere Nationalitäten
Ich schwinge noch eine weitere Klischeekeule gegen die Pauschalreise: In meiner Vorstellung hängt man in den gebuchten Hotels oft mit anderen Deutschen ab, einfach, weil beim selben Veranstalter gebucht wurde. Hauptgründe zu reisen sind für mich, andere Kulturen kennenzulernen, Umgebungen zu sehen und herauszufinden, wie Menschen woanders auf der Welt leben. Wenn alles ähnlich ist wie zu Hause und ich da nur mit Deutschen an einem Pool sitze, finde ich das eher unspannend.
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Essen
Lokale Spezialitäten sind ein Highlight auf jeder meiner Reisen. Unergründliche Dinge in irgendwelchen Töpfen in Kambodscha, die widerliche Durian-Frucht auf Bali oder die Tränen in die Augen treibende Schärfe von vielen Gerichten in Nepal stehen eher nicht auf der Karte eines Hotelrestaurants, das seine Gerichte verständlicherweise an die Bedürfnisse und Gewohnheiten seiner Besucher anpasst. Um das echte Landesessen zu bekommen, muss man raus- und dahingehen, wo die Einheimischen essen. Und die findet man eben nicht im Hotelrestaurant.
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Am Ende kommt es bei der Frage, ob Pauschal- oder Individualreise einfach darauf an, was jemand möchte: wenig organisieren müssen oder die Freiheit haben, spontan zu entscheiden – Planbares oder Abenteuer. Es gibt so viele Gründe, aus denen man diese oder jene Reiseform wählt, und zum Glück kann jeder diese Entscheidung für sich selbst treffen.