16. September 2024, 17:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Andere Länder, andere Sitten – gemeint sind die deutschen Bundesländer und dort vorherrschende Reisegewohnheiten. Wie eine Studie des Touristikunternehmens Tui zeigt, legen die Deutschen abhängig von ihrem Wohnort den Fokus etwas anders. Das betrifft offenbar sowohl die bevorzugten Reiseziele als auch die übergeordneten Prioritäten bei der Planung. TRAVELBOOK geht genauer darauf ein.
Vorab lässt sich zusammenfassend sagen: Die Deutschen schreiben Urlaub groß. Wie aus den Studienergebnissen von Tui hervorgeht, unternehmen 95 Prozent der Befragten aus allen deutschen Bundesländern private Reisen. Die Berliner gingen insgesamt als „Urlaubs-Spitzenreiter“ aus der Untersuchung hervor. Stolze 35,6 Prozent der von dort stammenden Studienteilnehmer gaben demnach an, jedes Jahr zwei bis drei Mal zu verreisen. Aber von vorne.
Übersicht
- Studie zum Reiseverhalten der Bundesländer
- Wie oft, wie lang und wohin verreisen die Deutschen?
- Die beliebtesten Reiseziele der Deutschen
- Finanzielle Einsparungen an anderer Stelle
- Worauf die Deutschen beim Reisen besonderen Wert legen
- Mit wem verreisen die Deutschen am liebsten?
- Was vermissen die Deutschen beim Urlaub am meisten?
- Ergebnisse nur eingeschränkt zu bewerten
Studie zum Reiseverhalten der Bundesländer
Für die Studie „So reisen die Bundesländer 2024“ nahm das Touristikunternehmen Tui in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Marktforschungsinstitut Appinio das Reiseverhalten der Deutschen unter die Lupe. 2000 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren sollen an der Befragung im Mai 2024 teilgenommen haben – die wenigsten davon aus den Bundesländern Bremen und Saarland. Es war somit kein repräsentatives Ergebnis zu gewährleisten, heißt es in der Veröffentlichung. „Aus diesem Grund haben wir die Daten für Bremen und Niedersachsen sowie Rheinland-Pfalz und das Saarland zusammengefasst.“
Ziel der Studie war es, neben der Häufigkeit von Urlauben in den einzelnen Bundesländern auch abzubilden, wie die Deutschen dabei gemeinhin vorgehen. Mit wem verreisen sie am liebsten? Was ist ihnen im Urlaub besonders wichtig – wofür geben sie das meiste Geld aus?
Wie oft, wie lang und wohin verreisen die Deutschen?
Urlaubsmuffel scheinen die Deutschen jedenfalls nicht zu sein. Von den bereits vorgestellten Spitzenreitern in puncto Urlaub sollen immerhin 7,8 Prozent der befragten Berliner gar auf fünf Urlaube im Jahr kommen. Auch die Hamburger verreisen den Daten zufolge mindestens ein Mal im Jahr – und planen dabei im Bundesländer-Vergleich das meiste Budget ein. 15,6 Prozent der Befragten aus der Hansestadt gaben demnach an, beachtliche 4000 Euro pro Person ins Reisen zu stecken. Das ist recht deutlich mehr das, was mit rund 29,3 Prozent der Großteil der Befragten aller Bundesländer durchschnittlich ausgibt: zwischen 1000 und 2000 Euro. Und dies ist wiederum mehr, als ursprünglich kalkuliert war. Das durchschnittliche vorgesehene Budget liegt bei den Deutschen den Daten zufolge bei 500 bis 1000 Euro.
Das Budget kann einen gewissen Einfluss darauf haben, wie lang die Reise sein darf (oder auch umgekehrt). Die Daten zeigen jedenfalls, dass sich nur die wenigsten Deutschen mit ein paar Tagen Urlaub zufrieden geben. Erstaunliche 82,2 Prozent der Befragten in allen Bundesländern gaben demnach an, mindestens 14 Tage am Stück verreisen zu müssen, damit sich bei ihnen Erholung einstellen kann. Und auch hier setzen die Hamburger noch einen drauf: Bei ihnen müssen es der Tui-Studie zufolge ganze vier Wochen Urlaub auf einmal sein.
Die beliebtesten Reiseziele der Deutschen
Dabei zieht es die Deutschen gar nicht mal in die Ferne. Die Baden-Württemberger bleiben den Daten zufolge besonders gern in heimischen Landen, verreisen also etwa an den Bodensee, in den Schwarzwald oder ins Allgäu. Dies deckt sich aufgrund der örtlichen Nähe ziemlich mit dem Reiseverhalten der bayerischen Deutschen.
Bundesländerübergreifend konnten sich die Ostsee und Nordsee an die Spitze der beliebtesten Reiseziele setzen. In Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland-Pfalz und im Saarland würden sich die Menschen zwischen den beiden Optionen für die Nordsee entscheiden. Fragt man die Bayern, ist ihnen den Daten zufolge beides gleich recht.
Finanzielle Einsparungen an anderer Stelle
Nicht jeder kann sich das Reisen ohne Weiteres leisten. Wie die Daten zeigen, haushalten viele der befragten Deutschen daher an anderer Stelle mit ihren Ausgaben. Wo genau, unterscheidet sich in den Bundesländern. Befragte in Bremen und Niedersachsen (rund 34,6 Prozent), im Saarland und in Rheinland-Pfalz (33,6 Prozent) sowie in Baden-Württemberg (33,3 Prozent) gaben demnach an, sich vor allem bei Essenslieferungen zurückzuhalten, um mehr Geld für Urlaube zur Verfügung zu haben. In Thüringen und Bayern dagegen (36 und 34,3 Prozent) verzichten die Studienteilnehmer da lieber aufs Shoppen. Und in Mecklenburg-Vorpommern (35,9 Prozent), Baden-Württemberg (32,2 Prozent) und Thüringen (32,0 Prozent) dagegen ist der Anteil an Menschen besonders hoch, die zugunsten des Reisens auf Besuche in Restaurants und Bars verzichten.
Worauf die Deutschen beim Reisen besonderen Wert legen
Der Untersuchung zufolge achten die Menschen in Sachsen-Anhalt und Sachsen bei der Urlaubsplanung ganz besonders auf den Preis. Ähnlich preisbewusst ist man demnach in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. In Hamburg, Thüringen und Brandenburg dagegen haben das Wetter und Klima am Urlaubsort den höchsten Stellenwert. Natur und Landschaft ist für auffällig viele der Befragten in Schleswig-Holstein wichtig.
Interessant: Nur rund 16 Prozent der Deutschen gaben an, dass es ihnen beim Urlaub wichtig ist, nicht zu viele Touristen um sich herum zu haben.
Mit wem verreisen die Deutschen am liebsten?
Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg sind diejenigen Bundesländer, in denen die Menschen nach eigenen Angaben am häufigsten mit den eigenen Eltern Urlaub machen. Dagegen gaben rund 24,6 Prozent der Befragten in Schleswig-Holstein an, bevorzugt allein zu verreisen. Insgesamt ist aber der eigene Partner bei immerhin 43,4 Prozent der Deutschen die liebste Reisebegleitung.
Und das scheint in vielen Fällen auch einen praktischen Zweck zu erfüllen. So zeigen die Daten, dass in Hamburg bei 42 Prozent der Befragten an die Frau für das Packen der Koffer zuständig ist – also auch des Gepäcks des Anhangs.
Was vermissen die Deutschen beim Urlaub am meisten?
Ein besonders spannendes Detail aus der Untersuchung zum Reiseverhalten der Deutschen. Es zeigte sich, dass mit rund 44,6 Prozent unter den Baden-Württembergern und 43,4 Prozent der befragten Saarländer und Rheinland-Pfälzer auffällig viele Deutsche im Urlaub ihr eigenes Bett vermissen. Das eigene Haustier dagegen vermissen vor allem Urlauber aus Hessen (rund 34 Prozent) sowie aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz (30,3 Prozent).
Tatsächlich haben von den Befragten erstaunliche 7,1 Prozent angegeben, im Urlaub die Arbeit zu vermissen. Womöglich läge dieser Wert sogar noch höher, wenn nicht so viele Deutsche ihre Arbeit mitnehmen, sprich ab und zu E-Mails beantworten und/oder andere Aufgaben für den Job erledigen würden. Rund 38,9 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass Gedanken an die Arbeit auf Kosten ihrer Urlaubserholung gehen – die meisten davon stammen aus Baden-Württemberg.
Die gesamten Studienergebnisse gibt es auf tui.com.
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Ergebnisse nur eingeschränkt zu bewerten
Die Ergebnisse der Untersuchung sollte man nicht überbewerten. Denn 2000 Umfrageteilnehmer sind kaum repräsentativ für das Reiseverhalten der Deutschen im Allgemeinen. Es kann aber natürlich trotzdem sein, dass Sie sich an der einen oder anderen Stelle wiedererkennen – und vielleicht bei der nächsten Auszeit selbst dazu ermahnen, die Arbeit gedanklich zu Hause zu lassen.