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Heimatstadt von Conchita Wurst

In Halberstadt gibt es Wurst zur Wellness

Cornelia Jeske

12. Mai 2014, 9:25 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Nach ihrem Sieg beim ESC in Kopenhagen ist die exzentrische Österreicherin Conchita Wurst in aller Munde. Grund genug, sich mal ein ganz besonderes Hotel anzusehen – denn hier gibt es jeden Tag Wurst. Die legendären Halberstädter werden nämlich direkt nebenan gemacht – und liegen schon zum Frühstück auf dem Büfett. Wie Wellness und Wurst zusammengehen? TRAVELBOOK hat sich vor Ort umgeschaut.

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Wurst und Wellness sind keine Begriffe, die man unbedarft in einen Topf werfen mag. Sich durchkneten lassen, wenn nebenan Fleischbrei in Därme gestopft wird? In der Sauna schwitzen, während man ein paar Meter weiter Schweinehälften zerlegt? Sich einer Kosmetik unterziehen, wo auf demselben Gelände Konservendosen vom Band rollen? Zugegeben: Man kann sich Schöneres vorstellen. Zumal die Aussicht auf einen Wurstteller nach dem Saunagang vielleicht verlockend ist, aber nicht unbedingt im Sinne der Entschlackung.

Doch kaum steht man vor der Villa Heine in Halberstadt – einst Wohnsitz von Wurstfabrikant Friedrich Heine und heute Vier-Sterne-Wellness-Hotel – wird man eines Besseren belehrt. Denn wonach riecht es denn hier so heimelig? Die Verbindung zwischen Nase und Hirn scheint weniger kurz zu sein wie der Weg zwischen Bahnhof und Hotel, denn nur langsam dämmert es. Es riecht – nach Buchenholz und Entspannung. Es riecht: nach Kamin!

Woher das kommt? Zumindest nicht aus dem Kaminzimmer, das sich gleich rechts an die Rezeption anschließt. Auch nicht aus dem Frühstückssalon mit den Panoramafenstern zum Park. Genauso wenig aus dem „Garten Eden“, wie der Wellnessbereich hier heißt und wo es auch duftet, aber anders. Vielmehr kommt der heimelige Kamingeruch von dort, wo man dessen Quelle am wenigsten vermutet: aus der Wurstfabrik nebenan.

Denn die Halberstädter Würstchen sind deswegen in aller Munde, weil sie seit jeher, also seit inzwischen genau 130 Jahren, über dem Kamin geräuchert werden. Dort verlieren sie nicht nur an Gewicht, sondern gewinnen an Geschmack, erfährt man auf der Tour durch die Fabrik. Zuvor sorgen noch die diversen Kräuter, alle frisch und nach Geheimrezept gemischt, für weitere Duftnoten in der Fabrik.

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Wo sogar die Würste abhängen

Wenn die fertigen Würste aus dem Kamin kommen, müssen sie übrigens noch eine Weile abhängen. Erst wenn sie lange genug geruht haben, sind sie gut. Sie finden, das klingt ziemlich entspannt, fast nach: Wellness? Tatsächlich passen Wurst und Wellness im Hotel Heine in Halberstadt erstaunlich gut zusammen – zumal der „Garten Eden“ mit der überschüssigen Wärme aus der Fabrik geheizt wird und hier wie da vorzugsweise frische Kräuter verwendet werden.

Aber Muße, Abhängen, die Entdeckung der Langsamkeit: Darum geht es doch in der Entspannungsindustrie. Und darum geht es natürlich auch im Hotel Heine mit seinem großen Wellness- und Beauty-Bereich. Und wer hier, etwa nach einem Cleopatrabad in der Riesenwanne, immer noch nicht entschleunigt, geht einfach mal in die Burchardi-Kirche.

Denn dort wird derzeit das langsamste Orgelstück aufgeführt, das die Welt je zu hören bekommen wird: 639 Jahre soll das Stück von John Cage dauern – weshalb man sich für jeden einzelnen Akkord sehr viel Zeit lässt, nämlich: Jahre. Nächster Klangwechsel ist denn auch erst 2020. Also keine Eile, Zeit hat man hier in Halberstadt wirklich reichlich.

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