11. September 2015, 16:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Studierende müssen heutzutage alles haben: die besten Noten, Monate an Praxiserfahrung und Weltoffenheit. Dafür brauchen sie Jonglierkünste. Denn zwischen Examen und Praktika bei der Bank muss noch die Reise nach Indonesien hineingequetscht werden. Wie geht das?
Mit dem Rucksack für drei Monate durch Südostasien oder lieber sechs Wochen in die Anwaltskanzlei? Viele Studenten müssen sich entscheiden, ob sie während der Semesterferien reisen oder Praktika machen. Aber was kommt beim Arbeitgeber besser an? Und kann man später im Job noch reisen? Katharina Herrmann, Beisitzerin im Präsidium des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) erklärt, wie man beides vereinen kann.
Was sieht der Arbeitgeber lieber – Reisen oder Praktika?
Beide Optionen sind gar nicht so verschieden, findet Herrmann. „Es sind zwei ähnliche Dinge mit anderem Touch“, sagt sie. Denn bei beiden machen Studenten kulturelle Erfahrungen. Bei der Reise werden unbekannte Kulturen und Sprachen entdeckt. „Beim Praktikum machen Studenten kulturelle Erfahrungen mit der Organisation.“ Abläufe und Arbeitsweisen spiegeln schließlich die Unternehmenskultur wider.
Ob im Bewerbungsgespräch das Praktikum oder das Reisen besser punktet, darüber entscheidet die Begründung, erklärt Herrmann. Jede Entscheidung könne man mit einer pfiffigen Antwort verteidigen. „Es ist eine Kunst, hinterher sagen zu können: ‚Ich bereue nichts. Ich hätte lernen können, bin aber um die Welt gereist und habe Erfahrungen gemacht’“, sagt Herrmann.
Wie verkaufen Studenten ihre Reisen im Vorstellungsgespräch gut?
Um eine schlagfertige Antwort geben zu können, sollten sich Studenten auf das Gespräch vorbereiten. Warum habe ich die Reise gemacht? Was war das Ziel? Was war die Herausforderung? Wichtig sei, über die Entscheidung zu reflektieren. Dazu gehöre auch, mit Enttäuschungen umzugehen. Wenn das Ergebnis anders war als die Erwartung, müsse das nicht immer schlecht sein, sagt Herrmann. Hilfreich sei auch ein persönlicher Bezug zur Reise: Warum gerade die Region und Sprache? „Studenten müssen den Lust-Aspekt der Reise nicht verstecken, auch Personalleiter sind Menschen“, erklärt die Personalmanagerin.
Worauf achtet der Arbeitgeber im Lebenslauf bei den Reisen?
Wenn sich der Student für das Reisen entscheidet, guckt Herrmann im Lebenslauf nach drei Kriterien. „Erstens gucke ich auf den Zeitpunkt der Reise. Nach dem Abschluss ist die Reise eine gute Idee, denn häufig gibt es was zu feiern“, sagt sie. Genauso mache ein Praktikum vor dem letzten Studienjahr Sinn, um dem Arbeitgeber zu zeigen, dass man sich auf das Unternehmen vorbereitet.
Der zweite Punkt heißt laut Herrmanns: Die Mischung macht’s! «Reist ein Student bei jeder Möglichkeit, sieht der Lebenslauf aus wie eine Angebotsliste für Last-Minute-Reisen», warnt die Personalmanagerin. Der Lebenslauf sollte also ausbalanciert sein. Drittens kommt es auf das Studienfach an. „Studiert jemand Lateinamerikanistik, macht aber immer Urlaub in Norwegen, dann sieht das nicht so gut aus.“
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Wie lässt sich Reisen und Studieren am besten verbinden?
Viele deutsche Universitäten bieten Austauschprogramme mit ausländischen Hochschulen an. Auch Organisationen, die wie zum Beispiel Work and Travel einfache Jobs und Reisen im Ausland anbieten, seien eine gute Idee. „Es beweist, dass man nicht sechs Monate am Strand verbringt, sondern die Arbeitsbedingungen des Landes kennenlernt“, erklärt Herrmann. Allerdings bevorzugt die Personalmanagerin Auslandspraktika aus Eigeninitiative. „Wenn man sich direkt im Ausland bewirbt und im fremden Umfeld die Gespräche meistert, ist das ganz toll“, sagt sie. Sich gegen die lokalen Bewerber durchzusetzen, beweise Mut und Initiative.
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Ist das Studium die letzte Möglichkeit, um zu Reisen?
ein. Hermann rät zur Gelassenheit: „Das Leben endet nicht mit dem Arbeitsanfang.“ Viele Unternehmen bieten sogenannte Sabbaticals an. Das sind Arbeitszeitmodelle, mit denen Mitarbeiter eine längere Auszeit nehmen können, um später zum Arbeitsplatz zurückzukehren. In dieser Zeit kann das Reisen nachgeholt werden. Auch zwischen Jobwechseln schaffen es viele, die Welt zu erkunden.