1. Juli 2019, 7:16 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
2011 startete Florian Blümm von Deutschland aus seine Weltreise. Acht Jahre lang besuchte der gebürtige Franke etwa 50 Länder der Erde, manche davon mehrfach, und gab dabei pro Jahr im Schnitt nicht mehr als 8212 Euro aus – inklusive aller Flüge, Transportmittel, Unterkünfte, Essen und Versicherungen. Auf einen Tag heruntergerechnet sind das gerade mal 22,50 Euro! Wie ihm das gelungen ist, verrät der 39-Jährige in seinem neuen Buch „Mit wenig Geld um die Welt“. TRAVELBOOK hat ihn nach seinen besten Spartipps gefragt.
Wie viel Geld geben Sie zu Hause im Schnitt im Monat in etwa aus? Also für die Miete Ihrer Wohnung, für Lebensmittel, ggf. fürs Auto, öffentliche Verkehrsmittel, Versicherungen und sonstige Extras? Wir vermuten einfach mal, dass es mehr als 1000 Euro sein dürften. Mit gerade mal durchschnittlich 684 Euro pro Monat ist Florian Blümm während seiner Weltreise ausgekommen und das, obwohl er davon nicht nur seine Unterkünfte bezahlen musste, sondern auch Flüge, sonstige Transportmittel, Essen und mehr.
Diese Summe kennt Blümm so genau, weil er acht Jahre lang alle Ausgaben akribisch aufgeschrieben hat, wie er TRAVELBOOK verrät. So hatte er immer den Überblick, ob ein Posten besonders viel Geld verschlang und wo es noch Sparpotenzial gab. „Den größten Einfluss auf die Kosten einer Weltreise hat die Auswahl der Reiseländer“, sagt der 39-Jährige. Aber auch bei Flügen, den Mahlzeiten und vielem mehr lasse sich sehr viel Geld sparen, wenn man ein paar Dinge beachte. Seine wichtigsten Tipps im Überblick.
Die richtigen Reiseländer wählen
„Es gibt Länder, in denen die Kosten für Unterkünfte, Mahlzeiten und so weiter viel höher sind als in anderen Ländern“, sagt Florian Blümm. Diese Länder hat er zum Teil bewusst aus seiner Weltreise ausgeklammert und empfiehlt dies auch jedem anderen preisbewussten Reisenden. „Besonders günstig sind zum Beispiel einige südamerikanische Länder wie Peru, Bolivien, Kolumbien oder Paraguay“. Auch in vielen asiatischen und südostasiatischen Staaten sei das Reisen sehr preiswert, genauso wie in vielen osteuropäischen Ländern.
Wegen der hohen Lebenshaltungskosten hat Blümm Länder wie Australien und Neuseeland gar nicht bereist. „Das hätte mein Reisebudget definitiv gesprengt.“ In den ebenfalls eher teuren USA war er nur kurz auf der Durchreise, ein paar Tage auf Hawaii und in Kalifornien. „Von dort aus kommt man dann recht schnell und günstig auf dem Landweg nach Mittel- und Südamerika, wo die Preise wieder niedriger sind.“ Auch empfiehlt Blümm, Länder auf der Weltreise wegzulassen, die von Deutschland aus ohne große Zeitverschiebung erreichbar sind, etwa Ziele in Afrika oder im Nahen Osten. „Die kann man auch mal so während eines normalen Urlaubs besuchen.“
Auf der folgenden Karte hat Blümm die Länder der Erde nach der Höhe der Reisekosten mit unterschiedlichen Farben markiert:
Welche Flugrouten- und Tickets am günstigen sind
Auch beim Planen und Buchen der Flüge, die bei einer Weltreise quasi unerlässlich sind, kann man laut Florian Blümm richtig viel Geld sparen. Sein wichtigster Tipp: Auf den Kauf eines Round-the-World-Tickets verzichten. „Man kommt viel günstiger weg, wenn man die Flüge separat bucht.“ Stattdessen empfiehlt er, zwei Round-Trip-Tickets aneinander zu hängen, also zum Beispiel zunächst von Frankfurt nach Bangkok und zurück zu fliegen, anschließend (eventuell nach einem kurzen Heimaturlaub) von Frankfurt nach Cancún in Mexiko und zurück. „So macht man quasi eine Mini-Weltreise auf drei Kontinenten. Von Bangkok aus kann man Südostasien bereisen, von Cancún aus Mittel- und sogar Südamerika.“
Für zwei Round-Trip-Tickets in beide Richtungen zahle man insgesamt etwa 800 bis 900 Euro. „Das ist viel günstiger als eine Weltumrundung, weil man sich die teure Pazifiküberquerung spart und den Preisvorteil nutzt, der einem im Vergleich zum One-Way-Flug den Rückflug fast dazuschenkt.“
Ebenfalls empfehlenswert sind dem Weltreise-Experten zufolge Gabelflüge, bei denen man von A nach B fliegt, zurück aber von C nach A, also zum Beispiel von Frankfurt nach Singapur und dann zurück nach Frankfurt von Bangkok. Das habe den Vorteil, dass man zwischen Punkt B und C über Land reisen und dann viel sehen könne. „Im Idealfall fliegt man dann von Ort A, wiederum nach einem kurzen Heimataufenthalt, weiter Richtung Mittelamerika und nutzt auch dort einen Gabelfug. Auf einer Weltkarte beschreibt man dann mit den Flügen quasi eine Acht.“
Noch ein Tipp: Stopover-Flüge buchen. Hier bekommt man quasi zwei Flüge zum Preis von einem und bleibt am Ort des Zwischenstopps einfach mehrere Tage oder Wochen, bevor man den Weiterflug antritt.
Wo man Flüge buchen sollte
Den idealen Buchungszeitraum gibt es Blümm zufolge nicht. Wer nur an ganz bestimmten Daten fliegen könne, solle aber besser weit im Voraus buchen. Ansonsten reiche auch ein kürzerer Vorlauf. Als aus seiner Sicht beste Flugsuchmaschine empfiehlt er kiwi.com. „Dort kann man ganz flexibel nach Round Trips suchen, auch per Radiussuche. Den besten Preis bekommt man, wenn man einen Reisezeitraum wählt und sich nicht auf ein bestimmtes Datum festlegt. Sparen kann man auch, wenn man beim Abflughafen auch einen weiter entfernten in Kauf nimmt und dort mit der Bahn hinfährt.“
Als weitere gute Flugsuche-Möglichkeit nennt Blümm Google Flights. Bei Skyscanner und anderen Vergleichsportalen werde dagegen oft nicht der aktuellste Preis angezeigt. Hier lohne es sich, sich bis zur Seite des tatsächlichen Fluganbieters durchzuklicken, da dort die Preise oft niedriger seien.
So spart man bei der Unterkunft Geld
Auch wenn manch einer nur ungern auf Komfort verzichtet – genau hierin liegt Florian Blümm zufolge das größte Sparpotenzial beim Thema Übernachten. „In warmen Ländern sollte man zum Beispiel auf eine Klimaanlage verzichten und sich mit einem Ventilator zufriedengeben.“ Das habe nebenbei den Vorteil, dass man sich vor Ort viel besser und schneller akklimatisiere und einem die Hitze nicht allzu lang zu schaffen mache.
Des Weiteren spare man viel Geld, wenn man eine Unterkunft nicht direkt am Strand oder in der Innenstadt wähle, sondern eher etwas außerhalb. „In manchen Ländern, vor allem in Asien, macht es außerdem viel mehr Sinn, einfach vor Ort nach Zimmern oder Hostels zu fragen, anstatt vorab online zu buchen. Es gibt immer noch viele Unterkünfte ohne Webseiten und deren Preise sind oft viel günstiger.“
Um eine Unterkunft online zu buchen, empfiehlt Blümm Meta-Suchmaschinen, bei denen man die Preise auf verschiedenen Plattformen vergleichen kann, etwa alltherooms.com für Hotels und Airbnbs, hotelscombined.com für Hotels und Hostels, hostelz.com nur für Hostels und tripping.com für Alternativen zu Airbnb.
Wie man gratis übernachtet
Couchsurfing kennt inzwischen fast jeder. Als weitere Möglichkeit, keinen Cent für die Übernachtung auszugeben, nennt Blümm Housesitting, wobei man während der Abwesenheit des Besitzers auf dessen Haus und ein oder mehrere Haustiere aufpasst und diese versorgt. Beim Workaway arbeitet man für die Übernachtung, allerdings ist laut dem Weltreise-Experten hierbei Vorsicht geboten, da man schnell ausgenutzt werde.
„Weitere Übernachtungskosten kann man sparen, wenn man zum Beispiel Langstreckenflüge über Nacht bucht, bei frühen Flügen am Flughafen übernachtet oder Nachtbusse- und Züge nutzt, um in einem Land von A nach B zu kommen.“
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So spart man beim Essen und Trinken
Florian Blümms wichtigster Tipp, um beim Essen zu sparen: auf die lokale Küche setzen. „In vielen Ländern kostet eine warme Mahlzeit nur zwei bis drei Euro. Besonders günstig sind Straßenküchen. Auch bei Restaurants sollte man auf lokale Küche achten, denn teuer sind meistens nur die Touristen-Hotspots.“ Ebenfalls empfehlenswert und überraschend günstig, gerade in Städten, seien die Food Courts von Kaufhäusern oder Shoppingmalls.
Bei aller Begeisterung für das Reisen merkt der 39-Jährige an, dass man sich immer darüber bewusst sein sollte, dass man allein schon durch die Flüge einen erheblichen CO2-Abdruck hinterlasse. In seinem Buch „Mit wenig Geld um die Welt“, erschienen im Riva Verlag, finden sich deshalb auch Tipps, wie man zumindest vor Ort auf Nachhaltigkeit achten kann. Und natürlich viele weitere Tipps zur Planung einer Weltreise, den richtigen Versicherungen, Visa und mehr.