24. September 2024, 12:59 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Seit 1. Mai 2023 gilt das Deutschlandticket in ganz Deutschland – und sogar teils über die Grenzen hinaus. Schon Millionen Menschen haben sich für das „49-Euro-Ticket“ entschieden. Doch bei den 49 Euro wird es nun deifintiv nicht bleiben – ab 2025 wird das Ticket deutlich teurer Sie haben keinen Überblick mehr? Kein Problem. TRAVELBOOK hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Deutschlandticket.
Ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets aus dem Sommer 2022 – das war der Plan für das Deutschlandticket. Mit aktuell noch 49 Euro ist das Deutschlandticket von Beginn an allerdings deutlich teurer gewesen. Und früh stand auch fest, dass es mutmaßlich nicht bei diesem Preis bleiben wird. Das liegt auch an der, laut den Ländern, mangelnden Finanzierung durch den Bund.
Das monatliche Ticket wird ab Januar dann 58 Euro statt wie bisher 49 Euro kosten, sagte der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer am Montag nach einer Sonderkonferenz der Verkehrsminister. „Das ist eine maßvolle Preissteigerung.“ Es sei nach wie vor ein günstiges Angebot. „Wir glauben, dass es weiterhin für die Kundinnen und Kunden attraktiv wird“, sagte der Grünen-Politiker.
Wo aktuell die Probleme liegen und weitere Antworten auf wichtige Fragen verrät TRAVELBOOK im Überblick.
Übersicht
- Wie wird das Deutschlandticket finanziert?
- Wie viel kostet das Ticket aktuell?
- Mein Regionalzug ist verspätet – darf ich dann kostenlos einen ICE oder IC nehmen?
- Wofür gilt das Deutschlandticket?
- Kann ich das Deutschlandticket jederzeit kaufen?
- Wird mein bestehendes Abo automatisch in ein Deutschlandticket umgewandelt?
- Ich habe ein Deutschlandticket erhalten, aber bei der Zugfahrt nicht dabei. Gilt das als Schwarzfahren?
- Wie kann ich das Deutschlandticket kündigen?
- Was tun bei Kündigungsproblemen?
Wie wird das Deutschlandticket finanziert?
Das Deutschlandticket gilt als Erfolg und hat inzwischen mehr als 13 Millionen Nutzer. Es wurde im Mai 2023 eingeführt. Allerdings fehlen den Verkehrsunternehmen im Gegenzug Einnahmen aus den üblichen Monatsabos oder von Einzeltickets, so dass insgesamt Geld fehlt. Die Länder und die Verkehrsunternehmen, die ihnen zum großen Teil gehören, fürchteten daher mit dem Ticket auf Dauer große Verluste einzufahren. Die normalen Preiserhöhungen etwa für Einzeltickets sind kaum noch möglich oder verpuffen, da das 49-Euro-Ticket wie ein Preisdeckel wirkt. Auf der anderen Seite steigen die Kosten für Personal oder Energie.
Bund und Länder hatten 2023 je 1,5 Milliarden Euro für das Ticket auf ein Jahr gerechnet bereitgestellt. Auch dieses und nächstes Jahr steht die Summe von insgesamt dann drei Milliarden Euro bereit. Für 2026 gibt es aber noch keine Zusagen.
Wie viel kostet das Ticket aktuell?
Regulär kostet das Deutschlandticket aktuell 49 Euro. Ab dem 1. Januar 2025 soll es den neuesten Beschlüssen zufolge 58 Euro kosten. NRW-Verkehrsminister Krischer sagte am Montag, man werde nun mit dem Bund an einem dauerhaften Preissystem ab 2026 arbeiten. Man wolle verhindern, dass der Tarif jährlich neu in Länder-Verhandlungen festgelegt werden müsse. Das Ticket solle im sogenannten Regionalisierungsgesetz mitverankert werden, in dem Bund und Länder die Finanzierung des Nahverkehrs insgesamt regeln. Laut Krischer habe das Bundesverkehrsministerium hier Kooperation zugesagt.
Mein Regionalzug ist verspätet – darf ich dann kostenlos einen ICE oder IC nehmen?
Bislang galt beim Deutschlandticket die Regel, dass man bei starken Verspätungen oder Ausfällen von Regionalzügen auch einen ICE, IC oder EC nehmen durfte. Dafür musste ein Ersatzticket gekauft werden, der Betrag wurde später unter Angabe der verspäteten Verbindung und Vorlage des eigenen Tickets wieder erstattet. Doch seit August 2023 ist diese Regelung aufgrund einer neuen EU-Verordnung stark eingeschränkt, denn das Deutschlandticket gilt seitdem als „Angebot mit stark ermäßigtem Beförderungsentgelt“. Reisende haben jetzt nur noch Anspruch auf eine Rückerstattung, wenn sich die Ankunft am gewünschten Ziel in der Zeit zwischen 0:00 und 5:00 Uhr früh um mindestens 60 Minuten verspätet.
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Wofür gilt das Deutschlandticket?
Das Deutschlandticket gilt aktuell in ganz Deutschland für den Nahverkehr. Schienenfernverkehr und der Reisebusverkehr sind demnach nicht inbegriffen. Auch Flixtrain-Züge sind ausgeschlossen. Zu den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn gehören:
- S-Bahn (S),
- Regionalbahn (RB),
- Regionalexpress (RE),
- Interregioexpress (IRE)
Ausnahmen
Wie auch schon beim 9-Euro-Ticket gilt, dass einige Regionalexpress-Verbindungen vom Deutschlandticket ausgeschlossen sind. Denn auf einigen Strecken in Deutschland setzt die Deutsche Bahn Intercity-Züge ein, die Strecken werden aber als Nahverkehrs-Verbindungen angezeigt. Wer nun glaubt, er könne deshalb hier mit dem Deutschlandticket fahren, liegt falsch. Denn dies gilt, wie bereits erwähnt, nicht für Fernverkehrszüge. Auf diesen Verbindungen sollte man besonders vorsichtig sein. „Da werden Schaffnerinnen und Schaffner in doppelter Schicht durchlaufen, weil das ja die Lizenz zum Gelddrucken ist“, warnt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Betroffene Verbindungen sind:
- Berlin Hbf – Elsterwerda
- Berlin Südkreuz/Berlin Spandau – Prenzlau (hier auch ICE)
- Potsdam – Berlin Hbf – Cottbus
- Dresden Hbf – Freiberg (Sachsen) – Chemnitz Hbf
- Dortmund – Dillenburg (Hessen)
- Bremen Hbf – Oldenburg (Oldb) – Emden Außenhafen / Norddeich Mole
- Rostock Hbf – Ribnitz-Damgarten West – Stralsund
- Erfurt – Weimar – Jena – Gera
- Stuttgart Hbf – Horb – Singen (Htw) – Konstanz
Wer ganz genau wissen will, ob das Ticket in einem bestimmten Zug oder bei einer bestimmten Eisenbahngesellschaft gilt, kann das im Internet nachlesen. Dort gibt es eine Geltungsbereich-Übersicht, die gegebenenfalls aktualisiert wird. Vor der Reise auf einer der fraglichen RE-/IC-Strecken beispielsweise also lieber noch einmal nachschauen, wie der aktuelle Stand der Dinge ist.
Kann man mit dem Deutschlandticket gratis weitere Personen, Hunde oder Fahrräder mitnehmen?
Grundsätzlich ist die bundesweite Mitnahme von weiteren Personen, Hunden oder Fahrrädern beim Deutschlandticket nicht inkludiert. Es kann jedoch je nach Verkehrsverbund abweichende Regelungen für den entsprechenden Nahverkehrsbereich geben. So ist es etwa im VBB-Verbund möglich, mit dem über den VBB gekauften Deutschlandticket einen Hund mitzunehmen. Verlässt man den Bereich allerdings, muss man ein entsprechendes Zusatzticket kaufen. Gleiches gilt für Fahrräder – während die Mitnahme in einigen Verbünden zu bestimmten Tageszeiten kostenlos ist, beispielsweise in großen Teilen von Baden-Württemberg, ist andernorts stets eine Fahrrad-Tageskarte zu erwerben. Daher sollte man sich vor Fahrtantritt immer über die örtlichen Bestimmungen informieren.
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Kann ich das Deutschlandticket jederzeit kaufen?
Theoretisch kann man das Deutschlandticket jederzeit kaufen, also auch einen bereits angebrochenen Monat. Das geht ganz einfach z.B. über die App der Deutschen Bahn. Allerdings kostet das Ticket immer gleich viel und gilt nur für den betreffenden Monat, nicht eine bestimmte Anzahl von Tagen. Heißt: Wer am 10. eines Monats sein Ticket kauft, hat es, so wie diejenigen, die es am 1. gekauft haben, nur bis Ende des Monats. Ab dem Folgemonat benötigt man ein neues Ticket.
Zudem gibt es, wie bereits erwähnt, in vielen Verkehrsverbünden Vorteile, wenn man das Deutschlandticket über den entsprechenden Verbund kauft. So kann man sich etwa, wenn man das Deutschlandticket im Abo bei der Kölner KVB kauft, den sogenannten „Heimvorteil“ sichern und bekommt Freiminuten für Leihräder. Ähnliche Vorteile gibt es deutschlandweit. Allerdings gibt es bei den meisten Verkehrsverbänden eine Frist, bis wann dort das Deutschlandticket für den Folgemonat im Abo kaufen kann. Die Frist ist meistens etwa eine Woche vor dem Start des neuen Monats. Wer also von den lokalen Vorteilen profitieren möchte, sollte sich über die Fristen des eigenen Verkehrsverbundes informieren.
Wird mein bestehendes Abo automatisch in ein Deutschlandticket umgewandelt?
Wer schon ein ÖPNV-Abo-Ticket hat, sollte nicht dem Trugschluss erliegen, dass er oder sie jetzt ohne Weiteres deutschlandweit den Nahverkehr nutzen kann. „Einige Verkehrsunternehmen stellen ihre Abos zwar automatisch um, viele andere machen es aber nicht“, sagt Verbraucherschützer Buttler. Da müsse man das Unternehmen selbst um die Umstellung bitten. Aber: Gewisse Abo-Vorteile können dann wegfallen, etwa die mögliche Mitnahme weiterer Personen zu bestimmen Zeiten. Sicher ist, so Buttler: „Das alte Ticket ist nicht automatisch in ganz Deutschland gültig, wenn es nicht umgestellt wurde.“
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Ich habe ein Deutschlandticket erhalten, aber bei der Zugfahrt nicht dabei. Gilt das als Schwarzfahren?
Hier gelten die jeweiligen Regeln der zuständigen Verkehrsbetriebe. Diese sind lokal unterschiedlich. Meistens gilt, dass Reisende, die zwar ein Ticket besitzen, dies jedoch nicht bei einer Kontrolle vorlegen konnten, das Ticket innerhalb von einer Woche an einem Schalter des jeweiligen Verkehrsverbunds nachreichen können. In diesem Fall gibt es oft eine Bearbeitungsgebühr, die um die 7 Euro liegt. Allerdings ist das, nicht nur aus finanziellen Gründen, keine dauerhafte Option: Vielfach kann man das Ticket nur ein- oder zweimal pro Jahr nachreichen. Danach wird der reguläre Betrag für Schwarzfahrer fällig – 60 Euro Strafe.
Wie kann ich das Deutschlandticket kündigen?
Das Abo des Deutschlandtickets verlängert sich automatisch von Monat zu Monat, wenn es nicht rechtzeitig bis zum 10. eines Monats gekündigt wird. Ihre Kündigung sollten Abonnenten entweder online über die Webseite oder das Buchungsportal ihres Vertragspartners vornehmen oder schriftlich per Mail oder Brief an diesen richten und den Vorgang entsprechend dokumentieren. Mit wem der Vertrag letztlich geschlossen wurde, können Nutzerinnen und Nutzer ihrer Bestellbestätigung entnehmen.
Für alle Tickets, die auf bahn.de oder im DB Navigator gekauft werden, ist der Vertragspartner die Deutsche Bahn, teilt eine Sprecherin des Konzerns mit. Ob das Ticket dann das Emblem eines regionalen Verkehrsverbunds trägt oder nicht, spielt keine Rolle. Für die Kündigung solcher Abos rät die Bahn-Sprecherin zum Aboportal oder dem Kündigungsformular auf bahn.de. Auf diese Weise würde die Kündigung am schnellsten – weil automatisiert – vorgenommen.
Wer auf diese Weise nicht weiterkommt, kann sich auch telefonisch an das jeweils zuständige Abo-Center der Deutschen Bahn oder per Mail an die zentrale Anlaufstelle der Bahn unter kundendialog@bahn.de wenden. Aufgrund des „außerordentlichen Interesses“ könne es dabei zu längeren Wartezeiten kommen. Die Bahn gebe aber ihr Bestes, alle Anfragen so schnell wie möglich zu beantworten, so die Bahn-Sprecherin.
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Was tun bei Kündigungsproblemen?
Nicht immer klappt es mit der Kündigung des Abos ganz reibungslos. Verbraucherschützer Gregor Kolbe rät Betroffenen, in solchen Fällen Ruhe zu bewahren. Abbuchungen, die trotz korrekter Kündigung weiterliefen, seien nicht mehr vom Vertrag gedeckt und damit nicht rechtskräftig. Vertragspartner, die die Kündigung verspätet bearbeiten – etwa weil sie aufgrund der vielen Zuschriften nicht mehr nachkommen – müssten zu Unrecht abgebuchte Beträge zurückzahlen. Die Bahn verspricht das zu tun. „Wichtig ist natürlich, dass Sie fristgerecht gekündigt haben und das nachweisen können“, so Kolbe.
Gibt es trotz aller Tipps Probleme bei der Kündigung des Abos, können Verbraucherinnen und Verbraucher, die bei ihrem Vertragspartner nicht weiterkommen, auch einen Schlichtungsantrag bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr stellen. Im Idealfall führt das Problem spätestens auf diesem Weg zu einer Lösung.
Mit Material von reuters und dpa