10. Januar 2023, 16:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Unsere Autorin fährt nicht besonders häufig mit der Bahn, aber wenn, dann aus Kostengründen grundsätzlich in der 2. Klasse. Vor Kurzem aber hat sie sich von einem Angebot locken lassen und zum ersten Mal Tickets für die 1. Klasse gebucht. Ob sich das gelohnt hat, berichtet sie bei TRAVELBOOK.
Die 1. Klasse bei der Deutschen Bahn war für mich immer das Äquivalent zur Business-Class beim Fliegen: Jeder würde gerne dorthin, aber nur die Gutbetuchten können (und wollen) es sich auch tatsächlich leisten. Deshalb war ich überrascht, als ich kürzlich beim Buchen eines Zugtickets von Berlin nach Bremen für zwei Personen das Angebot bekam, für insgesamt 32 Euro in die 1. Klasse upzugraden. Hatte ich doch gedacht, dass ein Ticket für die Königsklasse mindestens doppelt so teuer sei wie ein 2.-Klasse-Ticket. Klar, 32 Euro sind immer noch viel. Aber sich für zusätzliche 16 Euro pro Person inklusive Platzreservierung einmal den kleinen Luxus einer Fahrt in der 1. Klasse zu gönnen, war dann doch zu verlockend.
Auch interessant: Weltkarte zeigt die Länder mit dem größten Risiko für Reisende 2023
Das erste Mal in der 1. Klasse der Deutschen Bahn – so war’s
Mein Mitfahrer und ich waren pünktlich am Berliner Hauptbahnhof und schauten nach, in welchem Bereich unser Wagen halten würde. Die erste Ernüchterung: Es war am hinteren Ende des Gleises, wir mussten wirklich weit laufen – und das mit zwei großen Koffern und zwei Hunden im Schlepptau. Aber der Zug kam pünktlich, was bei der Bahn ja an sich keine Verständlichkeit ist, und unsere Plätze lagen praktischerweise direkt neben einem großen Gepäckregal.
https://oembed/travelbook/affiliate/844a86fca3a30805323ac457bd7bc2af16930695f4eecdc84553eeaaca9c7192/634ea70b-81eb-44a8-851f-70c993de31bd/embed
Was gleich auffiel: Es war zwar mehr Platz vorhanden und der Zwischenraum zum Nachbarsitz breiter. Aber ansonsten unterschieden sich die Sitze nicht großartig von denen in der 2. Klasse. Als nettes Gimmick hat man in der 1. Klasse neben dem ausklappbaren Tisch noch einen separaten Getränkehalter. Auf Wunsch kann man sich Getränke und Snacks an den Platz bestellen. Aber da die 1. Klasse sowieso bei allen ICE-Zügen an das Bordrestaurant grenzt, braucht man diesen Service nicht wirklich. Kaum ein Unterschied ist mir bei den Toiletten aufgefallen. Sie waren zwar mit einem etwas angenehmeren Licht und einer hochwertigeren Wandverkleidung ausgestattet, aber genauso klein wieder in der 2. Klasse. Und auch das laut Bahn-Webseite angeblich „unlimitiert“ verfügbare WLAN funktionierte nur dort, wo auf der Strecke von Berlin über Hamburg nach Bremen auch Empfang war.
Apropos Hamburg: Beim Umsteigen dort war es das Gleiche wie schon in Berlin, auch hier befand sich der 1.-Klasse-Wagen ganz am Ende des Gleises, dieses Mal mussten wir sogar noch weiter laufen. Wenn man schon mehr Geld für das Ticket ausgibt, würde man sich zumindest wünschen, nicht so weite Wege laufen zu müssen.
Ob ICE, IC oder EC 9 Tricks, mit denen Sie in der Bahn auch ohne Reservierung einen Sitzplatz finden
Meinung Sitzplatzreservierung bei der Deutschen Bahn wird teurer – warum ich das daneben finde
Auf Monate ausgebucht! Das ist die freizügigste U-Bahn-Fahrt Berlins
Fazit: Lohnt sich eine 1.-Klasse-Fahrt in der Bahn?
Es kommt darauf an. Wenn man an besonders reisestarken Tagen fährt und ein ähnlich günstiges Upgrade-Ticket für die 1. Klasse bekommt, würde ich in jedem Fall dazu tendieren, dieses zu buchen. Denn immerhin kostet eine Sitzplatzreservierung in der 2. Klasse auch schon 4,50 Euro. Was den Komfort angeht, habe ich in der 1. Klasse mehr erwartet. Mit zwei Hunden in zwei Extra-Taschen war der zusätzliche Platz zwar durchaus angenehm, negativ fielen dagegen die weiten Laufwege an den Gleisen auf. Mehr als 16 Euro zusätzlich würde ich definitiv nicht für ein 1.-Klasse-Ticket ausgeben.
Übrigens hatte meine Kollegin Laura noch eine nette Anekdote zu diesem Thema parat: Sie unternahm einmal mit ihrem Vater und ihrem Onkel eine gemeinsame Bahnfahrt. Die beiden Herren hatten sich bereits im Vorfeld ein 1.-Klasse-Ticket gebucht, Laura entschied sich dagegen für ein deutlich günstigeres Ticket in der 2. Klasse, da der Zug insgesamt nicht sehr voll war. Die Herren argumentierten zunächst mit dem „deutlich höheren“ Komfort in der 1. Klasse, der die zusätzlichen Kosten mehr als rechtfertige – sie solle „nicht so geizig“ sein. Nach etwa 1,5 Stunden Fahrt tauchten Vater und Onkel plötzlich bei Laura auf und setzten sich ebenfalls in die 2. Klasse. Der Grund: Die Klimaanlage in ihrem 1.-Klasse-Wagen war ausgefallen…