11. Juni 2021, 14:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unsere Redakteurin pendelt regelmäßig mit dem Zug von Berlin nach Köln und von dort aus noch weiter. In den letzten Monaten liefen die Fahrten mit der Deutschen Bahn erstaunlich gut – doch nun gab es einen erneuten Tiefschlag. Was geschah:
Es ist lange her, dass ich mich richtig über die Deutsche Bahn aufgeregt habe. Vielleicht lag es daran, dass ich durch die Corona-Pandemie seltener gefahren bin, vielleicht aber auch daran, dass ich dachte, ich hätte schon alles gesehen. Denn ich habe bei der Bahn wirklich schon vieles erlebt – von Unwettern und Unfällen über geklaute Kabel und kaputte Oberleitungen bis zur falschen Zugtrennung. Ich dachte also, mich könnte nichts mehr überraschen. Doch gestern gab es ein erneutes Tief.
Geplant war es, um 18.02 den ICE von Berlin nach Köln zu nehmen. Ich war mit einem guten Puffer von zehn Minuten schon um 17.50 am angegebenen Gleis – und wartete. Und wartete. Und wartete. Kein ICE kam. Auch die Anzeige zu besagtem Zug war verschwunden, in der App hieß es, der Zug sei schon auf dem Weg weiter nach Hannover. Mysteriös, wenn auch nicht ungewöhnlich bei der Deutschen Bahn. Ich habe schon mehrfach mitbekommen, dass gerade die App den „Fahrtverlauf“ von Zügen anzeigt, die wegen einer technischen Panne nie das Gleis verlassen hatten. Als der Zug nach mehr als 15 Minuten aber immer noch nicht da war und mir immer noch Informationen fehlten, machte ich mich auf den Weg zur Information. Hier fand ich Leidensgenossen, die die gleiche Verbindung nehmen wollten und mir mitteilten: Der Zug ist gefahren – nur leider ohne uns.
Falsches Gleis, keine Durchsage
Kurz war ich fassungslos: „Was heißt das, der Zug ist gefahren?“ Schließlich stand ich ja seit nunmehr über einer halben Stunde am Gleis, wäre ein ICE eingefahren, wäre mir das mit Sicherheit aufgefallen.„Nun, der Zug fuhr am Gleis gegenüber. Es gab nur keine Durchsage und deswegen hat das niemand von uns mitbekommen“, informierte mich eine Mitwartende. Zeitgleich hörte ich, wie am Anfang der Schlange eine Bahnmitarbeiterin mitteilte, dass es sich wohl um eine Technik-Panne handelte. Das Abfahrtsgleis des Zugs sei im Computer falsch eingegeben worden. Da es demnach im System für den Zug gar keine Gleisänderung gegeben habe, habe es auch keine Durchsage gegeben.
Ich bin, wie auch die anderen Fahrgäste, fassungslos. Die Bahnmitarbeiterin schaut uns bedauernd an: „So etwas passiert, wenn alles nur noch vom Computer und nicht mehr von echten Menschen geregelt wird.“ Recht hat sie. Und Schuld an unserem Elend ist die Frau nun auch nicht. Dennoch: Der Frust ist an diesem Abend groß. Denn die nächste Möglichkeit ist der ICE eine Stunde später, der dann erst gegen Mitternacht in Köln ist. An Anschlusszüge ist kaum zu denken, immerhin ist es ja unter der Woche.
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Was macht man in so einer Situation?
Schlussendlich breche ich meine Reise in der Form, wie sie eigentlich geplant war, ab. Zu groß erscheint mir das Risiko, alleine nachts am Kölner Hauptbahnhof zu stranden. Ein kleiner Lichtblick: Grundsätzlich zeigt sich die Bahn in solchen Fällen sehr kulant. Kunden bekommen entweder den kompletten Ticketpreis wieder, oder, wenn nur ein Teil gefahren wurde, einen Teilstreckenpreis.
Dennoch gehen natürlich Zeit und vor allem viele Nerven verloren. Bis zuletzt gab es am Bahnhof übrigens keine Durchsage, die den Fauxpas aufgeklärt hätte. Was man in so einer Situation nun am besten macht? Sich mit anderen Reisenden verbrüdern, dem Frust gemeinsam Luft machen – und es mit Galgenhumor nehmen.