29. September 2022, 12:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Alles wird teurer – auch die Dinge, die eh schon für viele Menschen unerschwinglich waren. So auch Tickets bei der Deutschen Bahn. Die hat nun angekündigt, man müsse, um wirtschaftlich zu bleiben, ab Dezember die Preise für Flexpreis-Tickets um bis zu sieben Prozent anheben. Vielfahrerin Larissa Königs findet, dass das angesichts der aktuell bereits extrem hohen Preise kaum gerechtfertigt ist.
Was haben wir in den vergangenen Jahren gelernt? Kurzstreckenflüge sind böse, Autofahren nur wenig besser. Wir wollen das Klima retten? Dann bitte nur mit der Bahn fahren. Viele Freunde, Bekannte, Familienmitglieder und schlussendlich auch ich selbst halten uns an dieses Credo. Nicht aber ohne Murren, schließlich wären Alternativen oft nicht ansatzweise so teuer wie der passende ICE der Deutschen Bahn. Doch was macht man nicht alles für eine lebenswerte Zukunft?
Es gibt nur ein Problem: Viele können es sich schon jetzt kaum noch leisten, mit der Bahn zu fahren – obwohl sie fast alle zum sogenannten Mittelstand gehören. Denn für ein Wochenende werden schnell Fahrtkosten von 300 Euro alleine für Bahntickets fällig. Glauben Sie nicht? Hier ein paar Beispiele passend zum kommenden langen Wochenende.
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So teuer ist die Deutsche Bahn jetzt schon
Sollten Sie unglücklicherweise planen, am morgigen Freitag von Hamburg nach Köln zu fahren, müssten Sie für eine Fahrt mindestens 100 Euro einplanen. Das finden Sie noch in Ordnung? Nun, es handelt sich auch lediglich um einen IC. WLAN, Bordbistro und weitere Annehmlichkeiten könnten auch ausfallen. Wer weiß das schon?
Von Dortmund nach Stuttgart gäbe es hingegen ICE-Verbindungen. Ob Sie aber bereit wären, diese auch zu bezahlen, steht auf einem anderen Blatt. Für eine Fahrt von 3:33 Stunden müssten hier ohne Bahncard-Rabatt nämlich 149,90 Euro gezahlt werden. Wer am Montag zurückfahren möchte, zahlt nochmal 147,40 Euro. Man würde in diesem Fall also pro Person fast 300 Euro nur für die Bahn ausgeben. Doch es geht noch schlimmer.
Sollten Sie am morgigen Freitag von Berlin nach München fahren wollen, müssten Sie 175 Euro investieren. Zurück wird es günstiger, dann spart man nämlich rund drei Euro und muss „nur“ 172,20 Euro zahlen. Aber gut, für die 350 Euro kann man sich wenigstens auf die Deutsche Bahn verlassen und weiß, dass man mit dem Zug pünktlich am Ziel ankommt – ach nein, da war ja was. Der offiziellen Statistik der DB zufolge kamen im August 2022 fast die Hälfte der Züge zu spät am Ziel an. Einen Sitzplatz hat man für die knapp 350 Euro übrigens auch noch nicht und Vielfahrer wissen: Wer auf begehrten Strecken wie diesen nicht pro Fahrt die 4,50 Euro für eine Sitzplatzreservierung extra bezahlt, kann sich direkt auf den Boden im Gang einstellen.
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Warum unternimmt denn niemand etwas?
Natürlich weiß ich, dass man Bahntickets auch günstiger bekommen kann. Die Preise oben sind besonders teuer, da es ein langes Wochenende ist und die Fahrt kurzfristig gebucht werden würde. Aber sollte es nicht auch für solche Fälle eine zumindest akzeptable Lösung geben? Scheinbar ist das egal. Stattdessen schlägt man ab Dezember nochmal mehrere Prozent auf die Preise drauf. „Wie viele andere Unternehmen ist auch die DB gezwungen, auf die massiven Teuerungen mit einer Anpassung der Preise zu reagieren“, sagt die Deutsche Bahn. Bei einer Anpassung von fünf Prozent wären bei der Berlin-München-Fahrt hin und zurück dann noch mal rund 17 Euro mehr fällig.
Als Bahnkunde weiß man wirklich nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll. Ich für meinen Teil bin einfach nur müde. Müde der Verspätungen. Müde der immer neuen, nicht funktionierenden Lösungen. Müde, dass die Bundesregierung die offensichtlichen Probleme bei der Deutsche Bahn immer weiter ignoriert. Es muss doch eine andere Lösung geben, als die Bahn schlicht so teuer zu machen, dass sich kaum einer noch eine Reise per Zug leisten kann. Für Bahn-Chef Richard Lutz, dessen Gehalt von 900.000 Euro erst kürzlich um 10 Prozent erhöht wurde, dürften die Bahn-Preise immerhin kein Problem sein – wobei ich bezweifle, dass für ihn überhaupt Kosten für Zugfahrten anfallen. Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt: Die Deutschen sind durchaus motiviert, den Zug zu nehmen. Aber nicht für die beispielhaften 175 Euro für eine einfache Fahrt. Und das ist verständlich.