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Meinung

Autorin erklärt: „Warum ich Flixtrain besser finde als die Deutsche Bahn“

Flixtrain
Unsere Autorin findet, dass Flixtrain einiges besser macht als die Deutsche Bahn Foto: picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt

6. Dezember 2023, 11:04 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Als unsere Autorin zum ersten Mal mit dem Flixtrain fuhr – statt wie gehabt mit der Deutschen Bahn –, fielen ihr die großen Unterschiede zwischen den beiden Mobilitätsunternehmen auf. Heute hat sie einen klaren Favoriten. Wie der grüne Günstig-Konkurrent sie nachhaltig überzeugen konnte, lesen Sie bei TRAVELBOOK.

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Im Flixtrain weht ein anderer Wind. Das ist einerseits wörtlich zu verstehen, denn statt einer Klimaanlage muss man sich hier zumeist mit einem leicht geöffneten Fenster begnügen. Auf der anderen Seite gibt es auch mal Anlass zum Naserümpfen. Oftmals sind etwa die Toiletten defekt, und klappt man den Tisch vom Vordersitz herunter, ist optisch wie auch olfaktorisch zu erahnen, was zuvor am Platz verzehrt wurde. Sagen wir so: Es geht luxuriöser (und sauberer). Dennoch würde ich Flixtrain der Deutschen Bahn immer bevorzugen, und dafür gibt es einige Gründe.

Vom Deutsche-Bahn- zum Flixtrain-Fan – die Gründe

Zugfahren hat wohl für viele Menschen etwas Romantisches. Die Stimmung am Gleis, wenn sich Verliebte oder Verwandte verabschieden, das eilige Einsteigen, bevor das eindeutige Signal ertönt und die Türen schließen – dann ist man erst mal unterwegs, in einer zufällig zusammengewürfelten Reisegruppe.

Früher habe ich das nicht mit Flixtrain, sondern immer mit der Deutschen Bahn verbunden. Allein schon deshalb, weil der Wettbewerber erst seit 2018 auf dem deutschen Streckennetz verkehrt. Den Romantikfaktor hat dabei auch die Bordgastronomie der DB unterstützt. Man sitzt da – manchmal einer netten Zufallsbekanntschaft gegenüber, die einen in ein Gespräch verwickelt – und wird (meist) freundlich bewirtet, während vor dem Fenster Orte von unterschiedlich ausgeprägter Schönheit an einem vorbeiziehen.

Wenn man das Ganze aber öfter erlebt hat, ist es irgendwann nicht mehr so romantisch. Das Essen schmeckt vielleicht im Ausnahmefall, etwa weil man gerade besonders hungrig ist oder unbändige Gelüste hat auf eine Currywurst aus der Mikrowelle, und hat nur selten die zu erwartende Temperatur. Das gilt leider auch oft für die Getränke. Der Kaffee ist zu kalt, die Kaltgetränke nicht selten zu warm, und dafür kostet das kulinarische Angebot ehrlicherweise zu viel. Apropos…

1. Flixtrain ist unschlagbar günstig

Flixtrain lässt den vermeintlichen Komfort eines gastronomischen Services vermissen. Wenn das aber dazu beiträgt, dass die Tickets so unschlagbar günstig sind – meinetwegen gern. Zumal auf meinen relativ kurzen Fahrten zwischen zumeist Berlin und Frankfurt am Main nicht unbedingt der große Hunger oder Durst aufkommt. Zudem kann man sich ja etwas mitnehmen. Das tun die meisten – leider, muss ich hinzufügen. Denn Döner, gekochte Eier, Heringsbrötchen und Co. ergeben eine kaum erträgliche Geruchsverbindung; davor ist man natürlich auch in Zügen der Deutschen Bahn nicht sicher. Das aber nur am Rande.

Mit dem Flixtrain sind auch spontane Fahrten finanziell quasi immer drin, mit Ausnahme von z. B. Tagen vor Feiertagswochenenden. Als Freelancer kann ich meine Reisezeiten relativ frei wählen – ich fahre mit dem Flixtrain meist für zwischen 9 und 14,99 Euro. Will man bei der Deutschen Bahn ein Ticket für den selben Tag buchen, kostet es nie unter 100 Euro. Es stimmt wohl, dass die DB-Reiseauskunft immer mal wieder günstige Tickets ausspuckt. Und mit etwas Vorlaufzeit kann man sicherlich etwas für 27 oder 36 Euro finden. Der sogenannte „Sprinter“ – also die schnellste Direktverbindung zwischen zwei großen Städten – ist es dann aber nur mit sehr viel Glück. Im Zweifelsfall muss man für einen kleineren Preis Umsteigen und/oder eine längere Reisezeit in Kauf nehmen. Der „Super Sparpreis“, wie die DB ihren günstigsten Tarif nennt, erlaubt keine Planänderung – Umbuchungen und Stornierungen sind ausgeschlossen. In dieser Hinsicht kann ein Mal mehr Flixtrain punkten.

2. Mehr Flexibilität bei Flixtrain

Wer ein Flixtrain-Ticket gebucht hat, dann aber womöglich doch nicht fahren kann oder will, kann die Fahrt noch 15 Minuten vor der geplanten Abreise stornieren. Die Rückerstattung erfolgt in Form eines Gutscheins, meist in etwa in der Höhe des ursprünglich gezahlten Betrags. Wie viel davon abgezogen wird, sprich die genaue Höhe der anfallenden Gebühr, richtet sich nach dem Zeitpunkt der Stornierung. Man kann weiterhin auch nur Teile einer Reise stornieren, Fahrten umbuchen, Namen und Details der Fahrgäste bearbeiten und auch Zusatz- oder Sondergepäck hinzufügen.

Tickets der Deutschen Bahn zu stornieren, geht im „Super Sparpreis“-Tarif wie schon erwähnt gar nicht. Hat man einen etwas höherpreisigen „Sparpreis“ gebucht, sind Rückzieher zumindest vor dem 1. Geltungstag möglich, also nicht so kurzfristig wie bei Flixtrain – und stets kostenpflichtig. Vom Rückerstattungsgutschein geht eine Stornierungsgebühr von zehn Euro ab; dieser Betrag deckt sich fast mit dem Preisunterschied (rund neun Euro) der beiden Tarife. Über die etwaig vorhandene Stornierungsoption hinaus bieten beide Günstig-Tarife der DB keinen Bearbeitungsspielraum.

3. Man ist oft schneller am Ziel

Der zuvor kurz erwähnte Sprinter der Deutschen Bahn verkehrte früher noch innerhalb von drei Stunden und 35 Minuten Stunden zwischen Frankfurt am Main und Berlin. Das ist etwa 15, 16 Jahre her, damals gab es zwei solcher Verbindungen: eine morgens um 6 Uhr rum, eine gegen 18 Uhr. Heute nennt die DB zahlreiche ihrer Verbindungen Sprinter. Nicht eine davon unterschreitet die 4-Stunden-Marke – eine mögliche Verspätung noch unberücksichtigt. Die regulären Direktverbindungen zwischen den beiden Städten dauert zwischen mindestens 4 Stunden und 18 Minuten, die meisten 4 Stunden und 36 Minuten, viele sind 4 Stunden und 48 Minuten unterwegs. Wie gesagt, ohne Verspätung…

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Der günstigere Flixtrain fährt innerhalb von 4 Stunden und vier Minuten von Frankfurt-Süd bis zum Berliner Hauptbahnhof. Die Verbindungen nach Berlin Südkreuz sind noch etwas kürzer. Die Verbindungen Hamburg-Köln und Stuttgart-Berlin sind bei Flixtrain vergleichbar lang wie bei der Deutschen Bahn. Was die Pünktlichkeit betrifft, kann man mal mehr, mal weniger Glück haben. Ich jedenfalls bin mit dem Flixtrain schon mehrmals – auch an verkehrsintensiven Tagen – fünf Minuten vorzeitig (!) angekommen, aber klar, auch schon mal verspätet.

4. Das Flixtrain-Konzept ist nachhaltiger

Bei der Deutschen Bahn sind Sitzplatzreservierungen kostenpflichtig. Auch ein Grund dafür, weshalb ich mich bevorzugt ins Bordrestaurant- oder -bistro gesetzt habe: Ein Getränk ist oft günstiger, und davon habe ich im Zweifelsfall mehr.

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Im Flixtrain-Ticket ist ein Sitzplatz inbegriffen. Bedeutet gleichzeitig: Wenn alle Plätze vergeben sind, ist eine Buchung nicht mehr möglich. Deshalb kann es nicht passieren, dass – wie so oft bei der DB – Fahrgäste auf dem Boden zwischen den Gängen sitzen müssen. Weiterhin bietet Flixtrain nur eine überschaubare Anzahl an täglichen Verbindungen an. An manchen Tagen sind es z. B. zwischen Frankfurt und Berlin nur zwei in eine Richtung, an reiseintensiveren Tagen rund ums Wochenende drei. Mehr könnte das kleinere Unternehmen wohl auch nicht stemmen. Unabhängig davon finde ich das im Sinne eines nachhaltigeren Reiseverhaltens gut. Wer unbedingt an einem bestimmten Tag ankommen will, kann sich ja rechtzeitig darum kümmern. Ich habe es vielleicht ein einziges Mal erlebt, dass bei einem Buchungsversuch sämtliche Verbindungen ausgebucht waren.

5. Die Stimmung ist familiär und kurzweilig

Sicherlich ist das mein subjektiver Eindruck. Er deckt sich jedoch mit dem in meinem Umfeld. Eine Flixtrain- hat immer ein wenig etwas von Klassenfahrt. Es ist wie ein gemeinsames Abenteuer, und natürlich kann auch mal etwas Unvorhergesehenes passieren. Die Zugbegleiter behandeln solche Fälle aber immer sehr transparent. Wenn man mitten im Nirgendwo stehen bleibt, erklingt prompt eine Durchsage. Dabei scheuen die Mitarbeiter nicht, ihren etwaigen Unmut kundzutun, was wiederum dieses Gemeinschaftsgefühl verstärkt. Bei geplanten Zwischenhalten werden Fahrgäste auch meist darüber informiert, wie lang diese dauern – und ob etwa „Lungensportler“ (O-Ton eines Flixtrain-Zugführers) es sich zeitlich erlauben können, kurz vor die Tür zu treten um eine zu paffen.

6. Es wird immer komfortabler im Flixtrain

Auch das letzte Argument für die Deutsche Bahn gegenüber Flixtrain – der vermeintlich höhere Komfort – ist eigentlich überholt. Der Wettbewerber hat 2020 rundum renovierte Wagen auf die Schienen geschickt, die „mit komplett neuen Sitzen, Steckdosen am Platz und moderner Wi-Fi-Technik inklusive Onboard-Entertainment-Angebot ausgestattet“ sind. Mehr dazu ist auf der Webseite nachzulesen. Das WLAN war auf meinen Fahrten immer überraschend zuverlässig.

Nach wie vor fehlt oft die Klimaanlage. Ich persönlich habe das allenfalls im vergangenen Sommer etwas bedauert, als die Temperaturen sich oberhalb von 28 Grad Celsius bewegten – bin aber auch generell nicht der größte Klimaanlagen-Freund und würde es immer bevorzugen, das Fenster zu öffnen. Das geht bei Flixtrain.

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Eine Optimierungsanregung noch…

In Sachen Sauberkeit hat Flixtrain ein wenig Nachholbedarf. Ich will gar nicht behaupten, dass es bei der Deutschen Bahn wirklich sauberer ist – zumindest sieht es aber meist so aus. In der eben zitierten Veröffentlichung zu seinen erneuerten Zügen bewirbt Flixtrain auch ein „umfassendes Hygienekonzept“, das demnach eine gründliche „Reinigung und Desinfektion vor, nach und während jeder Fahrt beinhaltet“. Dennoch habe ich schon häufig Spuren früherer Fahrgäste (z. B. Essensreste, benutzte Taschentücher) auf und unter meinem Platz vorgefunden.

Tatsächlich sollten sich damit vor allem jene vorherigen Fahrgäste angesprochen fühlen. Denn es gehört doch zum guten Ton, dass man seinen Platz so verlässt, wie man ihn vorgefunden hat – wenn jeder sich daran hält, ist schon viel getan. Das professionelle Reinigen durch das hierfür verantwortliche Personal ginge so auch schneller. Bis auf Weiteres werde ich meine kleine Desinfektionsflasche zur Sicherheit mitnehmen. Sollte das irgendwann nicht mehr nötig sein, werde ich noch ein bisschen lieber mit dem Flixtrain fahren.

Themen Deutsche Bahn
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