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Unesco-Welterbe

Kalka-Shimla-Bahn – Indiens Zug der Superlative

Kalka-Shimla-Bahn
Die Kalka-Shimla-Bahn verkehrt seit 1903 zwischen den beiden gleichnamigen Orten. Die britischen Besatzer Indiens ließen die Strecke einst erbauen. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

14. Januar 2024, 14:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Unter den britischen Besatzern zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, verkehrt die Kalka-Shimla-Bahn nun schon seit mehr als 120 Jahren zwischen den beiden Orten im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Der Streckenverlauf ist dabei derartig spektakulär, das die auch liebevoll „Spielzeug-Zug“ genannte Bahn heute zum Unesco-Welterbe gehört. Doch auch die Fahrtzeit auf der nur knapp 100 Kilometer langen Strecke ist wahrhaft rekordverdächtig.

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Es ist eine der wohl beeindruckendsten Zugfahrten, die man in Asien unternehmen kann. Im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh verläuft, zwischen den beiden Orten Kalka und Shimla, eine Strecke der wahren Superlative, die 2008 sogar zum Unesco-Welterbe erklärt wurde. Die Rede ist von der Kalka-Shimla-Bahn, einst erbaut von den britischen Besatzern während ihrer Herrschaft über Indien. Bereits vor mehr als 120 Jahren eröffnet, ist die Strecke heute immer noch in Betrieb. Und lockt Besucher aus aller Welt mit einigen in der Tat rekordverdächtigen Highlights.

Zunächst einmal wären da die etwa 1500 Höhenmeter, die die Kalka-Shimla-Bahn auf einer Strecke von gut 96 Kilometern überwindet. Schon ab Beginn der Reise im auf 655 über dem Meer gelegenen Kalka schraubt sie sich quasi permanent die steilen Hänge hinauf, wobei sie unglaubliche 919 Kurven zu überwinden hat. Laut einem offiziellen Report des Bundesstaates Himachal Pradesh bestehen 70 Prozent der Strecke aus diesen Kurven. Die Reise endet schließlich im auf 2076 Höhenmetern gelegenen Shimla, der Hauptstadt des Bundesstaates, die etwa 200.000 Einwohner zählt.

Strecke der Superlative

Kalka-Shimla-Bahn
Brücke Nummer 541 ist eines der landschaftlichen Highlights auf der Strecke der Kalka-Shimla-Bahn Foto: dpa picture alliance/robertharding | Jane Sweeney

Doch die Strecke ist bei Eisenbahn-Fans aus aller Welt vor allem wegen zwei weiteren Superlativen so beliebt. Während der heute noch knapp fünfstündigen Fahrt überquert die Kalka-Shimla-Bahn bei gerade einmal 22 Stundenkilometern Geschwindigkeit 864 Brücken und durchfährt 103 Tunnel. Der bekannteste von ihnen, der Barog-Tunnel, war bei seiner Eröffnung mit 1,1 Kilometern gar der längste Tunnel auf der ganzen Welt. Besonders berühmt unter den Brücken ist diejenige, die in Ermangelung eines Namens einfach als „Nummer 541“ bezeichnet wird. Die vierstöckige Steinbrücke mit ihren insgesamt 34 Bögen,1898 erbaut, ist auch heute noch die höchste Eisenbahnbrücke im gesamten indischen Streckennetz.

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Die Geschichte der Kalka-Shimla-Bahn beginnt im Jahr 1864, als die Briten die Stadt Shimla zum Sommersitz ihrer Regierungs-Verwaltung erklären. Mit dem Klima in den höher gelegenen, kühleren Regionen der Himalaya-Ausläufer kommen die Besatzer besser zurecht. Doch Shimla erst einmal zu erreichen, ist bis zur Eröffnung der Bahnstrecke ein äußerst mühseliges Unterfangen. Und so beschließen sie 1898 die Anbindung bis nach Kalka mittels des heute weltberühmten Zuges.

Legende um die Enstehung

Kalka-Shimla-Bahn
Eisenbahn-Nostalgiker genießen die langsame Fahrtgeschwindigkeit der Kalka-Shimla-Bahn, die noch mehr Zeit lässt für tolle Ausblicke Foto: dpa picture alliance/imageBROKER | Frank Bienewald

Am 9. November 1903, nach gerade einmal fünf Jahren Bauzeit, unternimmt die Kalka-Shimla-Bahn schließlich ihre Jungfernfahrt. Den Briten unter dem Chef-Ingenieur H.S. Harington ist mit der Strecke eine Leistung gelungen, die einem technischen Wunder gleichkommt. Ein Wunder, das bis heute mit einer lokalen Legende verbunden ist. Demnach sollen es nicht die Briten gewesen sein, die den visionären Schienen-Verlauf planten, sondern ein Einheimischer namens Baba Balkhu.

So soll Baba Balkhu, zur Zeit des Baus der Kalka-Shimla-Bahn bereits hochbetagt, der eigentliche geistige Vater der Bahn sein. Denn der Legende nach habe ihm Devta, die Göttin seines Heimatdorfes, den genauen Verlauf der gut 96 Kilometer langen Strecke diktiert – indem sie mit ihm über Läuse kommunizierte, die in Babas verfilztem Haar lebten. So märchenhaft die Geschichte auch klingt: Die Figur des Baba Balkhu, der zu Lebzeiten wohl ein brillanter Ingenieur war, ist verbürgt. Heute gibt es ihm zu Ehren in Shimla sogar ein Museum, das seinen Namen trägt.

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Ungewisse Zukunft

Auch heute, mehr als 120 Jahre nach ihrer Eröffnung, verkehrt die Kalka-Shimla-Bahn noch auf ihrer ursprünglichen Strecke. Eisenbahn-Romantiker erwartet mit der Fahrt durch die Vorläufer des Himalaya eine der wohl besondersten Bahnstrecken auf der ganzen Welt. Das würdigte 2008 auch die Unesco, als sie den auch liebevoll als „Spielzeug-Zug“ bezeichneten Touristenmagneten mit dem Welterbe-Status auszeichnete. Doch im Sommer 2023 schien die Zukunft der Strecke auf einmal ungewiss.

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Laut der Zeitung „Times of India“ zerstörten heftige Regenfälle im Juli und August 2023 weite Teile der Schienenführung, die daraufhin an mehr als 300 Stellen repariert werden musste. Im November kündigten die Betriebe der Kalka-Shimla-Bahn dann an, dass auf der Verbindung zukünftig insgesamt zehn Haltstellen gestrichen würden. Vier auf der Hinfahrt, sechs auf der Rückfahrt, um so die Reisezeit zu verkürzen. Ein Sprecher der Bahn betonte aber, dass es sich dabei erst einmal nur um einen Test handele. Der Takt von weiterhin sechs Zügen täglich in beide Richtungen sei davon nicht betroffen.

Auf der indischen Webseite „Rail Yatri“ kann man sich über die Abfahrtszeiten und Ticketpreise für die Kalka-Shimla-Bahn informieren. Eine eigene Homepage scheint der Nostalgie-Zug leider nicht zu haben. Die Reviews auf dem Portal Tripadvisor machen aber neugierig auf die Fahrt. So schreibt ein User: „Eines der Highlights meiner Reise. Die Ausblicke sind fantastisch.“ Ein anderer kommentiert: „Tolle Erfahrung, besonders mit unseren Kindern.“ Ein dritter ergänzt: „Fotos werden der Erfahrung nicht gerecht, das muss man selbst erlebt haben.“

Themen Asien Indien
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