4. August 2024, 14:17 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Eisenbahnromantik und die wilde Natur Afrikas an sich vorbeiziehen lassen – mit dem Pride of Africa des Unternehmens Rovos Rail bekommt man das auf mehrtägigen Touren durch Südafrika, Botswana, Simbabwe, Sambia und Tansania geboten. Unsere Autorin hat auf der kurzen Strecke von Pretoria nach Durban Südafrika von seiner schönsten Seite erlebt.
Es rattert und knarrt, man hört jede Schienennaht. Ich blicke aus dem Fenster und sehe jeden einzelnen Stern am tiefschwarzen Nachthimmel irgendwo zwischen Pretoria und Durban im KwaZulu-Natal. Es ist kalt geworden. Obwohl es tagsüber noch um die 25 Grad Celsius hatte, muss ich mich nun in mein Doppelbett einkuscheln und trinke einen Roibostee. Moment, ein Doppelbett im Zug? Ja, das geht an Bord des Pride of Africa.
Übersicht
Seit 1989 befördert das vom Rohan Vos gegründete Unternehmen Rovos Rail in alten historischen restaurierten Zügen der südafrikanischen Staatsbahn Touristen. Auf ausgewählten Routen geht es durch weite Teile Südafrikas mit dem Komfort eines Fünfsternehotels auf Schienen. Das alles nur, weil Vos mit seiner Familie per Zug durch sein Heimatland Südafrika reisen wollte.
„Doch die Trassenpreise waren so hoch, dass ich einen Weg finden musste, das bezahlen zu können – also nahm ich seitdem Zahlungswillige mit“, fasst es Vos zusammen, als er uns vor Abfahrt an einem alten Bahnhof vor Pretoria durch die Werkstätten führt. Dort werden alte Dampfloks gewartet und in die Jahre gekommene Waggons restauriert. Insgesamt elf verschiedene Routen bietet das Unternehmen aktuell an, Mein Mann und ich hatten vor zwei Jahren die Gelegenheit, auf unserer Hochzeitsreise eine dreitägige Tour von Pretoria nach Durban im Pride of Africa zu unternehmen – mit allen Höhen und Tiefen.
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Übersicht
Pride of Africa: So startet eine Fahrt mit dem Rovos Rail
Unsere Route, die „Durban Safari“ führt uns 800 Kilometer lang in drei Tagen mit zwei Übernachtungen von der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria nach Durban am Indischen Ozean, quer durch die verträumten Landschaften des KwaZulu-Natal, vorbei an den malerischen Drakensbergen.
Wer eine Reise im Pride of Africa, dem „Stolz Afrikas“, bucht, kann sich auf einen der luxuriösesten Züge der Welt freuen. Das fängt schon vor der Reise an. Wir geben unser Gepäck an einem alten Kolonialbahnhof in Pretoria ab. Die Wartezeit bis zur Abfahrt überbrücken in einem luxuriösen Wartesaal, der an eine englische Teestube erinnert. Es gibt Sandwiches, Wein, Tee, Obst und kleine Küchlein. Währenddessen werden die Reisedokumente aller Passagiere überprüft.
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Danach führt Rohan Vos persönlich durch die Wartungshallen seiner Rovos Rail und gibt einen Blick hinter die Kulissen, ehe man endlich die historischen Wagogns im Stile der Zwanziger-Jahre betreten kann. Schwere Teppiche, Polster und Holzmöbel versetzen die Passagiere in eine andere Zeit. Unsere Suite, die „Modder“, ist eine rund zehn Quadratmeter groß. Ausgestattet ist sie mit einem Doppelbett, Schreibtisch, Kleiderschrank und Tee-Ecke mit Kühlschrank sowie eigenem Bad mit richtiger Dusche und WC. Es wirkt, wie ein kleines Hotelzimmer auf Rädern. Zur Begrüßung wartet eine Flasche Cap Classique, die südafrikanische Champagner-Variante, auf uns.
Diese Strecken sind im Angebot:
Neben der kurzen Route von Pretoria nach Durban und umgekehrt, führt der Pride of Africa durch den südlichen und östlichen Teil des Kontinentes. Die längsten Zugreisen sind bis zu 60.000 Kilometer lang und dauern gut 15 Tage. Wer sich für so eine Reise entscheidet, muss viel Geduld mitbringen, wie auch wir bald feststellen werden.
Das südafrikanische Streckennetz ist marode, die Schienen alt, Kupferdiebe sorgen für die ein oder andere Verspätung. Genauso wie spontaner Personalmangel – denn auch wenn Rovos Rail ein privates Unternehmen ist, so muss die Eisenbahngesellschaft für den größten Teil der Strecke Zugführer der südafrikanischen Staatsbahn einsetzen. Da kann es schon mal dazu kommen, dass mitten auf der Strecke ein Lokführer seine Schicht beendet und weit und breit kein Ersatz in Aussicht ist. Dann heißt es mitten im Nirgendwo auf der Schiene warten.
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Doch sobald der Zug rollt, erlebt man ein Freiheitsgefühl, wie im Bilderbuch. Das inspiriert uns dazu, Disneys „König der Löwen“ auf dem iPad zu streamen, während die afrikanische Landschaft an uns vorbeizieht. Hätten wir die Reise nicht im Rahmen einer Pauschalreise inklusive gehabt, wäre uns die Wahl einer Route schwergefallen. Zur Auswahl stehen:
- Cape Town: 3 Nächte, 1.600 Kilometer von Kapstadt nach Pretoria
- Durban Safari: 2 Nächte, 800 Kilometer von Pretoria nach Durban
- Victoria Falls: 3 bis 4 Nächte, 1.400 Kilometer von Pretoria zu den Viktoriafällen
- Golf Safari: 9 Nächte, 2.1000 Kilometer Rundreise in Südafrika mit Besuchen
- Namibia Safari: 11 Nächte, 3.400 Kilometer von Walvis Bay (Namibia) nach Pretoria (Südafrika)
- African Collage: 12 Nächte, 3.700 Kilometer von Kapstadt nach Pretoria
- Southern Cross: 11 Nächte, 2.500 Kilometer von Pretoria zu den Victoria Falls
- African Trilogy: 15 Nächte, 5.000 Kilometer von Walvis Bay (Namibia) nach Pretoria (Südafrika)
- Dar es Salaam: 15 Nächte, 5.530 Kilometer von Kapstadt (Südafrika) über Botswana, Simbabwe, Sambia nach Dar es Salaam in Tansania
- Trail of Two Oceans: 15 Nächte, 4.300 Kilometer von Lobito (Angola) nach Dar es Salaam (Tansania)
- Copper Trail: 14 Nächte, 3.100 Kilometer von Lobito (Angola) zu den Viktoriafällen
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Edles Dinieren, feine Drinks und spannende Ausflüge: So ist ein Tag im Luxuszug
Eine Fahrt mit dem Pride of Africa ist nicht nur eine kleine Zeitreise, sondern auch ein Abenteuer. Auf der Schiene scheint man jedes Gefühl für Zeit und Raum zu vergessen. Gott sei Dank gibt es das freundliche Zugpersonal, dass vor jedem À la carte Frühstück, Lunch und Dinner im Speisewagen mit einem Glöckchen durch den Zug läuft. Getränke sind im Reisepreis inklusive, der Dresscode im Zug ist Smart Casual, für Damen also ein Cocktailkleid, für Herren Hemd, lange Hose und Jackett.
Zwischen den Streckenabschnitten hält der alte Zug immer wieder für kleinere Ausflüge, in unserem Fall eine Safari im privaten Nambiti Reserve, wo man theoretisch die Möglichkeit hat, die „Big Five“, also Löwe, Elefant, Nashorn, Schwarzbüffel und Leopard sehen zu können. Wir haben gerade mal drei, den Elefanten, das Nashorn und Leoparden geschafft – trotzdem ein einmaliges Erlebnis.
Auf dem Rückweg – es war schon dunkel – hielt unser Bus dann direkt am Gleis in der südafrikanischen Pampa. Dort wurde uns noch unterm Sternenhimmel Wein und Sandwiches serviert. Am nächsten Tag gab es noch einen weiteren Ausflug zu einer Keramik-Manufaktur, die vom traditionellen Handwerk und der Kunst der Stämme im KwaZulu-Natal inspiriert ist. Die Zeit dazwischen kann man sich auf der Schiene entweder im Salon-Waggon vertreiben mit Gesellschaftsspielen wie Scrabble, Schach oder Dame und einer Tea-Time oder aber im Lounge-Wagen am Ende des Zuges mit einer klassischen Bar und Aussichtswagon, wo man die Landschaft Open-air an sich vorbeiziehen lassen kann.
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Allerdings müssen sich Reisende im Rovos Rail auch mit der Armut Südafrikas arrangieren. Während man im prunkvollen Lounge-Wagen seinen Gin-Tonic genießt, schlängelt sich der Zug seinen Weg durch Townships, Kinder winken dem Zug am Gleis zu. Zwischendurch gibt es immer wieder Durchsagen im Zug, man solle, wenn man nicht in seiner Kabine ist, das Stahl-Rollo herunterziehen, damit nichts gestohlen werden kann. Auf unserer Fahrt wurde eine Scheibe des Zuges sogar eingeschlagen. Aber auch das gehört bei einer Reise durch Südafrika eben dazu.
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Termine, Preise und Co: Alle Informationen zum Pride of Africa von Rovos Rail
Neben der von uns gebuchten Deluxe-Suite, gibt es noch zwei weitere Zimmerkategorien im Pride of Africa: die gut 16 Quadratmeter große Royal-Suite mit eigener Badewanne und zusätzlichem Sofa zum Bett, sowie die einfachen sieben Quadratmeter großen Pullman-Suites mit Klappsofa und –Tisch sowie eigenem Mini-Badezimmer.
Die elf Routen fahren immer zu unterschiedlichen Terminen im Jahr zwischen Oktober und September und verkehren jeweils in beiden Richtungen. Die Kosten für den Pride of Africa variieren je nach Reiseziel, -dauer und der gewählten Kabinen-Kategorie. So kostet beispielsweise die Fahrt von Kapstadt nach Dar es Salaam in der Royal-Suite im Jahr 2024 umgerechnet rund 21.000 Euro pro Person. Dieselbe Fahrt in der Pullman-Suite kostet jedoch nur noch rund 12.100 Euro.
Dementsprechend günstiger sind jedoch die kürzeren Touren. Die von uns gebuchte „Durban Safari“ ist ab 1.500 Euro buchbar. Die Preise sind unabhängig von den Jahreszeiten und den genauen Reisedaten, sondern ändern sich jedes Jahr nach Saison. Die genauen Daten und Preise finden Sie hier. Als unsere Reise am Hauptbahnhof von Durban endet, wird das Gepäck aus dem Zug transportiert, das Zugpersonal verlädt die Koffer zum Transfer in unsere Hotels und verabschiedet sich von den Reisenden – und man selbst blickt nostalgisch zurück auf drei Tage Zugabenteuer mitten in Afrika.