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Nachgefragt bei Flixtrain und DB

Alle Toiletten im Zug defekt – und nun?

Toiletten im Zug defekt
Unschön, wenn das passiert – und besonders, wenn auch alle anderen Toiletten im Zug defekt sind. Wie reagieren die Anbieter? Foto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

6. Februar 2024, 12:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Auf längeren Zugfahrten kann es nötig werden, zwischendurch die Toilette zu benutzen. Und dann ist es natürlich ärgerlich, wenn darauf ein „Defekt“-Schild prangt und man mit drückender Blase einen Wagen weiter laufen muss. Was aber, wenn auch dort keine funktionierende Toilette aufzufinden ist – im gesamten Zug nicht? Unserer Autorin wurde ein solcher Fall kürzlich zugetragen, und so auch, wie das Zugpersonal darauf reagierte. Eine Standardlösung dafür scheinen die Anbieter nicht zu haben.

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Als unsere Autorin neulich Besuch von außerhalb erwartete, überraschte es sie kaum, dass dieser sich verspätete; das passiert im Schienenverkehr ja öfter. Der Grund jedoch war recht originell: Der Zug – ein Flixtrain – hatte an zahlreichen Bahnhöfen im Verlauf der Strecke außergewöhnlich lang angehalten, damit Passiere genug Zeit hatten, um öffentliche Toiletten aufzusuchen. Denn innerhalb des Verkehrsmittels waren die Waschräume defekt. Zugegeben, ein ungewöhnlicher Fall. Doch offensichtlich kann er eintreten.

Was passiert, wenn alle Toiletten im Zug defekt sind?

Verlängerte Aufenthalte an den Bahnhöfen, die eine verspätete Ankunft mit sich bringen müssen, sind wohl nicht wirklich im Sinne der Verkehrsunternehmen. Doch wie TRAVELBOOK auf Nachfrage bei Flixtrain erfährt, ist ein spontanes Umsteigen auf einen Ersatzzug aus operativen Gründen nicht möglich. Klar, viele andere Optionen bleiben da nicht. „Um die Fahrt nicht abbrechen zu müssen, entschied sich das Zugpersonal im Sinne einer fahrgastfreundlichen Lösung dazu, längere Pausen an den Bahnhöfen einzulegen, um so regelmäßig den Gang zur Toilette zu ermöglichen“, erklärt die Flixtrain-Sprecherin.

Man bedauere die entstandenen Unannehmlichkeiten für die Mitreisenden. Und obwohl wir hier nur einstimmen können – man muss Flixtrain etwas in Schutz nehmen. Sehr niedrige Temperaturen am Reisetag hatten zum Einfrieren der Wasserleitungen im Zug geführt. Das wurde während des Fahrtverlaufs durchgesagt. Nach und nach fielen immer mehr der Toiletten aus, wozu eine rege Nutzung der wenigen verfügbaren beigetragen haben dürfte. Denn zwei der ursprünglich eingeplanten Waggons fielen weg, wie die Fahrgäste kurzfristig erfuhren, und mit ihnen nicht bloß sämtliche Sitzplatzreservierungen, sondern zudem einige sanitäre Anlagen.

Auch bei der Deutschen Bahn (DB) scheint es kein Standardverfahren für den geschilderten Fall zu geben. Dafür wird er offenbar für zu unwahrscheinlich gehalten. Der zeitgleiche Ausfall von gleich mehreren Toiletten in Zügen komme „äußerst selten vor“, erklärt eine Unternehmenssprecherin, „sodass Reisende meist in einem der benachbarten Wagen eine Alternative vorfinden“. „Meist“, mag sein. Aber nicht immer, wie Vorfälle aus der Vergangenheit zeigen.

DB wurde bereits wegen nicht nutzbarer Toiletten verklagt

2014 führte das Fehlen von Toiletten in einer Regionalbahn von Koblenz nach Trier zu einem Missgeschick, das der Betroffenen höchst peinlich war: Die Frau hatte nicht mehr einhalten können und sich eingenässt. Sie verklagte das Verkehrsunternehmen auf Schmerzensgeld, und zunächst erhielt sie vom Amtsgericht Trier Recht. Davon berichtete damals etwa die „Augsburger Allgemeine“. Das Landesgericht jedoch revidierte das Urteil. Es bestehe kein Rechtsanspruch auf eine Toilette. Die Geschädigte hätte aussteigen können – sie passierte im Fahrtverlauf rund 30 Haltestellen – und sich anderswo erleichtern.

Ähnliches widerfuhr einer weiteren Bahn-Reisenden im Jahr 2022. Sie war bereits mit Blasendruck in eine Regionalbahn Richtung Frankfurt gestiegen – in der Gewissheit, darin eine Toilette aufsuchen zu können. Doch davon waren alle verriegelt. „Ich hab mich in eine Ecke gestellt, und dann ist es einfach gelaufen“, gestand sie später Reportern der „Hessenschau“. Darauf angesprochen, entschuldigte sich die DB für diese „Komfort-Störung“.

Toiletten offenbar nicht immer defekt, sondern oft einfach voll

Der spätere Vorfall ging nicht vor Gericht, aber schlug dennoch Wellen. Zumal es seit Einführung des 9-Euro-Tickets immer häufiger zum Ausfall von Toiletten in Nah- und Fernverkehrszügen gekommen war. Das erklärte damals Klaus Zecher vom Fahrgastverband ProBahn. Das 9-Euro-Ticket war ein befristetes Sonderangebot für den öffentlichen Personennahverkehr und hatte zu einem erhöhten Fahrgastaufkommen geführt, folglich auch zu einem Mehrgebrauch der Toiletten. Dieser führt natürlich nicht automatisch zu einem Defekt, aber zumindest dazu, dass die Toiletten schneller voll sind. Die Tanks seien geschlossene Vakuumsysteme, so Zecher damals zur „Hessenschau“, ganz ähnlich wie beim Flugzeug. Werden sie nicht oft genug geleert bzw. mit Wasser aufgefüllt, verstopfen sie.

Auch interessant: Was passiert eigentlich, wenn im Flieger die Toiletten plötzlich defekt sind?

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DB appelliert an verantwortungsvolles Miteinander

In ihrer Stellungnahme versicherte die DB-Sprecherin TRAVELBOOK, dass man um die Sauberkeit und Funktionstüchtigkeit der Toiletten im Zug stets bemüht sei. Sie würden regelmäßig gereinigt, „oft auch unterwegs oder im Endbahnhof, bevor ein Zug zur Rückfahrt startet“. Auf Strecken mit außergewöhnlich hohem Fahrgastaufkommen leere man die Abwassertanks entsprechend häufiger und fülle auch das Frischwasser regelmäßig nach.

Allerdings: „Damit die Toiletten an Bord unserer Züge benutzbar bleiben, sind wir auch auf das verantwortungsvolle Miteinander aller Reisenden angewiesen“, fügt sie hinzu. Sicherlich ein wichtiger Punkt. Sie erinnert daran, dass Papierhandtücher und Hygieneartikel zum Ausfall von Toiletten führen können, und tatsächlich gibt es dafür ja auch einen Abfallbehälter.

Themen Deutsche Bahn
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