6. März 2025, 10:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie ist eine der ältesten Städte der Welt und von großer historischer Bedeutung. Doch als Folge des Klimawandels ist sie zunehmend von Salzwassereinbrüchen betroffen. Seit Jahren besteht Sorge über das zunehmend sinkende Bodenniveau in der Küstenstadt. Nun zeigt eine neue Studie das Ausmaß der inzwischen extrem ernsten Lage.
Die Rede ist von Alexandria, der zweitgrößten Stadt Ägyptens. Bei Besuchern des Landes steht sie oft ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Die Einheimischen nennen sie die „Perle des Mittelmeers“, doch das kann man beim Anblick aktueller Bilder kaum noch nachvollziehen. Denn zwar macht die privilegierte Küstenlage Alexandria einerseits zu einem begehrten Urlaubsziel. Andererseits ist die Stadt dadurch besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Der Anstieg des Meeresspiegels hat bereits deutliche Spuren hinterlassen, und die Zunahme von Stürmen verschärft die Problematik zusätzlich.

So stark hat sich Alexandria verändert
331 v. Chr. von Alexander dem Großen gegründet, entwickelte sich Alexandria zu einem bedeutenden Kultur-, Wissenschafts- und Handelszentrum der Antike. Die Stadt war insbesondere für den Leuchtturm von Pharos, eines der Sieben Weltwunder, und die Große Bibliothek bekannt. Noch heute zieht Alexandria mit ihren historischen Stätten Kulturinteressierte an – darunter nicht wenige, die die Reise mit einem Strandurlaub verbinden wollen. Denn Alexandria lockt mit feinen Sandstränden und einem vergleichsweise milden Klima, die Saison läuft etwa von Mai bis Oktober.
Doch vieles hat sich verändert. Die einst freien Strände und Promenaden sind durch den steigenden Meeresspiegel bedroht, einige sind bereits verschwunden. Betonblöcke, die Ufer und Gebäude vor den Wellen schützen sollen, sind ein fester Bestandteil des Bildes – Badegäste sitzen darauf, Spaziergänger passieren sie. Längst haben die Fundamente berühmter Baudenkmäler unter dem steigenden Grundwasser gelitten, teils massiv.

Um die ernsthafte Bedrohung Alexandrias durch den steigenden Meeresspiegel ist bereits bekannt. Im Jahr 2022 berichteten verschiedene Medien über die verzweifelten Bemühungen der Stadtverwaltung, die Kraft der Wellen zu brechen. Denn natürlich sind nicht nur Bauwerke von den Gewalten bedroht: Auch die Bewohner Alexandrias sind „den Wassermassen schutzlos ausgeliefert“, schrieb damals „Das Erste“.
Studie zeigt: Küstenstädte wie Alexandria drohen zu versinken
Das ernste Thema war jetzt Gegenstand einer großen internationalen wissenschaftlichen Untersuchung, an der unter anderem die Technische Universität München (TUM) und die University of Southern California (USC) beteiligt waren. Alexandria wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten von mehr als 280 Gebäudeeinstürzen entlang der Küstenlinie heimgesucht“, heißt es darin. Die Häufigkeit sei von einem auf alarmierende 40 Gebäudeeinstürze pro Jahr angestiegen. Die Forscher konnten einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Meeresspiegels, also der Belastung durch Meerwasser, und dem beobachteten Verfall der Bausubstanz nachweisen. Vereinfacht gesagt, versinke die Stadt allmählich im Meer.
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Alexandria nimmt in diesem Zusammenhang keine Sonderstellung ein. Der Anstieg des Meeresspiegels, die Zunahme von Stürmen und Überschwemmungen sowie Hitze – die bekannten Risikofaktoren der globalen Erwärmung also – betreffen auch andere Küstenstädte. Die Ergebnisse der Studie decken sich mit Forschungsergebnissen der NASA und der amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA), steht dazu in einer Veröffentlichung der USC. Demnach „zeigen bestimmte Regionen Kaliforniens wie die San Francisco Bay Area, das Central Valley und die südkalifornische Küstenregion Anzeichen von Bodensenkungen“.

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Maßnahmen sind dringend nötig, um Alexandria zu retten
„Auf Dauer können die Menschen von Alexandria dem Klimawandel nicht viel entgegensetzen“ – so wenig optimistisch endete der „Das Erste“-Bericht aus dem Jahr 2022. Doch mit einem umfassenden Konzept vielleicht doch?
Laut einer Pressemitteilung der TUM war das Ziel der jüngsten Studie herauszufinden, wie „angepasste Landschaftsstrategien zur Risikominderung beitragen können“. Es wurden verschiedene Ansätze vorgestellt, mit denen die Risiken der Küstenerosion und des Meeresspiegelanstiegs in Alexandria gemindert werden könnten. Die Forscher schlagen zum Beispiel vor, durch den Anbau salztoleranter Pflanzen Pufferzonen zu schaffen, die das Meerwasser von den Gebäuden fernhalten. Auch mobile Barrieren zum Schutz vor Überschwemmungen und die Entwicklung nachhaltiger Wasser-Management-Praktiken seien denkbar.
Nun müssten die Maßnahmen ergriffen und im nächsten Schritt muss deren Effektivität abgewartet werden. Die Zukunft Alexandrias bleibt bis auf Weiteres ungewiss.