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TRAVELBOOK-Autor vor Ort

Warum sich ein Trip nach Bedugul auf Bali in der Nebensaison lohnt

Bedugul
Blick auf Bedugul und den Ulun Danu Beratan-Tempelkomplex. Die Stätte ist eine der wichtigsten auf ganz Bali. Unser Autor verrät, was Sie sonst noch in der schönen Stadt in den Bergen entdecken können. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

21. Februar 2025, 6:10 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

In Bedugul erlebte unser Autor die entspanntesten Tage auf seiner Bali-Reise. Und vielleicht auch die „echtesten“. Denn im Gegensatz zu manch schicker Beachtown war der Ort einfach ehrlich und ungeschminkt, eingebettet zudem in die wildeste und schönste Inselnatur. Warum weniger vor allem auf Reisen nicht selten mehr ist, und wieso sich ein Besuch in Balis grünem Herz vor allem in der Nebensaison lohnt.

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Es ist Abend, und ich sitze auf einem Stuhl auf der Terrasse vor meiner kleinen Hütte, weit oben in den unglaublich grünen Hügeln über dem balinesischen Ort Bedugul. Unzählige Insekten veranstalten ein vielstimmiges Konzert, aus dem Tal ruft gerade der Muezzin in dem auch islamisch geprägten Ort zum Gebet. Wie mystische Klänge aus einer anderen Welt wabert seine Stimme durch das weite Tal unter mir. In der Ferne sieht man im Dunst die Kegel einiger Berge und der Beratan-See schimmert in der langsam einsetzenden Dämmerung. In meinem Ressort ist außer meiner Freundin und ein paar liebenswerten Angestellten niemand. Ich atme tief die frische Luft und denke: „Endlich angekommen im echten Bali.“

Bedugul war für uns einer dieser Glücksfälle, die einem vor allem auf Reisen wie durch ein Wunder immer wieder zu passieren scheinen. In Wahrheit liegt es meiner Meinung nach aber auch daran, dass Augen und Herz unterwegs besonders offen sind. Vor einem Supermarkt in Canggu, unserem ersten Stopp auf Bali, lief mir nämlich eines Nachmittags ein niedlicher Hund vor die Füße. Während ich ihn ausgiebig kraulte, kam ich mit dessen Besitzer ins Gespräch, einem Einheimischen – ein Sechser im Lotto also. Denn wer würde einen Ort besser kennen als die Menschen, die dort wohnen? Und so fiel eben irgendwann, recht schnell eigentlich, bei meiner Frage nach sehenswerten Orten der Name Bedugul.

Einer der heiligsten Orte Balis

Alleine schon die Fahrt dorthin war ein Abenteuer für sich, denn zum ersten Mal ließen wir nun die vermeintliche Zivilisation hinter uns, tauchten ein ins „echte“ Bali. Denn sobald man eine gewisse Distanz zwischen sich und den Hauptstadt-Cluster rund um Denpasar gebracht hat, ändert die Insel vollständig ihr Gesicht. Der zuvor überall dröhnende und brodelnde Verkehr ebbt langsam spürbar ab, die Straßen werden, wenn überhaupt möglich, noch schmaler. Kleine Dörfer, eingebettet in grünsten Postkarten-Dschungel, fliegen vorbei. Immer wieder staunt man über erhabene Tempel jeder Größe, vom Moos und Bewuchs der Jahre und Jahrhunderte teilweise dicht überwuchert. Man weiß, am Ende dieser von Canggu aus nicht einmal 50 Kilometer langen Strecke liegt irgendwo Bedugul, aber mit dem Ankommen hat man es plötzlich überhaupt nicht mehr eilig.

Warum nicht also ein Halt in dem kleinen Ort Mengwi. Dort steht mit dem Tempel Pura Taman Ayun eine besonders beeindruckende der alten Anlagen. Sie gilt als einer der heiligsten Orte auf der Insel. Auf der Schau-Kaffeeplantage „The Garden“ gleich um die Ecke kann man das Gebräu in verschiedensten leckeren Versionen verkosten. Auf keinen Fall sollten Sie es versäumen, unterwegs das exotische, köstliche Obst zu kaufen, das wir hierzulande, wenn überhaupt, nur im Asia-Markt zu absoluten Fantasie-Preisen jemals zu Gesicht bekommen. Schlangenfrucht, Rambutan, Mangostane, allein schon die Formen und Farben der Früchte sind teils abenteuerlich und erfreuen Auge und Herz. Wer sich traut, isst zudem wie ein echter Indonesier das leckere Street Food, das überall auf kleinen Karren unfassbar günstig angeboten wird. Meine Empfehlung ist Bakso, eine kräftige Suppe mit Reis, Tofu und Fleischbällchen.

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Street Food und Tempel

Der wohl meistfotografierte Tel des Tempelkomplex Pura Ulun Danu Beratan. Die Anlage ist eine der schönsten und heiligsten auf Bali
Der wohl meistfotografierte Tel des Tempelkomplex Pura Ulun Danu Beratan. Die Anlage ist eine der schönsten und heiligsten auf Bali Foto: Getty Images

Unser Fahrer Adi, den wir erst am Tag zuvor kennen gelernt hatten, machte für uns auch bereitwillig bei jeder anderen vermeintlichen Sehenswürdigkeit auf dem Weg nach Bedugul Halt. Wir hatten seine Dienste für die Summe von gut 40 Euro den gesamten Tag gemietet. Und er war nicht nur ein ausgezeichneter Chauffeur, sondern auch ein sehr unterhaltsamer Gesprächspartner und scheinbar unversiegbarer Quell lokalen Wissens. Er hatte vorher in seinem Kopf für uns eine Route erarbeitet, auf der wir entlang unserer Strecke auch garantiert das meiste sehen würden. Und so kamen wir irgendwann, beladen mit Obst, den Bauch voll mit leckerer Bakso, an einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf Bali an. Dem Tempel Ulun Danu Beratan in Bedugul.

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Auf dem riesigen Parkplatz davor herrschte Volksfest-Stimmung. Unzählige Menschen wuselten trotz leichtem Regen aufgeregt umher. Ein Besuch in einem balinesischen Tempel wird wohl nur in den seltensten Fällen das erhabene Erlebnis seien, dass Sie sich vielleicht vorstellen mögen. Ob der unglaublichen Schönheit der Anlagen leiden sie rund um das Jahr unter einem wahren Ansturm von Besuchern aus aller Welt. So auch in Bedugul, das sich ansonsten bei unserem Besuch im Januar noch in der tiefsten Nebensaison befand. Den in den Wasserns des Beratan-Sees gelegenen Tempel muss man aber einfach auch gesehen haben. Eingebettet in eine schöne Anlage mit vielen bunten Blumen sieht er aus, als hätte ein sehr fantasiebegabtes Kind ihn sich einfach ausgedacht.

Der größte botanische Garten Indonesiens

Bedugul
Blick auf die Zwillings-Seen Buyan und Tamblingan. Sie sind nur zwei der Naturschönheiten von Bedugul. Foto: Getty Images

Bitte achten Sie bei einem Besuch des Ulun Danu Beratan, wie auch jedes anderen balinesischen Tempels, unbedingt auf angemessene Kleidung. Schultern und Knie sollten in jedem Fall bedeckt sein. Es ist zum Teil richtiggehend beschämend, zu sehen, wie vor allem junge Menschen diese ehrbaren Regeln für ein möglichst spektakuläres Foto bewusst missachten. Eine andere Festlegung mag uns als Europäern dagegen archaisch und vielleicht sogar überkommen erscheinen, ist aber natürlich dennoch zu befolgen. So gelten menstruierende Frauen im hinduistischen Glauben als unrein, und sind daher von einem Besuch jedweder Tempel-Anlage auf Bali ausgeschlossen. Natürlich wird Ihre persönlichen Umstände niemand überprüfen. Umso wichtiger ist eine respektvolle Einhaltung der Bräuche Ihrerseits.

Wer dagegen eher Einsamkeit in herrlichster Natur sucht, der ist in Bedugul ebenfalls genau richtig. Zum Beispiel in dem unglaublich weitläufigen botanischen Garten der Stadt, dem Kebun Raya. Hierbei handelt es sich um die größte Anlage ihrer Art in ganz Indonesien. Sie beheimatet eine Vielzahl an Blumen, Blütenpflanzen, Kakteen und Bäumen auf 150 Hektar Fläche. Am Eingang kann man sich Fahrräder, Scooter oder sogar Golf Carts mieten, um schneller voranzukommen. Denn ansonsten wird es schwer, an einem Tag oder gar Nachmittag all das Schöne hier zu sehen. Zudem fahren regelmäßig auch Shuttlebusse, alles natürlich gegen einen Aufpreis zum Eintritt. Mit 20.000 bzw. am Wochenende 30.000 Indonesischen Rupien (1,20-1,80 Euro) ist dieser sehr erschwinglich.

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Audienz bei einem König

Bedugul
Das Handara Gate ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Bedugul. Es markiert den Eingang zu einem Golf-Ressort. Foto: Getty Images

Auch eine Tour zu Fuß ist machbar, kann ich aus Erfahrung sagen. Das mag dann aber durchaus auch in einen vierstündigen, recht strammen Marsch ausarten. Bereits mit dem Betreten des Botanischen Garten von Bedugul setzt eine unvorstellbare Geräuschkulisse ein, die Abermillionen von Insekten, versteckt in der Vegetation sitzend, produzieren. Meine Freundin dachte zunächst, irgendwo sei ein Alarm eingeschaltet. Gleich am Eingang erwarten den Besucher dann imposante, überlebensgroße Figuren aus der balinesischen Mythologie. Sehr fantasievoll und teils zumindest für junge Gäste vielleicht doch eher gruselig. Es ist schon ein komisches Gefühl, sich in einer solchen Natur-Oase, umgeben von bis zu 30 Meter hohen Baumriesen, auf einer asphaltierten Straße fortzubewegen. Die Majestätik vor allem der Bäume aber lässt einen das schnell wieder vergessen.

Leider blüht bei unserem Besuch im Januar noch recht wenig, doch der Entdeckerstimmung tut das keinen Abbruch. Das absolute Highlight sind dann dementsprechend auch nicht die Themen-Gärten. Sondern ein wahrhaft gigantischer Feigenbaum, der sich irgendwo mitten in einem dichten Urwald erhebt. Die Erhabenheit des Riesen lässt sich nur schwer in Worte fassen. Jedenfalls geht von ihm, diesem vielleicht mehrere hundert Jahre alten Giganten, eine spürbare Energie aus. Wir haben das Glück, etwa eine halbe Stunde eine Audienz ganz alleine bei diesem König genießen zu dürfen. Und kommen aus dem Staunen und fotografieren gar nicht mehr heraus.

Essen im Gewächshaus

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Bedugul, das werden Sie schnell merken, ist touristisch noch nicht so erschlossen wie andere Städte am Meer. Recht schmucklos mutet für das von Angeboten vorher überreizte Auge die Stadt als solche an. Nur, wer wirklich unvoreingenommen entdecken will, begibt sich hier auf einen längeren Bummel. Sehenswert sind vor allem die vielen Gärtnereien mit ihren exotischen Pflanzen und der etwas außerhalb gelegene lokale Markt Pasar Candi Kuning. Hier gibt es wieder vor allem das einzigartige Obst und auch Gemüse. Bedugul ist aufgrund seiner Lage auf über 1000 Metern und der vulkanischen Erde hier so etwas wie der Fruchtgarten des gesamten Landes. Überall findet man daher auch Plantagen und Gewächshäuser. Wer möchte, kann sich schon im Januar auf einer der zahlreichen Farmen selbst Erdbeeren pflücken.

In Sachen Kulinarik habe ich einen Tipp für Sie, den ich wirklich von Herzen empfehlen kann. Das absolut irre Restaurant „Rumah Gemuk Bali“, gelegen in einem alten Gewächshaus. Im Untergeschoss befindet sich ein herrlicher kleiner Dschungel, oben speist man mit einer sensationellen Aussicht auf den Beratan-See. Der Ort ist vielleicht DER Instagram-Hotspot überhaupt rund um Bedugul. Dennoch bekamen wir problemlos einen Tisch. Das Essen ist ein Mix aus indonesischer und europäischer Küche, die Preise trotz der wirklich einmaligen Location sehr moderat. Zum Glück hatte meine Freundin diesen Ort zuvor auf Social Media entdeckt. Ich persönlich habe solche Locations, die im Netz gehypt werden, eigentlich immer gemieden. Aber ohne sie hätte ich dieses Erlebnis-Restaurant, man kann es nicht anders sagen, wohl niemals gefunden.

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Magisch schöne Wasserfälle

Bedugul
Die Banyumana-Wasserfälle nahe Bedugul sind bei Touristen eher unbekannter als die vielen anderen Kaskaden in der Region Foto: Getty Images

Einen anderen Ort verdanken wir unserem sympathischen Fahrer Bihi, den wir eher zufällig in Bedugul kennen lernten. Moslem, Vater von vier Kindern, überaus gastfreundlicher Guide und Taxista. Hierbei handelt es sich um das Restaurant „Warung Rekreasi“. Die Bezeichnung Warung, etwa mit „Straßenstand“ zu übersetzen, deutet auf Bali auf eine eher bodenständige, nicht selten familiengeführte Lokalität, wo man zu sehr günstigen Preisen sehr gut essen kann. So war es dann auch hier, und zudem liegt die Örtlichkeit absolut magisch in einem weitläufigen Privat-Dschungel. Vom Essen her würde ich ganz klar das „Rumah Gemuk Bali“ bevorzugen, dennoch ist es eine sehr schöne Ruhe-Oase. Ebenso lohnt sich ein Besuch bei dem sensationell über dem Beratan-See gelegenen „Kupi Coffee“. Hier gibt es das Gebräu stark und mit einem herrlichen Vogelkonzert untermalt.

Wer die Gegend um Bedugul erkunden möchte, dem sei ein Besuch bei den zahlreichen Wasserfällen empfohlen. Ein örtlicher Fahrer wie unser Bihi bringt sie schnell und unkompliziert hin, falls Sie selbst keinen Wagen oder gar Motorroller mieten wollen. Wir waren bei der Touristen eher unbekannteren Location Banyumana (nicht zu verwechseln mit dem völlig überlaufenen Banyumala). Dort konnten wir gleich vier verschiedene Kaskaden bestaunen. Ein schmaler, auch bei Regen gut begehbarer Pfad führte durch den dichten Dschungel immer weiter bergab. Bis man sich schließlich wie in einem magischen Märchenland wähnte. Wie in einem von der Natur orchestrierten Konzert stürzen sich die Wasserfälle in einen Talkessel hinab. Hier versteht man, vielleicht das erste Mal, die wahre und tiefere Bedeutung des Wortes „Urwald“ (Ur-Wald).

Da es bei unserem Besuch stark regnete, hatten wir die Wasserfälle ganz für uns alleine. Bis die Akkus unserer Handys leer geknipst und wir selbst bis auf die Knochen durchnässt, aber sehr glücklich waren. Nach einer heißen Dusche in unserer sehr schönen Unterkunft „Catu Glamping Bedugul“ kehrten wir dann auf die Terrasse vor unserer Hütte zurück, um wie jeden Abend dem unglaublich faszinierenden Klangteppich aus dem Tal zu lauschen. Aus einem nahen Tempel tönte Musik, irgendwann rief wieder der Muezzin, dazwischen das Konzert der Insekten. Die Tage in Bedugul hatten uns mit etwas sehr Wertvollem beschenkt. Nämlich der Rückbesinnung auf uns selbst an einem Ort, der auf den ersten Blick nicht wie andere auf Bali für Touristen gemacht zu sein scheint. Und an dem man dennoch so viel Schönes entdecken kann.

Themen #idealoflug Asien Bali Indonesien
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