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In der Lombardei

Warum Bergamo Italiens schönster Geheimtipp ist

Bergamo
Dieses herrliche Alpenpanorama erwartet Bergamo-Besucher an einem schönen Tag – zu dieser einmaligen Kulisse kommt noch eine märchenhafte Stadt. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

25. September 2024, 13:03 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Wer in Italien auf dem Flughafen Orio al Serio landet, der will für gewöhnlich nach Mailand. Näher liegt aber Bergamo – und das ist ein echter Glücksfall, denn märchenhafter könnte eine Stadt kaum sein. TRAVELBOOK hat diese versteckte Perle für Sie entdeckt.

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Haben Sie bei einem Städtetrip schon einmal das Gefühl gehabt, mitten in einem Märchenbuch gelandet zu sein? So könnte es Ihnen ergehen, wenn Sie einen Flug mit einem Billiganbieter zum norditalienischen Flughafen Orio al Serio buchen, eigentlich nach Mailand wollen – und sich stattdessen (oder zusätzlich) für Bergamo entscheiden. Als ich kürzlich für drei Tage in Italien war, wusste ich quasi nichts über Bergamo, bis auf ein paar Informationen, die ich vorher bei Tripadvisor eingeholt hatte.

Was soll ich sagen – es war Liebe auf den ersten Blick. Ich wage zu behaupten, dem Charme der engen romantischen Gassen, der monumentalen Kirchen und des quirligen Lebens auf der Straße werden auch Sie sich nicht entziehen können.

Traumhaftes Alpenpanorama

Schon alleine die Landung auf dem Flughafen ist ein Erlebnis, denn Bergamo liegt eingerahmt von einem traumhaften Alpenpanorama. Bereits von Weitem übt die Città Alta, also der auf einem Berg gelegene obere Teil der Stadt, eine faszinierende Wirkung auf den Betrachter aus. Die Città Alta bezeichnet gleichzeitig auch die Altstadt von Bergamo, in der einige historische Gebäude noch aus dem 12. Jahrhundert erhalten geblieben sind. Und das, ohne dabei etwas von ihrer Faszination verloren zu haben, im Gegenteil.

Wer den Aufstieg in die Oberstadt zu Fuß auf sich nimmt, wird schon vor der eigentlichen Sightseeing-Tour mit wunderbaren Ausblicken belohnt. Denn die Gegend rund um Bergamo ist abseits der Berge so flach, dass man endlos in die Ferne schauen kann. Folgt man den Schildern und dem Straßenverlauf ins Stadtzentrum, erwartet einen vor den Toren Bergamos das gepflegte Restaurant „La Marianna“, wo man wunderbar frühstücken und echten italienischen Kaffee trinken kann.

Bergamo
Die Città Alta ist vollständig von einer fünf Kilometer langen Stadtmauer umgeben Foto: Getty Images

Bergamo ist ein Fest für die Sinne

Über ein altes steinernes Tor, die Porta San Alessandro, betritt man dieses wunderbare Labyrinth aus kleinen Gassen und Sträßchen. Und egal wohin man auch läuft, man hat nie die Angst, sich verlaufen zu können. Im Gegenteil, ein wohliges Entdecker-Gefühl stellt sich bald ein, wenn man an schrulligen, winzigen Läden vorbeischlendert. In deren Schaufenstern wird handgemachte Pasta angeboten, typische Wurst- und Käsesorten aus der Region, die unvermeidliche Pizza oder unwiderstehlich aussehende und duftende Naschereien. Bergamo ist ein wahres Fest für die Sinne. Sehen, schmecken, riechen, hören, fühlen, die Seele schaltet einfach ab und man lässt sich treiben.

Spätestens auf der Piazza Vecchia läuft dann zum ersten Mal die Kamera heiß, wenn man versucht, die wunderbare alte Bibliothek oder den Torre del Gombito für die Daheimgebliebenen richtig in Szene zu setzen. Auf diesen mehr als 50 Meter hohen alten Kirchturm kann man auch hinauf, entweder über enge Treppen, oder einen Fahrstuhl, der hier laut Plakette bereits 1960 eingebaut wurde. Ich selbst muss ja immer auf Aussichtspunkte klettern, denn von oben bieten sich oft die berauschendsten Perspektiven. Trotzdem rate ich Ihnen, sich dieses sprichwörtliche Highlight bis zum Abend aufzuheben. Den Sonnenuntergang von hier oben zu beobachten ist einfach unvergleichlich schön.

Bergamo, Piazza Vecchia mit dem Turm Torre del Gombito
Die Piazza Vecchia mit dem Turm Torre del Gombito Foto: Getty Images

Historische Kirchen und köstliches Essen

Die benachbarten Kirchen Duomo di Bergamo, Capella Colleoni und die Basilica di Santa Maria Maggiore beeindrucken schon von Außen durch ihre Größe und die aufwendigen Bildhauereien. Doch innen entfalten die in Gold gefasste Pracht und die Decken-Fresken eine derartige Wucht, dass es einem die Sprache verschlägt. Gut so, denn solche heiligen alten Orte sollte man auch im Stillen genießen.

Ein Essen, dass einem hier auf Schritt und Tritt begegnen wird, ist die Polenta. Sie findet sich sogar auf den Speisekarten der teuersten Restaurants. Früher ein Arme-Leute-Gericht hat die Polenta in der Region eine jahrhundertelange Tradition. Gut gestärkt geht es anschließend weiter zum Castiglio La Rocca, einer Felsenfestung, die majestätisch über der Stadt thront. Von dem schönen alten Burg-Park aus hat man eine spektakuläre Aussicht auf die gesamte umliegende Region. Doch wer noch höher hinaus möchte, steigt gegen ein geringes Entgelt auf die Burgmauern. Von hier aus hat man einen wirklich beeindruckenden Ausblick über die Dächer der Stadt bis zum Horizont.

Blick über die Türme und Dächer von Bergamo von La Rocca aus
Blick über die Türme und Dächer von Bergamo von La Rocca aus Foto: Getty Images

Hoch hinauf zum Castello San Vigilio

Eigentlich gehört zum Pflichtprogramm in Bergamo auch eine Fahrt mit den Funicolaris, also den alten Bergbahnen. Aber zum Zeitpunkt meiner Visite wurden die kurzen Strecken offenbar renoviert, sodass die Bahnen außer Betrieb waren. So muss man zum Castello San Vigilio dann entweder hoch laufen oder mit dem Bus fahren.

TRAVELBOOK-Spartipp: Für nur 4,90 Euro bekommt man ein Bergamo-24-Stunden-Ticket für alle örtlichen Verkehrsmittel. Für 8,90 Euro ist auch die Fahrt vom/zum Flughafen inkludiert. ACHTUNG: Die Tickets sind nicht in den Bussen selbst erhältlich, sondern müssen vorher gekauft werden, zum Beispiel an Kiosken oder in der Jugendherberge, oder in der App der Verkehrsbetriebe

Von San Vigilio aus kann man ein weiteres Mal eine atemberaubende Rundum-Aussicht genießen, und auch den ein oder anderen Schnappschuss der Città Alta machen. Denn das Castello liegt noch einmal oberhalb der Oberstadt. Das eigentlich unscheinbare Restaurant „Baretto di San Vigilio“ verfügt über eine wunderbare Aussichtsterrasse, ist aber dank einer Erwähnung im legendären Michelin-Guide auch entsprechend teuer.

Bergamo, Vigilio
Panoramablick vom Castello San Vigilio über die Stadt Foto: picture alliance / NurPhoto | Beata Zawrzel

Den besten Ausblick hat man vom Torre del Gombito aus

Unbedingt erwähnen muss man in auch noch die Universität von Bergamo. Diese hat in mir den dringenden Wunsch geweckt, sofort wieder Student zu werden. Die verschiedenen Fakultäten sind in diversen historischen Gebäuden, von denen manche einfach wirklich sprachlos machen, über die ganze Oberstadt verteilt. Besonders die Geisteswissenschaftliche Bibliothek an der Straße Viale delle Mura muss man mit eigenen Augen gesehen haben.

Dann ist es Zeit, zur Piazza Vecchia zurückzukehren und den Torre del Gombito zu erklimmen. Nur wer darauf angewiesen ist, sollte meiner Meinung nach den Fahrstuhl nehmen, das Treppensteigen lohnt sich wirklich. Oben erwartet einen eine herrliche Ruhe und ein 360-Grad-Panorama, das alle bisher gesehenen Ausblicke noch bei Weitem übertrifft. Gehen Sie unbedingt abends. Dann haben Sie zum einen die Chance dort oben alleine zu sein. Und einen Sonnenuntergang zu bewundern, der wirkt, als hätte ihn ein Impressionist an den Himmel gemalt. Ich konnte mich etwa eine Stunde nicht von diesem Anblick lösen und wurde, vor mich hin träumend, gleich zweimal von dem gewaltigen Klong der Kirchenglocke erschreckt.

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Günstig essen und übernachten

Im Restaurant „Il Sole“ kann man schließlich gut und günstig zu Abend essen, zum Beispiel die fast schon obligatorische Pizza, die hier in verschiedensten Varianten angeboten wird. Trinkgeld wird hier übrigens nicht erwartet, denn das schlagen viele Restaurants in Form eines sogenannten Coperto ganz von selbst auf die Rechnung mit drauf – ob der Gast nun zufrieden war oder nicht.

Wer das Glück hat, noch länger in Bergamo zu bleiben, und eine gute und erschwingliche Unterkunft sucht, der ist einer der örtlichen Jugendherbergen bestens bedient. Die Magie dieser Stadt kann man auch im Herbst oder Winter entdecken, also nutzen Sie jetzt Ihre Chance, Bergamo fast alleine für sich zu haben. Bei meinem Besuch im Januar war die Stadt noch nahezu verschont von Touristenhorden, und es schien drei Tage lang die Sonne bei gefühlten 25 Grad. Und mal ehrlich: Was gibt es Besseres, als Italiens schönsten Geheimtipp quasi exklusiv zu genießen?

Themen Italien
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