1. September 2024, 13:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer schon mal in Thailand war, kann froh sein, wenn er verschont geblieben ist – Betrugsmaschen, sogenannte „Scams“ gibt es dort vor allem in der Hauptstadt nämlich zur Genüge. Die Erfahrung von TRAVELBOOK-Autorin Julia Mähl zeigt, dass man ganz schnell in die Falle tappen kann.
Die thailändische Hauptstadt hat viel zu bieten. Nicht umsonst ist die 11-Millionen-Einwohner-Stadt eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen: Abends lockt die berühmte Khao San Road, auch bekannt als die „Straße, die niemals schläft“, mit ihren Clubs, Bars und Streetfood-Ständen, tagsüber kann man sich die Zeit mit Sightseeing vertreiben. Denn auch wenn Bangkok in vielen Teilen sehr modern ist, sind es vor allem die großen Tempel wie der Wat Pho mit seiner riesigen goldenen Buddha-Statue oder der Wat Arun mit den steilen Treppen, die die Besucher in ihren Bann ziehen.
Achtung, Betrugsmasche: Der geschlossene Königspalast
Es ist Mitte Mai 2023, als ich gemeinsam mit einer Freundin in Thailand lande. Fünf Tage Bangkok liegen vor uns, ein Zwischenstopp auf unserer Südostasienreise, bevor es weiter nach Koh Samui geht. Fünf Tage, in denen wir ganz entspannt die Stadt entdecken, Sehenswürdigkeiten besuchen und natürlich alle möglichen Gerichte ausprobieren möchten.
Nach ausgiebiger Recherche im Hotel steht dann auch endlich unser Plan: Wir wollen zum Wat Pho mit dem riesigen, liegenden Buddha und dem nahegelegenen Königspalast, auch Großer Palast genannt. Laut vielen Reiseblogs sind beide absolute Must-Sees in Bangkok. Weil unsere Unterkunft ziemlich zentral und gerade mal 30 Minuten von den beiden Sehenswürdigkeiten entfernt liegt, beschließen wir, zu Fuß zu gehen. Auf diese Weise kann man eindeutig am meisten von der Stadt sehen, da sind wir uns einig. Und in unseren fünf Bangkok-Tagen wollen wir schließlich einiges mitnehmen.
Die Tarnung: Einfach nur ein netter Englischlehrer
Es sind gerade noch zehn Minuten bis zum Königspalast, da hält uns ein Mann auf. Er stellt sich vor, fragt uns, ob wir hier Urlaub machen, und verwickelt uns in ein Gespräch. „Ich bin Englischlehrer“, erzählt er in perfektem Englisch. „Und nebenbei mache ich auch Touren für Reisende.“ Auf die Frage, woher wir kommen, reagiert er begeistert: „Ich habe auch Freunde in Deutschland!“ Als er wissen möchte, wohin wir gerade unterwegs sind, antworten wir wahrheitsgetreu, immerhin hat der Mann eine sehr freundliche, einnehmende Art. Doch seine Antwort überrascht uns. „Der Große Palast ist heute leider geschlossen“, verkündet er mit entschuldigender Miene. „Das liegt am großen Nationalfeiertag, der heute stattfindet.“ Damit haben wir nicht gerechnet – man sieht uns die Enttäuschung und die damit verbundene Unsicherheit an.
Die Lösung: Eine vermeintlich gute Alternative
Doch keine Sorge – als ob es ihm gerade eingefallen wäre, eröffnet uns der Mann eine, wie es scheint, gelungene Ersatz-Idee: Er kenne jemanden, der tolle Bootstouren organisiere, direkt auf dem Chao Phraya, der Fluss, der die Stadt in zwei Hälften teilt. Von dort aus könne man die ganzen Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus sehen, außerdem sei man so fernab der Touristenmassen, denn nicht jeder kenne diese Möglichkeit. Was das koste, wollen wir wissen und der Mann nennt uns einen lächerlichen Preis von gerade mal 200 Baht (umgerechnet etwas mehr als fünf Euro) – für beide! Wir sollen einfach ein Tuk-Tuk nehmen, den Weg würde er dem Fahrer erklären. Und noch bevor wir nachdenken können, pfeift er schon nach dem nächsten Fahrer, der sogleich neben uns anhält.
Betrugsmaschen in Thailand – immer wachsam bleiben
An dieser Stelle muss ich meiner Freundin danken: Hätte sie nicht im letzten Moment die Reißleine gezogen, wäre ich mit Sicherheit eingestiegen und mit voller Wucht in die Betrugsfalle gelaufen. Doch sie wird skeptisch, ihr geht das alles zu schnell. Nach einem kurzen Hin und Her – ich bin immer noch der Meinung, das sei eine gute Alternative – entscheiden wir uns aber dagegen. Wir lassen den Mann und den Tuk-Tuk-Fahrer stehen. Beide wirken auf einmal gar nicht mehr so freundlich.
Dass wir aber tatsächlich nur haarscharf einer fiesen Masche entkommen sind, merken wir zehn Minuten später, als sich der Große Palast vor uns erstreckt: geöffnet, voller Touristen und natürlich ohne Nationalfeiertag.
Schon viele sind in die Falle getappt
Als wir am Abend zurück im Hotel sind, mache ich mich auf die Recherche und stoße nach kurzer Zeit auf mehrere Seiten, die die gängigsten Betrugsmaschen in Thailand und speziell in Bangkok auflisten. Und da entdecke ich ihn: den Scam mit dem geschlossenen Königspalast. Wir sind also nicht die ersten, die (fast) darauf hineingefallen sind. Und so lesen wir von Abläufen, die unserem nahezu aufs Haar gleichen – nur gefolgt von Fahrten mit dem Tuk-Tuk, die zwar wirklich zu einem Schiff führen, dort werden dann aber auf einmal teurer Schmuck oder Edelsteine angeboten, die man kaufen muss. Tut man das nicht, hat man es nur schwer, das Boot wieder zu verlassen, wenn man nicht unbedingt im Chao Phraya baden gehen möchte. Oder man wird direkt zu einem Schneider oder Juwelier gefahren und dort so lange bedrängt, bis man auch hier deutlich mehr Geld ausgibt als gewollt.
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Die bekanntesten Betrugsmaschen in Thailand
Tuk-Tuk-Betrug
Betrugsmaschen wie diese sind in Thailand recht typisch und keine Seltenheit: Neben „unserem“ Scam sollte man allgemein wachsam sein, sobald etwas sehr günstig, gratis oder aus reiner Nettigkeit angeboten wird – wie zum Beispiel eine besonders preiswerte Tuk-Tuk-Rundfahrt. Auch hier wurden schon viele im Anschluss zu Juwelieren oder Schneidereien gebracht. Wer sich das Ganze mal anschauen möchte: Der Journalist Peter Giesel hat in seinem TV-Format „Achtung Abzocke“ auf Kabel Eins eine dieser Betrugsmaschen thematisiert.
Ping-Pong-Shows
Auch hinter den berühmt-berüchtigten Ping-Pong-Shows verstecken sich oft Scams: Vermeintlich nette Promoter locken die Bangkok-Urlauber in die Rotlicht-Bars, unter dem Vorwand, es gebe günstige Drinks für 100 Baht (circa 2,50 Euro) und die Show gratis dazu. Nicht selten hat man am Ende dann aber mehrere 1000 Baht auf der Rechnung, die man vor dem Verlassen der Bar bezahlen muss.
Fehlendes Taxometer
Auch bei Taxis sollte man aufpassen. Viele Taxifahrer nutzen kein Taxometer, sondern nennen am Ende einen horrend hohen Preis, der so mit Sicherheit nicht vereinbart war. Deswegen lohnt es sich in Thailand – oder Südostasien allgemein – auf Anbieter wie „Grab“ und „Uber“ umzusteigen. Hier müssen die Fahrer sich verifizieren und die Fahrten werden via App bezahl. So ist man ist vor bösen Überraschungen sicher.
Mein Fazit: Bitte nicht in Panik verfallen. Auch wenn dieser Text im ersten Moment anders klingt, möchte ich doch zum Abschluss sagen: Ja, Vorsicht lohnt sich und wer sich im Vorhinein über die bekanntesten Betrugsmaschen in Thailand schlau macht, macht damit sicherlich keinen Fehler. Trotzdem möchte nicht jeder einen über den Tisch ziehen und nicht jede Hilfe ist gleich ein Betrugsversuch. Ich habe während meiner Zeit in Südostasien, vor allem in Thailand, sehr viele nette Menschen kennengelernt und tolle Erfahrungen gemacht. In erster Linie sollte man während dem Urlaub also dennoch Spaß haben – wenn auch mit einem wachsamen Auge.