25. Februar 2024, 7:11 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Bonito ist stellenweise fast schon unwirklich schön. Doch die brasilianische Stadt kann noch einiges mehr – und war deshalb unter den Nominierten für das „beste Abenteuer-Reiseziel“ beim TRAVELBOOK AWARD 2023. Nuno Alves erklärt, was den Ort und vor allem die gesamte Umgebung so außergewöhnlich für einen Aktiv-Urlaub macht.
Am 11. Oktober 2023 wurde in Berlin zum zweiten Mal der TRAVELBOOK AWARD, Deutschlands größte Verleihung der Tourismusbranche, verliehen. Eine der fünf Kategorien: das „beste Reiseziel für einen Abenteuerurlaub“. Neben dem Sieger Big Island (Hawaii, USA), dem Hwange-Nationalpark (Simbabwe), den Albanischen Alpen und Wadi Mujib (Jordanien) zählte auch Bonito in Brasilien zu den Nominierten. Zurecht! Ich war selbst einmal an dem Ort, der außerhalb Südamerikas noch immer ein Geheimtipp ist.
Übersicht
Bonito ist außerhalb Brasiliens noch immer ein Geheimtipp
Der Amazonas, die Wasserfälle von Iguacú, Rio, die Strände im Nordosten – das verbinden Menschen mit Brasilien. Aber Bonito im Südwesten? Das kennen erstaunlicherweise nur wenige Menschen in Deutschland und Europa. Dabei ist der Ort wahrlich ein kleines Paradies fernab der brasilianischen Küste.
Bonito – das bedeutet übersetzt: schön. Und es erzeugt sofort eine Erwartung. Wer jedoch nach einer umständlichen Anreise – via Campo Grande, von dort dann noch fünf Stunden mit dem Bus – in dem Städtchen, das sich Bonito nennt, ankommt, ist erst mal enttäuscht. Ein verwaister Platz mit Fischskulpturen, eine lange Straße, links und rechts ein- bis zweistöckige Häuser, ein Supermarkt, Imbissbuden, Restaurants und überall Pousadas, Pensionen, und Mini-Malls. Das soll der Ort sein, von dem so viele Brasilianer stolz berichten?
Statt an ein Paradies erinnert die 23.000-Einwohner-Gemeinde in Mato Grosso do Sul an der Grenze zum Feuchtgebiet Pantanal (Unesco-Welterbe) an so viele andere junge Städte Brasiliens. Historische Gebäude oder einen richtigen Ortskern? Fehlanzeige! Kein Wunder, hat Bonito seine Anfänge doch um das Jahr 1869 herum und entstand aus einem Wohngebiet auf einer Fazenda, einer Farm.
Bonito selbst sei nicht sehenswert, wie man auch schnell von den Bewohnern selbst erfährt. Es dient lediglich als Startpunkt für die vielen organisierten Tagesausflüge, und natürlich zum Übernachten. Die Hotels und Pousadas sind es auch, die das Buchen der verschiedenen Exkursionen übernehmen.
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Was in Bonito auf dem Programm stehen sollte
Wer also in Bonito ankommt, sollte – sofern nicht schon vorher erledigt – die nächsten Tage durchplanen. In den Unterkünften erfährt man, welche Touren angeboten werden und welche sich für wen eignen. Wichtig zu wissen ist, dass nicht jeden Tag alles auf dem Plan steht. Das liegt u. a. daran, dass je nach Aktivität nur eine begrenzte Anzahl an Personen erlaubt ist, um das Ökosystem zu schützen. Insgesamt stehen für die wichtigsten Attraktionen und Aktivitäten um die 40 unterschiedlichen Touren auf dem Programm, von denen einige auch ganztägig sind. Die Preise sind abhängig von der Saison und liegen zwischen umgerechnet 30 und 60 Euro. Besondere Programmpunkte wie Abismo de Anhumas mit Abseilen und Schnorcheln sind mit rund 250 Euro entsprechend teurer.
5 mögliche Aktivitäten in Bonito
- Flussschnorcheln
- Papageien in freier Wildbahn erleben
- Wasserfälle
- Höhlen erkunden
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Öko- statt Massentourismus
Wie bereits erwähnt, ist die Zahl der Teilnehmer an den Ausflügen reglementiert. Bonito hat schon früh auf Ökotourismus gesetzt und setzt Umweltschutz auch recht konsequent um. Was wäre Bonito auch ohne seine Natur? Die Region lebt vom Tourismus, der die wichtigste Einnahmequelle darstellt. Die Menschen im Ort wissen, dass ihre Zukunft davon abhängt, dass die Naturparadiese erhalten bleiben. Massentourismus ist nicht erwünscht. Entsprechend sind bei den meisten Touren nur um die acht bis zwölf Personen erlaubt, die von ortskundigen Guides begleitet werden. Sie achten auch darauf, dass bei den Wanderungen durch den Urwald kein Müll liegen bleibt.
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Hier liegt Bonito
5 Attraktionen in Bonito
1. Schnorcheln
Die Gewässer um Bonito sind von einer derartigen Sauberkeit, dass mitunter Sichtweiten bis zu 80 Meter möglich sind. Wer das Schnorcheln gebucht hat, erhält am Startpunkt Neopren-Anzug, Flossen, ggf. Schwimmweste, Taucherbrille und Schnorchel (im Preis inbegriffen). Im glasklaren Wasser muss man sich dann, nach einer kurzen Einweisung, einfach nur treiben lassen, und das kilometerweit. Unterwegs begegnet man unzähligen Fischen: Dourados, Pacús, Piraputangas, Carás. Wer einmal davon geträumt hat, in einem liebevoll gestalteten Riesen-Aquarium zu schwimmen – hier wird der Traum Wirklichkeit.
Tipp: der Rio Sucuri und der Rio da Prata gehören zu den schönsten und klarsten Flüssen und eignen sich am besten für eine solche Schnorcheltour.
2. Wasserfälle
In vielen Gewässern um Bonito haben sich natürliche Lagunen gebildet. Vielerorts findet man wie in die Landschaft gemalte Wasserfälle, die kein Erlebnisbad-Innenarchitekt hätte schöner gestalten können. Durch sie durchschwimmen, sich von der Wasserkraft massieren lassen, von Urwaldklippen in die Naturpools springen – alles möglich.
Tipp: Im Parque das Cachoeiras (Park der Wasserfälle) können Sie sechs Kaskaden auf einmal bewundern und in den natürlichen Pools entspannen.
3. Höhlen
Die bekannteste Höhle ist die Gruta do Lago Azul (Höhle des blauen Sees). Nach einem etwas mühsamen Abstieg offenbart sich unten ein kleiner See mit glasklarem Wasser. Je nach Lichteinfall zeigt sich die Lagune dann in strahlendem Blau, weswegen die Besuche meist morgens stattfinden sollten.
Tipp: Abenteuerlustige können sich im Abismo Anhumas 72 Meter in die Tiefe abseilen. Unten wartet dann ein kristallklarer See. Die Höhle gilt weltweit als eine der schönsten überhaupt. Wer einen Taucherschein besitzt, kann den See unter Wasser erkunden, mit Sichtweiten von bis zu 80 Metern. Ansonsten steht auch kleines Boot für eine Mini-Tour zur Verfügung.
4. Die bunte Tierwelt
Ob unter Wasser oder an Land: Überall begegnet man wilden Tieren. Äffchen sitzen in den Bäumen, Tukane hoffen darauf, ein paar Nüsse zu bekommen, hier und da watet ein Tapir durchs Wasser. Und manchmal bekommt man, vor allem bei Reisen hinein ins Pantanal, auch Sucuris (Anacondas) oder Kaimane zu sehen. Keine Angst: Die Tiere sind so scheu, dass sie vor Menschen flüchten.
Tipp: Im Buraco das Araras (Loch der Aras), einer riesigen Doline (105 Meter tief, 295 Meter Durchmesser), leben zahlreiche der seltenen Papageien, die man in Paaren von ihren Nistplätzen an der Steilwand zu den Bäumen drumherum fliegen sieht. Absolut empfehlenswert!
Bonito ist bekannt für Kaiman-Fleisch
Vegetarier und Veganer sollten hier nicht weiterlesen! Bonito ist bekannt für eine hierzulande eher ungewöhnliche Spezialität: Kaiman-Fleisch aus entsprechender Zucht. Restaurants bieten es in zahlreichen Formen an, als Filet, in einer Paella, am Spieß. Ich habe vor Ort einen Kaiman-Burger ausprobiert. Anfangs noch skeptisch, musste ich allerdings feststellen, wie gut das sehr zarte Fleisch schmeckt. Es erinnert ein wenig an Fisch und Hühnchen zugleich. Wer damit nichts anfangen, kann als Alternative andere Delikatessen ausprobieren: z. B. Caldo de Piranha, eine Suppe aus Piranha-Köpfen und Gemüse, oder Arroz Carreteiro, ein Reis mit Bohnen, Dörrfleisch.
Fazit zu Bonito in Brasilien
Obwohl in Brasilien längst als eines der schönsten Reiseziele bekannt, ist Bonito außerhalb des Landes noch immer ein Geheimtipp. Dabei bietet die Region genau das, was sich viele Urlauber erhoffen: Abenteuer, Nähe zu einer atemberaubenden Natur, Exotik und ein nachhaltiges Tourismuskonzept. Durch die gute Organisation der Touren und die sehr gute Sicherheit ist Bonito auch besonders für Brasilien-Reisende geeignet, die sich sonst schwertun, in dem riesigen Land den Überblick zu behalten.
Bonito – der schönste Fleck der Erde? Vielleicht nicht der schönste, aber ein sehr schöner allemal.