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Von Menschen geschaffen?

Die „Bosnischen Pyramiden“ und ihr Geheimnis

Pyramiden
Handelt es sich bei diesen Formationen in der bosnischen Kleinstadt Visoko um menschengemachte Pyramiden? Seit 2005 tobt ein beispielloser Hype um den Ort Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

27. April 2024, 15:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In Bosnien und Herzegowina finden sich nahe der Kleinstadt Visoko mehrere bewaldete Formationen, um die es seit 2005 einen beispiellosen Hype gibt. Denn manche Stimmen behaupten, dass es sich hierbei um die ältesten jemals von Menschenhand geschaffenen Pyramiden handelt. Demnach könnten sie bis zu 25.000 Jahre alt sein, sagen Unterstützer der Theorie. Einige behaupten sogar, sie wären ein kosmisches Kommunikations-Instrument. Geologen aber haben für die „Bosnischen Pyramiden“ eine andere Erklärung.

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Seit 2005 ist in der kleinen Stadt Visoko in Bosnien und Herzegowina nichts mehr, wie es einmal war: Seit mittlerweile fast 20 Jahren reisen jedes Jahr zehntausende Menschen in den Ort, um eines der geheimnisvollsten Phänomene auf dem europäischen Kontinent zu bestaunen. Augenscheinlich handelt es sich dabei um nichts weiter als bewaldete Berge. Diese erinnern in ihrer Form jedoch auffällig an Pyramiden. Und genau das seien sie auch, sagen manche. Aber nicht irgendwelche, sondern nicht weniger als die ältesten Pyramiden auf der ganzen Welt.

Unterstützer der Theorie behaupten sogar, die Berg-Pyramiden von Bosnien seien unglaubliche 25.000 Jahre alt – und damit mehr als 20.000 Jahre älter als die weltberühmten Pyramiden in Ägypten. Das berichtet unter anderem der Discovery Channel. Doch wer könnte zu dieser archaischen Zeit Bauwerke von derart gigantischen Ausmaßen erschaffen haben? Der Hype um die mutmaßlichen Pyramiden existiert seit eben 2005, als der bosnische Autor und selbsternannte Archäologe Semir Osmanagić die Weltöffentlichkeit erstmals auf die ungewöhnlichen Formationen aufmerksam machte.

Kosmisches Kommunikationssystem?

Pyramiden
Riesige Touristenattraktion: Die vermeintlichen Pyramiden locken jedes Jahr hunderttausende Besucher an Foto: AFP via Getty Images

Ausgrabungen und dabei gefundene Artefakte sowie geologische Analysen legten nahe, dass es rund um die Strukturen menschliche Aktivität gegeben habe, so Osmanagić. Er behauptete auch, die Pyramiden seien eigentlich hochentwickelte Kommunikationssysteme, die Energiewellen zehnmillionenfach schneller aussenden könnten als mit Lichtgeschwindigkeit. Es handele sich dabei um eine Art kosmisches Internet. Viele Wissenschaftler bezweifeln diese wilden Theorien allerdings. So gäbe es laut zahlreichen Archäologen und Geologen keinerlei Beweise, dass die Pyramiden menschengemacht seien.

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Vor allem hätten sich bislang nirgends auf dem europäischen Kontinent Spuren einer Zivilisation finden lassen, die zum Bau derartiger Werke überhaupt in der Lage gewesen wäre. Auch weltweit dürfte es eine solche vor 25.000 Jahren noch nicht gegeben haben. Demnach handle es sich vielmehr um natürliche Berge, über einen gewaltigen Zeitraum durch Erosion und geologische Prozesse geformt. Das ficht jedoch Anhänger der Pyramiden-Theorie nicht an, im Gegenteil. So behaupten manche Hardliner gar, bei den Formationen handele es sich um Überreste des sagenumwobenen Atlantis. Andere wieder meinen, nur Außerirdische könnten solche Wunderbauten erschaffen haben.

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Umstrittener Touristenmagnet

Den Bewohnern von Visoko jedenfalls dürften diese hitzigen Debatten gefallen, denn die Aufmerksamkeit hat seit 2005 zahllose Besucher und einiges Geld in den Ort gespült. Laut SWR gibt es überall in der Stadt mittlerweile Pyramiden-Restaurants, verkaufen etliche Händler Souvenirs wie angeblich heilkräftiges Pyramiden-Gestein. Über einen unterirdischen Tunnel können Besucher sogar einen der Berge betreten, der heute allgemein als Sonnen-Pyramide bekannt ist. Entdecker Osmanagić betreibt zudem ein Museum. Kurz gesagt, das Mysterium hat die Wirtschaft der kleinen Stadt erheblich angekurbelt. Alleine zwischen 2005 und 2009 kamen dem Smithsonian Magazine zufolge 400.000 Besucher.

Demnach seien die Formationen für viele Bosnier mehr als nur ein Hype, sondern ein Symbol für eine bessere Zukunft für ihr auch heute noch von ethnischen Konflikten zerrissenes Land. Mehrere hochrangige einheimische Politiker zeigten sich in der Vergangenheit als Pyramiden-Fans, Medien weltweit berichteten über das Phänomen. 2006 kam auch der damalige Premierminister von Malaysia zu Besuch, eine von Osmanagić gegründete Stiftung sammelte Hunderttausende von Dollar. Der Pyramiden-Wahn ging sogar so weit, dass Zweifler an der beliebten Theorie angefeindet und körperlich angegriffen wurden.

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Der Erfolg ließ Osmanagić behaupten, 2009 auch in Serbien neue vermeintliche Pyramiden entdeckt zu haben. 2022 sorgte Visoko erneut für Schlagzeilen, als Tennis-Ass Novak Djokovic dort ein Sport-Center eröffnete. Der Athlet ist ein fester Anhänger der Pyramiden-Theorie und besucht die Kleinstadt regelmäßig. „Für mich ist das einer der mächtigsten Energie-Orte auf der Welt“, sagte er der Agentur Reuters. „Er erfüllt mich mit Kraft für neue Herausforderungen im Sport wie im Leben.“ Ob man nun selbst an die vermeintlich ältesten Pyramiden der Welt glauben möchte oder nicht – ein ganz besonderer Ort ist Visoko in Bosnien allemal.

Themen Europa
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