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Viel mehr als Bier und Braukunst

Ein Trip in Südböhmens charmante Stadt Budweis

Der zentrale Markplatz von Budweis im Abendlicht
Blick über die Altstadt von Budweis und den Přemysl-Otakara-II.-Platz Foto: Getty Images
Anna Löhlein
Anna Löhlein Freie TRAVELBOOK-Autorin

9. Dezember 2024, 6:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Zugegeben: Das Wort Budweis weckt bei vielen eher den Gedanken an ein kühles Bier als an einen Städtetrip. Doch Budweis, die tschechische Kulturhauptstadt 2028, hat weit mehr zu bieten als die berühmte Brauerei. Bei einem Spaziergang durch die malerische Altstadt erlebte TRAVELBOOK-Autorin Anna Löhlein Geschichte, Architektur und Natur in einer fast märchenhaften Atmosphäre.

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Von meinem Hotel aus ist es nur ein Katzensprung ins pulsierende Herz der Altstadt von Budweis, den Přemysl-Otakara-II.-Platz. Der fast quadratische Platz ist mit über einem Hektar einer der größten Marktplätze Europas. Er wird von 48 farbenfrohen Barock- und Renaissancehäusern mit Bogengängen gesäumt, die früher von Adligen und reichen Bürgern bewohnt waren. Genau in seiner Mitte thront der barocke Samson-Brunnen. Auf stolzen 17 Metern Durchmesser zeigt das Meisterwerk aus dem 18. Jahrhundert die Figur des legendären Helden Samson im Kampf gegen Löwen und wird vom Wasser der nahen Moldau gespeist.

Der Přemysl-Otakara-II.-Platz ist der ideale Ausgangspunkt für eine Stadttour. Denn im Rathaus, einem ebenfalls barocken Bau mit drei Türmen sowie zahlreichen Figuren und Ornamenten, befindet sich die – sowohl an Material als auch an Personal bestens ausgestattete – Touristeninformation. Und da sich im Rathaus auch das Standesamt der Stadt befindet, wird man während seines Besuchs in Budweis mindestens einmal Zeuge einer sich um den Platz hupenden Hochzeitsgesellschaft.

Der Samsonbrunnen am Hauptplatz von Budweis
Der Samsonbrunnen am Hauptplatz von Budweis Foto: Getty Images

Erfrischende Dusche und eine düstere Legende

Auch sonst ist der Platz rund ums Jahr Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische. Denn hier finden diverse Veranstaltungen wie Kunstausstellungen, Konzerte oder Märkte statt. Bei meinem Besuch im Hochsommer habe ich mich besonders über die Sprühnebelduschen gefreut, die Abkühlung in der Hitze boten.

Mystisch und weniger erfrischend ist der Irr-Stein. Der letzte erhaltene der ursprünglichen Pflastersteine des Marktplatzes birgt ein gruseliges Geheimnis. Der Legende nach soll genau an dieser Stelle einst eine Gruppe junger Verschwörer hingerichtet worden sein. Seitdem gilt: Wer nach 22 Uhr über diesen Stein läuft, verliert die Orientierung und wird die ganze Nacht durch die Stadt irren. Ich selbst habe es lieber nicht ausprobiert.

Der Irr-Stein ist der letzte erhaltene der ursprünglichen Pflastersteine des Marktplatzes
Der Irr-Stein ist der letzte erhaltene der ursprünglichen Pflastersteine des Marktplatzes Foto: picture alliance / Robert Kalb / picturedesk.com

Der beste Blick über Budweis

Wenige Schritte Richtung Norden führen zum Schwarzen Turm, einem weiteren Wahrzeichen von Budweis. Über 225 Stufen erklimmt man den 72 Meter hohen gotischen Glockenturm, vorbei an sechs imposanten Glocken. Ein kleines bisschen Schwindelfreiheit sollte man für die Besteigung mitbringen, denn das Treppenhaus besteht aus 500 Jahre altem Holzgebälk, welches immer mal wieder den Blick durch die Stufen hinab in die Tiefe freigibt. In 46 Metern Höhe auf der Aussichtsplattform angekommen, schweift der Blick über die Dächer der Stadt und weit darüber hinaus.

In der Ferne kann man die Gebäude und Schornsteine der Budweiser Budvar Brauerei sehen, die Moldau schlängelt sich durchs Umland. Der Turmwart weiß einiges über die Geschichte und die damaligen Bewohner des Turmes zu berichten. Er führt auch einen kleinen feinen Souvenir-Shop hoch oben im Wohnzimmer der damaligen Türmer-Familien.

Blick über die Altstadt von Budweis
Blick über die Altstadt von Budweis Foto: Anna Löhlein

Nach dem Abstieg bietet sich ein kurzer Besuch in der Kathedrale St. Nikolaus an, die sich direkt neben dem Schwarzen Turm befindet. Ihre baulichen Wurzeln reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Ihre schlichte helle Fassade lässt von außen das überraschend prachtvolle Innere mit Orgel, Seitenaltar und Kathedra (Bischofsstuhl) kaum erahnen.

Kleine Stärkung in der Tschechischen Straße

Nach den vielen Stufen schlenderte ich nun entlang der Tschechischen Straße, einer historischen Handelsstraße. Heute ist diese eine beliebte und belebte Fußgängerzone mit Cafés, kleinen Läden und traditionellen Bäckereien – hier stärke ich mich mit einem Koláč, einem süßen Hefeteilchen mit Mohnfüllung. Es gibt diese Spezialität auch mit Quark oder Pflaumenmus, doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie machen auf köstliche Weise satt!

Mein Rundgang führt weiter zum Mühlengraben, einem Teil des idyllischen Kanals, welcher die Altstadt umgibt. Hier folge ich dem Grünstreifen, um etwas weiter über eine kleine Brücke in die Altstadt zurückzukehren. Nächstes Ziel: Der Piaristenplatz mit dem Dominikanerkloster, gegründet im 13. Jahrhundert. Der dazugehörige, etwas versteckte Statuengarten ist eine wahre Ruheoase, im Sommer gibt es hier Kaffee und Eis. Inmitten der barocken Skulpturen ist dies ein perfekter Ort, um eine kleine Auszeit vom Trubel der Stadt einzulegen.

Durch das Salztor raus ins Grüne

Schließlich steht noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: das mittelalterliche Salztor Solní branka. Der unscheinbare, flache Rundbogen in der ehemaligen Stadtmauer diente einst als Stadttor und Durchgang für Waren wie Salz und Getreide und erinnert an die Zeit, als Budweis ein bedeutendes Handelszentrum war. Heute ist das Salztor der Übergang von der Altstadt zur Flusslandschaft der Moldau und der grünen Umgebung von Budweis mit ihren Wasserwegen.

Nur wenige Meter am Ufer entlang bietet der Zusammenfluss von Moldau und Maltsch ein besonders schönes Bild. Hier wird klar, weshalb die gesamte Region eine lange Wassersporttradition pflegt. Wer ein paar Tage länger in der Stadt verbringt, sollte unbedingt Zeit einplanen, um sich ein Kanu, Kajak oder Stand-up-Paddle-Board zu mieten und die Umgebung vom Fluss aus zu erkunden.

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Ein Budvar muss es aber nun endlich sein

An dieser Stelle beende ich meinen Stadtrundgang und schlendere wieder Richtung Zentrum. An jeder Ecke zeigen sich in Budweis kleine Überraschungen oder Geheimnisse, wie Statuen, Straßenkunst oder alte Malereien, die in den typischen Arkaden der Stadt an manchen Stellen unter abblätternder Farbe hervorschauen.

Zurück am Platz runde ich meine Tour in einem der Cafés mit einer weiteren tschechischen Spezialität ab: Buchteln in Vanille-Rum-Soße. Und dann legt sich die Dämmerung über die Stadt, der Přemysl-Otakara-II.-Platz wird beleuchtet und erstrahlt in atmosphärischem Glanz – da macht es endlich: Plopp! Mit einem Budvar stoße ich am Ende des Tages auf diese überraschend wundervolle Stadt an. „Na zdraví, Budweis!“

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Last but not least – ein Blick auf die Brautradition

Natürlich wäre kein Besuch in Budweis vollständig ohne einen Blick auf die Brautradition. Neben der weltberühmten Brauerei Budweiser Budvar gibt es noch mehrere weitere Brauereien, die die traditionelle Braukunst meisterlich beherrschen und damit einen großen Teil zur kulturellen Vielfalt und dem Ruhm, der Stadt beitragen.

Themen Europa Tschechien
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