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Dieser Mann regiert den Ballermann

Bürgermeister von Palma de Mallorca über Sauftourismus: „So etwas akzeptieren wir nicht!“

Interview Bürgermeister Palma de Mallorca
Jaime Martínez (im Bild), der Bürgermeister von Palma de Mallorca, möchte gegen den Sauftourismus vor Ort vorgehen (Foto: Getty Images, Ajuntament de Palma - Collage TRAVELBOOK) Foto: Ajuntament de Palma; Getty Images (Collage: TRAVELBOOK)

18. März 2024, 12:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Sommer, Sonne, Ballermann – viele verbinden Palma de Mallorca mit Saufexzessen und Partytouristen. Ganz zum Unmut der Anwohner und Behörden der beliebtesten Baleareninsel der Deutschen. Deswegen soll nun gegen das unliebsame Verhalten vorgegangen werden. Vor allem der Bürgermeister von Palma setzt sich für ein Umdenken der Menschen ein. TRAVELBOOK hat ein exklusives Interview mit dem Mann geführt, der den Ballermann regiert und erfahren, wie er gegen den Sauftourismus auf Mallorca vorgehen möchte.

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Seit dem 17.06.2023 ist Jaime Martínez von der Spanischen Volkspartei der neue Bürgermeister von Palma de Mallorca. „Helft mir, den Bürgern zu helfen“ war laut der „Mallorcazeitung“ sein erster Appell nach Amtsantritt an die restlichen Parteien im Rathaus. Mithilfe von härteren Strafen und Benimmregeln möchte er gegen den Sauftourismus auf Mallorca vorgehen und für ein Umdenken der Leute sorgen.

TRAVELBOOK: Als Bürgermeister von Palma de Mallorca können Sie beim Tourismus auf ein sehr gutes Jahr 2023 zurückblicken. Wird 2024 noch besser?
Jaime Martínez:
„Im vergangenen Jahr haben wir wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht und wir erwarten noch dieses Jahr ein beträchtliches Wachstum, sowohl bei Individual- als auch Pauschalreisen. Wir beobachten zudem eine Entzerrung: Früher war die Saison stärker auf die Monate Juli, August und September konzentriert, verteilt sich nun etwas mehr auf Februar, März und auch November. Im Januar dieses Jahres konnten wir 12 Prozent mehr Besucher verzeichnen.“

Einige Städte wie etwa Venedig, Barcelona oder Lissabon erheben bereits Gebühren für Kreuzfahrttouristen. Wäre so etwas auch für Palma de Mallorca denkbar? Immerhin kamen 2023 fast zwei Millionen mit Kreuzfahrtschiffen …
„Das ist eine Frage, die nicht in meine Zuständigkeit fällt. Soweit ich weiß, ist keine Gebühr in Planung. Zurzeit haben wir eine Obergrenze von drei Kreuzfahrtschiffen, die pro Tag in Palma anlegen dürfen. Wir in der Verwaltung arbeiten zurzeit daran, dass diese Kreuzfahrtschiffe nicht nur einen Zwischenstopp hier einlegen, sondern ihre Basis in Palma haben. Unsere Hoffnung ist, dass die Touristen dann auch länger bleiben und unser Angebot nutzen.“

Ein Großteil der Urlauber kam vergangenes Jahr aus Deutschland. Wollen Sie diese Zahl erhöhen oder die Abhängigkeit lieber reduzieren?
„Der deutsche Tourist ist für uns prioritär. Deutschland ist für uns der wichtigste Markt, und darum haben wir auch ein Interesse daran, dass er weiterhin wächst – sowohl bei den organisierten als auch individuell unternommenen Reisen. Wir möchten, dass sich Urlauber aus Deutschland bei uns zu Hause fühlen und wollen daher besser verstehen, was sie sich wünschen. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit dem, was wir bieten, bereits vieles abdecken: Kultur, Sport und insgesamt ein Angebot, das den Umweltaspekt betont.“

Nun gibt es auf Mallorca leider auch den sogenannten „Sauftourismus“. Stechen die Deutschen da hervor?
„Nein, das ist kein deutsches Problem. Ein ungebührliches Verhalten ist nicht auf eine Gruppe zurückzuführen, sondern immer auf Einzelpersonen. Es handelt sich um eine kleine Minderheit, doch klar ist auch: So etwas akzeptieren wir nicht! Wir wissen genau, wo die Probleme liegen und werden entsprechend gezielt dagegen vorgehen. Es gibt Regeln – und diese müssen eingehalten werden. Auch die Mehrheit der deutschen Touristen leidet unter einem solchen Verhalten. Die meisten möchten sich bei uns ausruhen und mit der Familie den Strand genießen. Wenn wir von der Playa de Palma reden, möchten wir in erster Linie einen Qualitätstourismus anbieten. Und der basiert auf Respekt, der von Reiseveranstaltern, Individualreisenden und Anwohnern gleichermaßen gewünscht wird.“

2017 hat einer ihrer Amtsvorgänger, Antoni Noguera, die Sauftouristen als „Abschaum“ bezeichnet, der an der Playa de Palma nicht willkommen sei. Würden Sie dieser Aussage heute zustimmen?
„Was wir uns wünschen, ist Respekt. Respekt gegenüber den Anwohnern und anderen Deutschen, die an der Playa de Palma ihren Urlaub genießen möchten. Wer auch immer sich nicht an die Regeln hält – seien es Touristen oder Einwohner –, muss wissen, dass wir dagegen vorgehen werden. Wir arbeiten an einer neuen Stadtverordnung, die bald in Kraft treten wird, und die wir auch mit der Polizei durchsetzen werden. Es ist unsere Pflicht, dass der deutsche Tourist bei uns das bekommt, was er sucht: Ruhe, Kultur, Sport, Natur und Gastronomie.“

Gibt es etwas, das Sie sich seitens der Deutschen wünschen würden, um das Problem des „Sauftourismus“ anzugehen?
„Man sollte in Deutschland darlegen, wie es wirklich ist. Wir haben 32.000 Hotelbetten an der Playa de Palma und es handelt sich, wie ich bereits gesagt habe, nur um eine kleine Minderheit, die ein solches Verhalten an den Tag legt. Dennoch haben diese Touristen einen sehr großen Einfluss auf das Image von Playa de Palma.“

Sauftourismus Palma de Mallorca Interview Bürgermeister
Jaime Martínez mit Yannic Stock, Karoline Schweers und Nuno Alves von TRAVELBOOK Foto: TRAVELBOOK

Das ändert sich auch nicht von einem Tag auf den anderen …
„Vor zehn oder zwölf Jahren hatten wir mehrheitlich noch Drei-Sterne-Hotels. Heute haben die meisten vier oder fünf Sterne. Die Qualität ist erheblich gestiegen. Die Modernisierung und die Verbesserung des Angebotes in den Bereichen Sport, Kultur und Gastronomie sind offensichtlich. Es ist vielfältiger und höherwertiger.“

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Die spanische Polizei wurde vergangenes Jahr von deutschen Beamten unterstützt. Wissen Sie, ob das auch in diesem Jahr geplant ist?
„Die Angelegenheiten der staatlichen Sicherheitskräfte liegen außerhalb meiner Kompetenzen. Wir arbeiten eng mit der örtlichen Polizei zusammen, um ihre Präsenz weiter auszubauen und zu stärken. Ich bin der festen Ansicht, dass dies die beste Vorsorge ist, um Schlimmeres zu verhindern. Auch diesen Sommer wird die Zusammenarbeit mit der nationalen Polizei und ausländischen, darunter auch deutschen, Polizeibeamten fortgeführt. Bald werden wir wissen, mit wie viel Unterstützung wir dieses Jahr rechnen können.“

Die Stadtverordnung sieht bei drastischen Vergehen aktuell Strafen von bis zu 3000 Euro vor. Ist eine weitere Verschärfung denkbar, sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen?
„Natürlich hoffe ich, dass wir an der Playa de Palma nicht zu noch drastischeren Mitteln greifen müssen. Wir wissen, dass die Durchsetzung der Regeln keine leichte Aufgabe ist, weil sich Dinge nicht von einem Tag auf den anderen ändern. Das muss nun von Saison zu Saison geschehen. Dieser Sommer wird aber bereits zeigen, inwieweit die Maßnahmen effektiv sind, also die verstärkte Polizeipräsenz und die mit der neuen Stadtverordnung geltenden verschärften Regeln. Danach prüfen wir, ob wir nachbessern müssen.“

Themen Europa Mallorca
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