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Zwischen Jetset und Bettenhochburgen

Die Costa del Sol ist Spaniens umstrittene Urlaubsregion

Costa del Sol
Der Jachthafen in Marbella an der Costa del Sol Foto: Getty Images
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

22. Januar 2025, 10:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Costa del Sol in Andalusien an der Mittelmeerküste zählt zu den schillerndsten, aber auch umstrittensten Urlaubsregionen Spaniens. Wo Anfang der 1960er-Jahre noch Elizabeth Taylor und Richard Burton in romantischer Fischerdorf-Umgebung urlaubten, entstand längst eine Vielzahl von großen Ferienzentren und Bettenhochburgen. Und noch immer mischt die italienische Mafia hier kräftig mit.

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Mehr als 125 Strände, verteilt auf rund 160 Kilometern Länge und 320 Sonnentage im Jahr machen die Costa del Sol zu einer der beliebtesten Urlaubsregionen Spaniens. Knapp 14,4 Millionen Touristen besuchten laut der spanischen Zeitung „Sur“ die Costa del Sol allein im Jahr 2024 – mehr als je zuvor in der Geschichte. Die meisten ausländischen Besucher kamen aus Großbritannien, gefolgt von Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Dabei ist für jeden Anspruch etwas dabei, von der günstigen Ferienwohnung über die klassischen Bettenhochburgen bis hin zu 5-Sterne-Unterkünften vor allem rund um Marbella. Und so bedeutsam der Tourismus-Boom der andalusischen Region heute auch für die Wirtschaft Spaniens ist, so hatte der Weg bis hierher auch seine dunklen Seiten, die zum Teil bis heute nachwirken.

Entstanden durch mitunter dubiose Geschäfte

Fakt ist: An der gesamten andalusischen Costa del Sol haben sich viele Investoren eine goldene Nase verdient. Insgesamt flossen in den Bau von Hotels, Marinas, Appartmenthäusern und Geschäftszeilen Milliarden. Wegen Korruptionsskandalen mussten allerdings Kommunalpolitiker reihenweise ins Gefängnis, auch die neapolitanische Camorra soll hier seit den 1960er-Jahren kräftig am Tourismus verdient haben und tut es offenbar bis heute. Wie die Zeitung „Costa Nachrichten“ unter Berufung auf Angaben des spanischen Zentrums zum Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität (Citco) berichtet, sind an der Costa del Sol mindestens 113 kriminelle Banden mit Mitgliedern aus 59 verschiedenen Nationen zu finden. An keinem anderen Ort der Welt soll es demnach „derart viele Mafias auf einem so engen Raum“ wie in der Region im Süden von Spanien geben.

Touristen bekommen von der organisierten Kriminalität kaum etwas mit. Erst vor wenigen Tagen jedoch wurde laut „The Olive Press“ ein Mafia-Boss, der wegen versuchten Mordes gesucht wurde, mitten in Marbella verhaftet. Er war gerade mit seiner Frau spazieren. Im Anschluss wurden dem Bericht zufolge zwei weitere Camorra-Mitglieder festgenommen. „Diese jüngsten Verhaftungen unterstreichen den anhaltenden Kampf gegen das organisierte Verbrechen an der Costa del Sol, wobei die Behörden weiterhin gegen international flüchtige Personen vorgehen, die die Region als sicheren Hafen betrachten“, schreibt die Zeitung.

Zwischen Jetset und Bettenhochburgen

Der im Beisein seiner Ehefrau verhaftete Mafia-Boss lebte dem Bericht zufolge völlig offen in einem grünen Vorort von Marbella – der Stadt, wo die Reichen und Schönen ihren Urlaub verbringen oder gleich eigene Feriendomizile besitzen. Marbella gilt als Treffpunkt des Jetsets, der Jachtbesitzer und Golfspieler. Im Umfeld des 1970 eröffneten Luxushafens Puerto Banus gibt es noble Strandclubs, Fünf-Sterne-Hotels, Diskotheken und Designerboutiquen. Dazu verfügt Marbella über eine schicke Uferpromenade, eine Pferderennbahn und mehr als 30 Golfplätze.

Den anderen Kontrast entlang der Costa del Sol bilden die zahlreichen Bettenhochburgen. In Torremolinos, wo in den 1960er-Jahren noch Frank Sinatra und Liz Taylor als Urlauber Schlagzeilen machten, ist von den Ursprüngen des einstigen Fischerdorfes inzwischen nichts mehr zu erkennen. Heute stehen in der Stadt Hunderte von Hoteltürmen, zahlreiche Bars säumen die Uferpromenaden, gefeiert wird oft bis in den frühen Morgen. Ein ähnliches Bild bietet sich in den Nachbarorten Benalmádena und Fuengirola. Auch sie sind Hochburgen des Pauschaltourismus, Hotels und Appartmenthäuser mit mehr als zehn Stockwerken stehen direkt am Strand. Aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Denn viele mögen genau das: Hotels direkt am Strand, alles drumherum gut erreichbar, ein Mietwagen wird gar nicht erst gebraucht.

Ferienanlagen und Hotelkomplexe stehen in Torremolinos dicht an dicht
Ferienanlagen und Hotelkomplexe stehen in Torremolinos dicht an dicht Foto: Getty Images
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Das Hinterland der Costa del Sol entdecken

Wer die ursprünglichere Costa del Sol noch erleben möchte, sollte sich aber definitiv einen Mietwagen zulegen, um das Hinterland zu entdecken. Die hügelige Landschaft ist gesprenkelt mit hübschen, weißgetünchten Dörfern. Das milde Klima erlaubt den Anbau von Wein, Oliven, Orangen, Mandarinen und Zitronen. Zudem eignet sich die Gegend perfekt zum Wandern oder Radfahren. Dabei eröffnen sich immer wieder grandiose Aufblicke auf das Meer.

Lohnenswert ist auf jeden Fall auch ein Besuch in der altehrwürdigen Provinzhauptstadt Málaga, die jüngst zur sonnenreichsten Stadt Europas gekürt wurde. Beeindruckend in Malaga sind neben einem Spaziergang durch die Altstadt unter anderem die Reste eines römischen Amphitheaters, das Picasso-Museum sowie die von den Mauren erbaute Festungsanlage Alcazaba.

Östlich von Malaga liegt der Ort Nerja. Spektakulär ist der Aussichtspunkt Balcon de Europa, der auf den Ruinen einer alten Festung gebaut ist. In der Nähe kann man unter anderem kilometerlange Tropsteinhöhlen sowie ein antikes Aquädukt besichtigen.

Themen Europa Spanien
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