17. Dezember 2024, 17:45 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Málaga an der spanischen Costa del Sol mag bei Urlaubern hierzulande nicht so bekannt sein wie Madrid und Barcelona. Doch hier schlägt, zwischen Bergen und Meer, das Herz von Andalusien. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann nimmt Sie mit auf eine Reise, die alle Sinne berauscht. Und das, ohne teuer zu sein.
Es ist laut im Mercado Atarazanas, mitten im Herzen der Altstadt von Málaga. Dazu voll und sehr, sehr bunt. Touristen wie Einheimische schieben sich schon mittags durch den größten Markt der Stadt, um das Frischeste zu ergattern, was Land und Meer heute zu bieten haben. Hier hängen ganze Schinkenbeine, dort haben die Händler den Fang des Tages in der Auslage. Zwischendrin Gemüse, Obst, Käse, Schinken und andere Köstlichkeiten. Sehen, riechen, schmecken, die Sinne stellen voll auf Urlaub um. Willkommen an der Costa del Sol.
Für Andalusien-Neulinge (und auch für alte Fans) gibt es wohl keinen besseren Punkt als Málaga, um eine Reise durch die südlichste Region Spaniens zu starten. Denn Málaga ist eine vergleichsweise kleine Stadt, bietet aber das ganz große Programm in Sachen Kulinarik, Sightseeing, Kultur, Natur und Nachtleben. Zudem ist sie überaus günstig: Vielerorts bekommt man ein Frühstück schon ab 2,50 Euro, der Café con Leche (Milchkaffee), das Motoröl der Spanier wie Touristen gleichermaßen, ist schon ab 1,20 Euro zu bekommen. Die verwinkelten Gassen im alten Zentrum von Málaga laden zum Bummeln und sich Verlieren ein. Denn egal, wohin es einen verschlägt, man wird immer etwas Spannendes entdecken.
Stadt des Genusses
Zudem ist Málaga entspannt zu erreichen: Vom Flughafen aus trennen einen gerade einmal eine 10-minütige Zugfahrt von der historischen Altstadt. Wer ein paar Tage Zeit mitbringt, wird sowohl Málaga selbst als auch die Umgebung gut kennenlernen können. Im sehr überschaubaren Zentrum erreicht man wirklich jeden Ort fußläufig innerhalb weniger Minuten. Auf den Hauptwegen und Sträßchen buhlen überall Läden, Restaurants und Cafés um die Aufmerksamkeit der vielen Urlauber, die auch schon im Frühling hierherkommen. Und es macht wirklich Spaß, den kleinen oder auch größeren Versuchungen nachzugeben. Wenn man dann bei ein paar Tapas oder auch nur bei einem Kaffee sitzt und das Flanieren auf der Straße beobachtet, stellt sich ein ganz besonderes, lange vermisstes Gefühl ein – ein unvergleichliches Lebensgefühl.
Málaga ist eine Stadt des Genusses, in der man den ganzen Tag nur essen könnte. Schon zum Frühstück hat man eine unglaubliche Auswahl an Möglichkeiten. Wer es „jünger“ und hipper mag, kann entweder das „Noviembre“ oder das „Desal“ besuchen. Hier bekommt man neben den spanischen Klassikern auch Egg Benedict, Avocado und andere Extras auf Bestellung. Das alles in moderner Einrichtung, allerdings zumindest im „Desal“ auch bei sehr langen Wartezeiten. Authentischer ist das bereits seit 1892 existierende „Café Madrid“. Hier isst man zum „Café con Leche“ ein „Pan con Tomate“, geröstetes Weißbrot mit Tomatencreme und Olivenöl. Die herrlich wortkargen bis mürrischen Kellner versprühen ein gewisses Hauptstadt-Flair, aber Kaffee und Frühstück bekommt man nirgendwo so „spanisch“ wie hier.
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Reise für die Sinne
Wen zwischen den Sightseeing-Highlights der Appetit einholt, der hat quasi unendliche Möglichkeiten für einen leckeren Stopp. TRAVELBOOK-Tipp: Dort, wo die Schilder die Gerichte nur auf Spanisch anpreisen, ist es für gewöhnlich am leckersten und „echtesten“. Im Zweifelsfall einfach fragen – im vom Tourismus lebenden Málaga spricht eigentlich jeder englisch. Wenn Sie über eine Unterkunft mit Küche verfügen, sollten Sie zudem unbedingt den eingangs erwähnten Mercado Atarazanas besuchen und landestypische Speisen einmal selbst zu bereiten.
In einer wunderbaren historischen Markthalle befindet sich hier das pulsierende Herz der Stadt, und nirgendwo isst man so gut Fisch und Meeresfrüchte. Ein guter Tipp ist die vergleichsweise günstige „Medina Bar“ mit ihren leckeren Spießen und den allgegenwärtigen Dorsch-Kroketten. Wer direkt an der Theke isst, erlebt den einmaligen Markt-Flair am besten. Hier herrscht sechs Tage die Woche brummender Hochbetrieb, ein wahres Disneyland für kulinarisch begeisterte Urlauber. Möchten Sie lieber selbst kochen, holen Sie Ihren Fisch bei „Belman“ (früh kommen, die Schätze des Meeres sind generell schnell ausverkauft). Für Schinken, Wurst und Käse lohnt sich ein Besuch bei „Armando Cuberos“, wo man mit Besitzerin Conchi auch fachsimpeln und vor dem Kauf ausgiebig probieren kann.
Parks und teure Privat-Yachten
Gut gestärkt kann man spätestens jetzt zu einem Sightseeing-Trip aufbrechen, wobei sich mehrere Adressen quasi aufdrängen. Zunächst einmal sind da die historische maurische Festung Alacazaba sowie die Kathedrale von Málaga – beide liegen mitten im Stadtzentrum. Beide Orte sind aber jederzeit auch stark überfüllt, weshalb ich persönlich auf einen Besuch verzichtet habe. Die Kathedrale, die wegen ihres nie zu Ende gebauten Turms auch „La Manquita“ (etwa „Die Unvollständige“) genannt wird, ist aber auch schon von außen beeindruckend. Und für einen schönen und ungestörten Blick auf die alten Burgmauern empfiehlt sich eher ein Besuch des Stadtparks „Monte del Gibralfaro“. Der kurze Aufstieg durch die grünen Hügel lohnt sich, denn oben findet man gleich mehrere tolle Aussichtspunkte über die Stadt und ihren Hafen.
Apropos Hafen: Auch ein Besuch hier ist Pflicht, denn entlang der palmengesäumten Promenade des kleinen Parks Paseo Parque lässt es sich wunderbar spazieren. Dabei kann man dann auch gleich einen perspektivischen Ausblick auf die Zukunft von Málaga werfen. Denn der hier befindliche Yachthafen wird gerade ausgebaut, um bald noch mehr Superreiche und ihre Mega-Schiffe anzulocken. Bei meinem Besuch lag zum Beispiel die „Lady Moura“ vor Anker, ein über 100 Meter langes und laut mehreren Medien-Berichten 200 Millionen Dollar teures Privat-Schiff. Aber auch Kreuzfahrschiffe steuern Málaga regelmäßig an, laut meinen Guide Juan manchmal sogar bis zu drei an einem Tag.
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Kultur und Meer
Gleich neben der auf Hochglanz getrimmten Promenade mit ihren auf mich austauschbar wirkenden Ladenfronten und den vielen Restaurants, die mexikanisches Essen und teure Cocktails servieren, gelangt man auch zum Strand. Die Küstenlinie erinnert etwas an die Copacabana, die Wellen brechen hier jedoch eher ruhiger. Im Sommer wird es auch hier allerdings sehr voll, obwohl man bis zu 14 Euro für zwei Liegen und einen Sonnenschirm bezahlt.
Auch Kulturbegeisterte kommen in Málaga voll auf ihre Kosten. Zunächst einmal ist da das Museo Picasso, das den berühmtesten Sohn der Stadt, den Maler Pablo Picasso, gebührend würdigt. Wer etwas mehr Abwechslung möchte, kann die tolle Ausstellung im Museo Carmen Thyssen besuchen. Hier findet man neben beeindruckender Landschaftsmalerei vor allem Szenen aus dem täglichen Leben in Andalusien um die Wende zum 20. Jahrhundert, sowie zahlreiche religiös konnotierte Darstellungen. Regelmäßig stattfindende Sonderausstellungen runden das Angebot auf drei Etagen würdig ab.
Keine Angst vor den billigen Plätzen
Musikliebhaber sollten zudem eine Abendvorstellung im 1870 eröffneten Teatro Cervantes besuchen. In dem neoklassizistischen Gebäude gibt es noch heute die originale Bestuhlung. Hier kann man wie an wohl kaum einem anderen Ort in Málaga die jüngere Geschichte der Stadt atmen. Haben Sie keine Angst vor den vermeintlich billigen Plätzen. Für ab neun Euro bekommt man Konzertkarten – dafür sitzt man zwar ganz oben, weit weg von der Bühne, aber mit einer tollen Gesamtsicht auf selbige. Die Akustik ist von oben genauso zu genießen. Für mich zweifellos DIE Überraschung und der Geheimtipp der Reise.
Und, schon wieder hungrig? Folgen Sie einfach Ihrem Bauchgefühl. Die Bandbreite an Restaurants ist genauso vielseitig wie spektakulär, Blick auf das Treiben in den Straßen inklusive. Mein Tipp für ein echtes spanisches Restaurant wäre in diesem Fall „La Peregrina“, das voll auf Fisch und Meeresfrüchte setzt: gut, günstig und quasi ausschließlich in der Hand von Einheimischen. Für den anschließenden Absacker hat man dann wieder die Qual der Wahl, während sich langsam die Bars und auch Diskotheken füllen.
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Das Gefühl, dass alles besser wird
Hierzu eine Anmerkung: Málaga ist eine Stadt, die an sechs von sieben Tagen in der Woche feiert. Daher ist es vielerorts auch nachts im Zentrum sehr voll und laut. Und am nächsten Morgen riecht es mitunter in den Straßen sehr unschön. Bedenken Sie diesen Umstand bei der Reservierung einer Unterkunft, wenn Sie ruhig und ausgeruht in schöne Tage in der Stadt starten möchten.
Und auch die umliegende Natur von Málaga hat einiges zu bieten. So finden sich direkt hinter der Stadt die Montes de Málaga, eine Kette von kleinen Bergen, wo man wunderbar wandern kann. Für einen guten Überblick empfiehlt sich vor allem ein Ausflug auf den Monte San Antón, den Hausberg. Von seinen beiden Gipfeln aus hat man eine einmalige Aussicht auf die Stadt, das Meer und das umliegende Land. Der Aufstieg ist kurz und leicht, da man die Wanderung auch von einem nahen Parkplatz starten kann. Spätestens hier oben fühlt man dann wieder jene Leichtigkeit, die nur die Urlaubszeit bringt. Und das Gefühl, dass jetzt wieder alles besser wird.