14. Januar 2025, 10:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die für ihre romantischen Kanäle weltberühmte italienische Stadt Venedig hat einen kleineren, kaum bekannten Doppelgänger: Chioggia. Doch obwohl vom „Original“ nur unweit entfernt, kommen hierher viel weniger Besucher. Dabei bietet das „Kleine Venedig“, wie es auch oft genannt wird, nicht nur mehr Ruhe, sondern auch eine genauso schöne Architektur und faszinierende Sehenswürdigkeiten. Darunter ist sogar ein echter Weltrekordhalter.
Wer die norditalienische Region Venetien besucht, hat dabei meistens vor allem ein Ziel im Sinn: die weltberühmte Lagunenstadt Venedig. Doch das Juwel ist mittlerweile bei Reisenden so beliebt, dass man für einen Besuch hier Eintritt zahlen, sich vor allem die wunderschöne Altstadt zu jeder Tages- und Jahreszeit mit einer Masse an Menschen teilen muss, die mittlerweile nicht wenige schon wieder abschreckt. Aber wussten Sie, dass es unweit der Metropole, die jährlich von Millionen Touristen überfallen wird, einen genauso reizvollen, aber weitgehend unbekannten Doppelgänger gibt? Nun, TRAVELBOOK nimmt Sie mit auf einen Ausflug nach Chioggia, auch genannt das „Kleine Venedig“.
Zunächst einmal auffällig sind die vielen Gemeinsamkeiten von Chioggia mit ihrer „großen Schwester“. Denn laut der Zeitschrift „Geo“ liegt auch sie in der Lagune von Venedig, ist genau wie das „Original“ auf Pfahlbauten errichtet, die die über dem Wasser stehenden Häuser stützen. Auch die romantischen Kanäle und Brücken findet man hier, zudem ist auch Chioggia auf einer künstlichen Insel erbaut. Die berühmteste Wasserstraße hier ist der Vena-Kanal, über den sich insgesamt neun Brücken spannen. Über eine steinerne Brücke ist die Stadt zudem mit dem Festland verbunden.
4000 Jahre Geschichte
Der offiziellen Tourismusseite der Region Venetien zufolge bedeutet der Name Chioggia so viel wie „künstlich erbaut“ und leitet sich wiederum ab von der Bezeichnung für die viel ältere Siedlung Clodia, die hier an gleicher Stelle bereits um etwa 2000 vor Christus entstand. Demnach geht die Entstehung der Stadt, die heute 50.000 Einwohner zählt, zurück bis auf die alten Griechen. Der Legende nach soll sie gar der mythische Held Aeneas gegründet haben. Zu Zeiten der Römer war das „Kleine Venedig“ bereits ein wichtiger Umschlagplatz für Salz, das hier jahrhundertelang direkt vor Ort gewonnen wurde.
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Gleich zweimal in seiner bewegten Geschichte und innerhalb eines Jahrhunderts wurde Chioggia von den Franken zerstört. Die Republik Venedig hatte hier zeitweise genauso das Sagen wie später kurzzeitig Napoleon und Österreich. Heute leben die Menschen vor Ort teils noch vom Fischfang, und einem, im Vergleich zu Venedig sehr bescheidenen, Tourismus. Mit 1,4 Millionen Übernachten kam man so laut der Zeitung „Express“ 2023 gerade einmal auf etwa ein Zehntel der Übernachtungen, die „La Serenissima“ im selben Zeitraum verzeichnete. Bei den Tagesgästen sticht der Unterschied sogar noch deutlicher hervor. Hier hatte Venedig mit 4,6 Millionen Menschen über zwanzigmal so viele wie Chioggia.
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Ein echter Weltrekord
Dabei muss sich zum Beispiel die schöne Vigo-Brücke, die sich an dem gleichnamigen Platz befindet, in puncto Schönheit nicht vor ihrem wohl ungleich berühmteren Konkurrenten, der Rialto-Brücke in Venedig, verstecken. Sie überspannt den Vena-Kanal, wurde bereits 1685 erbaut und ist seit 1762 mit Marmor verkleidet. Ebenfalls sehenswert sind die vielen alten Kirchen in Chioggia, wie die Chiesa di San Domenico oder die Kathedrale Santa Maria Assunta. Und dann gibt es in der Stadt sogar noch einen echten Weltrekordhalter.
Denn im alten Glockenturm der Kirche Sant’Andrea befindet sich das älteste noch funktionsfähige mechanische Uhrwerk überhaupt. „Atlas Obscura“ zufolge geht die erste Erwähnung der Turmuhr auf das Jahr 1386 zurück. Das bedeutet, sie schlägt seit beinahe 700 Jahren, vielleicht sogar schon länger, ununterbrochen in Chioggia die Stunden. In dem Turm befindet sich zudem heute ein Museum, das über die Geschichte der Stadt berichtet. Das Uhrwerk selbst kann man bei Interesse natürlich auch anschauen.
Und wo könnte ein Tag in Chioggia besser enden als am stadteigenen Lido di Sottomarina? Der sechs Kilometer lange Strand ist vor allem im Sommer ein Treffpunkt für Einheimische wie Besucher gleichermaßen. Seinem Sand werden zudem wegen des hohen Salzgehaltes Heilkräfte zugeschrieben, weshalb er in zahlreichen Spas der Stadt für Behandlungen eingesetzt wird. Die vielen anderen Sehenswürdigkeiten des „Kleinen Venedig“ entdecken Sie am besten bei einem Besuch vor Ort selbst.