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Marie Antoinette ließ es einst erbauen

Hameau de la Reine – das skurrile Bauerndorf im Schlossgarten von Versailles

Hameau de la Reine
Das Hameau de la Reine ist ein nachgebautes Bauerndorf im Schlossgarten von Versailles. Marie Antoinette, die letzte Königin Frankreichs, ließ es sich einst errichten Foto: dpa picture alliance/Marc Deville / akg-images | / akg-images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

3. März 2024, 15:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Als Statussymbol ließ sich die beim französischen Volk äußerst unbeliebte Königin Marie Antoinette im Jahr 1783 ein ganzes Bauerndorf in den Schlossgarten von Versailles bauen. Der Hameau de la Reine, also der „Weiler der Königin“, war allerdings nicht nur eine Zierde, sondern vollkommen funktionstüchtig, sogar Menschen und Tiere lebten dort. Gerüchteweise diente das Dorf der Monarchin aber auch zu einem pikanteren Zweck.

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Ganz klar: Für die meisten Urlauber, die die Lichterstadt Paris besuchen, steht auch eine Visite im Schloss Versailles ganz oben auf der Liste. Doch nur die Wenigsten von ihnen dürften wissen, dass sich in den weitläufigen Gärten der pompösen Anlage eine kaum bekannte, äußerst skurrile Sehenswürdigkeit befindet: Die Rede ist vom Hameau de la Reine, was übersetzt so viel bedeutet wie der „Weiler der Königin“. Dabei handelt es sich um die Nachbildung eines echten Bauerndorfes, die sich Frankreichs letzte Königin Marie Antoinette hier als extravagantes Spielzeug bauen ließ.

1783, also nur sechs Jahre vor der Französischen Revolution, die die Monarchin und ihren Gemahl Ludwig XVI. sprichwörtlich den Kopf kostete, gab Marie Antoinette ihr Dorf in Auftrag. Mit dem Bau beauftragte sie den renommierten Architekten Richard Mique, wie die offizielle Seite des Schloss Versailles berichtet. Und dieser erschuf mit dem Hameau de la Reine innerhalb von drei Jahren tatsächlich ein komplettes, voll funktionsfähiges Bauerndorf. Eine pittoreske Szenerie, erbaut um einen künstlichen See, ganz nach den Vorstellungen der größenwahnsinnigen Königin.

Außen bäuerlich, innen Luxus

Hameau de la Reine
Das Haus, in dem einst Marie Antoinette im Hameau de la Reine residierte und Gäste empfing, wirkt wenig bäuerlich Foto: dpa picture alliance/Herve Champollion / akg-images | / akg-images

Das Hameau de la Reine war dabei in drei verschiedene Bereiche aufgeteilt. Der erste diente repräsentativen Zwecken, hier hatte Marie Antoinette auch ein eigenes Haus, hier empfing sie ihre Gäste. Es verfügte über eine luxuriöse Möblierung und ein Ankleidezimmer für die Königin, auch ein Kaminzimmer und einen Billardsalon. Zu rein dekorativen Zwecken stand in diesem Bereich des Fake-Dorfes auch eine Windmühle, deren Flügel jedoch nicht funktionierten.

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Des Weiteren befanden sich im Hameau de la Reine aber auch zahlreiche Gebäude, die tatsächlich landwirtschaftlichen Zwecken dienten. So gab es zwei Molkereien, eine Scheune, eine Fischerhütte und ein Wächterhaus. Auf einer angeschlossenen Farm lebten zahlreiche Tiere wie Schafe, Hühner und Schweine. Und auch „echte“ Menschen lebten und arbeiteten auf dem Gelände, das angeblich mit seiner Produktion landwirtschaftlicher Güter sogar einen bescheidenen Gewinn abgeworfen haben soll.

Geheime Treffen mit Liebhabern

Hameau de la Reine
Das künstliche Bauerndorf wurde im Laufe seiner Existenz mehrfach restauriert, unter anderem auch von Napoleon Foto: dpa picture alliance/Marc Deville / akg-images | / akg-images

Der Nachrichtenseite „20 Minuten“ zufolge spielten Marie Antoinette und ihre Freundinnen im Hameau de la Reine gerne das Dorfleben nach. So, wie sie es sich eben vorstellten. So sollen sie sich als Milchmädchen oder Schäferinnen verkleidet haben. Und angeblich nutzte die dekadente Monarchin den umzäunten Bereich, zu dem nur sie und ihre Vertrauten Zugang hatten, noch zu einem anderen Zweck. So soll sie sich hier regelmäßig mit Liebhabern getroffen haben. Die offizielle Seite des Schloss Versailles verweist zudem darauf, dass das künstliche Bauerndorf auch den Königskindern als anschauliches „Lernobjekt“ diente.

Nach dem Tod der Königin verfiel auch der Hameau de la Reine in den Folgejahren zusehends. Mit Napoleon war es ausgerechnet ein anderer Tyrann, der das Dorf dann von 1810-12 wieder in Stand setzen ließ. In den 1930er Jahren war es dann der schwerreiche US-Magnat John Rockefeller, der mit einer großzügigen Spende das Überleben des Weilers der Königin sicherte. Und seit 2006 leben auch wieder Tiere hier auf der rekonstruierten Farm, um die sich eine Stiftung kümmert.

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Tipps für Ihre Tour

Wer das Schloss Versailles und das Hameau de la Reine einmal besuchen möchte, hat dazu laut offizieller Webseite täglich außer Montag von 12.30 bis 17.30 Uhr die Gelegenheit. In diesem Zeitraum sind die Schlossgärten geöffnet, der Palast selbst ist schon ab 9 Uhr zu besichtigen. Für das Gesamtpaket Schloss und Gärten zahlen Besucher aktuell 24 Euro. Wer nur die Gärten sehen möchte, bezahlt 12 Euro. Das Cottage der Königin in ihrem Bauerndorf kann man nur mit einer geführten Tour besuchen, die online buchbar ist. Alle, die in nächster Zeit aber keinen Trip nach Paris planen, können sich den Weiler der Königin aber auch bei einem virtuellen Rundgang anschauen.

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Auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert vom Hameau de la Reine. Einer schreibt: „Ein wunderschöner Ausflug in eine antike Traumwelt.“ Ein anderer staunt: „…da lässt sich Marie Antoinette einfach mal ein kleines Dorf bauen …eine tolle kleine Anlage…“ Ein dritter Nutzer ergänzt: „Es ist wie ein normannisches Dorf im Disneyland und das macht es so seltsam fesselnd.“

Themen Europa Frankreich
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