27. August 2024, 10:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel (jetzt Chiodo) hat während eines Roadtrips durch Schottland die Highlands besucht. Bereits im Vorhinein ein Höhepunkt ihrer Reise, war sie besonders auf den als mystisch und schroff geltenden schottischen Norden gespannt. Damit, dass sie dort auch das beste Seafood ihres Lebens essen würde, hat sie vorher nicht gerechnet. Ein Reisebericht.
Für Seafood in die Highlands? Das was nicht mein erster Gedanke zum schottischen Norden. Viel mehr waren es schroffe Natur, mystisch umnebelte Berge, Einsamkeit in weiter Natur. So etwas eben. Einfach, weil die Bilder, die ich bislang von Schottlands rauem Norden kannte, ziemlich genau das vermittelt haben. Genauso war es. Und so war es auch nicht. Aber dazu kommen wir gleich. Denn den Beginn meiner Highlandtage hat tatsächlich das beste Seafood meines Lebens gemacht. Das hat mich überrascht.
Übersicht
Für Seafood in die Highlands
Auf der Suche nach Höhepunkten im schottischen Hochland, stolperte ich zufällig über dieses Juwel: den Imbiss mit der Überschrift „Local Shellfish“, auf Google auch das „Oban Seafood Hut“. Das liegt direkt am Pier der charmanten Hafenstadt und serviert vollkommen unprätentiös das beste Seafood, das ich jemals gegessen habe. Eine kleine Hütte, daneben ein riesiger Holztisch mit Bänken, an denen einige Menschen Platz haben. Muscheln, Austern, Lachs, Krabben und so weiter, alle fangfrisch und so lecker, dass wir nach einer ersten Ration gleich nochmal zurückgegangen sind, um mehr zu essen und fürs Abendessen einzupacken. Nicht nur ist das Seafood dort köstlich, es ist obendrein günstig.
Das Seafood-Geschmackserlebnis war die erste Fahrt, die ich mit meiner Familie in die Highlands unternommen habe. Und unterwegs durfte ich bereits die ersten Blicke auf das werfen, was ich mir unter dem schottischen Hochland vor allem vorgestellt hatte: schroffe, grün bewachsene Berge, deren Spitzen vom Nebel so ummantelt wurden, dass sie kaum zu sehen waren. Dazu weite hügelige Felder und diverse Lochs, also Binnengewässer und Meeresbuchten. Drumherum und in der Nähe kleine Ortschaften, allesamt mit den für Schottland typischen dicken Steinhäusern mit ihren Giebeldächern und schmalen Schornsteinen darauf. Ein Anblick, von dem ich während meiner ganzen Reise nie genug bekommen habe.
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Nordwestliche Highlands
Die „richtigen“ Highlands, beziehungsweise das, was ich mir darunter vorgestellt hatte, sah ich ein paar Tage später. Immer wieder hatte ich gehört, dass die schönsten Highland-Gegenden im Norden zu finden seien. Und so plante ich meine Reise so, dass diese mich vom Gare Loch beim Loch Lomond im Südosten mit einem Schlenker über den nördlicheren Osten rüber bis zum nördlicheren Westen führen würde. Wegen Krankheit haben wir an der Stelle leider ein paar Stationen ausfallen lassen, die für mich wichtigste aber dennoch machen können: das Glenfinnan Viaduct.
Der Weg zu der berühmten Eisenbahnbrücke führte genau durch eben jene Landschaften, die ich so oft sehnsüchtig auf Bildern bestaunt hatte und unbedingt selbst erleben wollte: schroffe, teils grün bewachsene Berge mit tiefen Tälern und herunterprasselnden Wasserfällen neben weiten Feldern, ohne oder mit zumindest extrem karger Bebauung.
In meiner Vorstellung (und auf den Bildern, die ich kannte), waren diese faszinierenden Landschaften einsam, wie leer gefegt. Keine Menschenseele unterwegs, der Nebel so dicht, dass man mitunter kaum die eigene Hand vor der Nase sieht und immer irgendwo tief drinnen an die eigenen Urängste geklopft wird. Urängste vor etwas Mystischem, das aus dem Nebel hervortreten könnte, aber auch die Vorstellung von in der Ferne auftauchenden Zauberwesen. Denn wo, wenn nicht in den mystischen Highlands, fühlt man sich mehr in eine Zauberwelt hineinversetzt (außer vielleicht in Neuseeland).
Die Highlands im August
Meine Realität sah ein bisschen anders aus. Zuerst einmal gab es dort, höher im Norden, im Moment keinen Nebel, sondern jede Menge Sonne und warme Temperaturen. Vor allem aber war das mit der Einsamkeit im Moment ein Trugschluss. Ich bin sicher, die gibt es. Aber zu anderen Zeiten und an anderen Orten. August ist in Schottland Hauptreisezeit und das britische Land steht definitiv auf diversen Reiselisten mittlerweile weit oben. So machte ich ziemlich große Augen, als wir uns plötzlich auf der A82 in einer Autokolonne befanden, die sich langsam, Stück für Stück an die immer größer werdenden Berge heranpirschte, während an jedweder möglichen Stelle bereits parkende Autos darauf hinwiesen, dass jetzt gleich etwas ganz besonders Sehenswürdiges auftauchen würde.
Das tat es dann auch: die Three Sisters of Glen Coe des Bergmassivs Bidean nam Bian. Glencoe selbst ist der Name der nahegelegenen Ortschaft sowie des wohl bekanntesten Tals der Highlands. Bei aller Schönheit, durch die ich zuvor gefahren war und begeistert gelacht hatte, diese Landschaft raubte mir fast den Atem. Hinzu kam eine Gänsehaut, die mir über beide Arme jagte. Es fällt mir gerade wirklich schwer, den Anblick dieser Berg- und Tallandschaft in Worte zu fassen, war es besonders ihre majestätische, fast stoisch ausgestrahlte Ruhe, die mich so tief beeindruckt hat. Es ist ein Ort, an den ich unbedingt zurückkommen möchte. Allein. Und mit ansatzweise vernünftiger Wanderausrüstung.
Östliche Highlands
Wie zwischen Süden und Norden der Highlands, verändert sich auch gen Osten die Landschaft. Aus hohen Bergen werden nach und nach Hügel, die zu dieser Zeit oftmals grün und lila bewachsen sind, Schafe und Kühe stehen in Vielzahl auf Weiden. Zwischen dem hügeligen Grün tauchen immer wieder diverse Lochs auf, wie fast überall im schottischen Hochland. Angesichts der abnehmenden schroffen Berglandschaft stellt sich mir die Frage, wo genau eigentlich die Grenze der Highlands zu den schottischen Lowlands verläuft, denn schon oberhalb von Inverness kommt es mir vergleichsweise „low“, weil nur noch hügelig, vor. Wie groß der Teil Schottlands ist, der zu den Highlands gezählt wird, kann man gut auf dieser Karte sehen:
Übersicht Schottland – die schönsten Reiseziele und besten Tipps
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Inverness und Umgebung
Meine erste eigene Zeit in den Highlands beende ich schließlich in und um Inverness, seinerseits die Hauptstadt des schottischen Hochlands. Selbst ein charmantes Städtchen mit einer an die Notre-Dame-erinnernden Kathedrale, liegt Inverness in der Nähe zahlreicher schöner, spannender und beliebter Orte. Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit in der Nähe ist das, für sein angebliches Seemonster bekannte, Loch Ness. Ein Lieblingsort für mich war außerdem Chanonry Point, nordöstlich von Inverness. Dort hat man gute Chancen, Delfine zu sehen – und findet ansonsten einfach einen ruhigen, netten Kieselstrand mit Leuchtturm am Meer. Außerdem gibt es in der Nähe jede Menge Schlösser und Burgruinen zu besichtigen, darunter Dunrobin, Cawdor und Brodie Castle, für alle, die gern in alte Adelswelten abtauchen.