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Krieg in Nahost, Terrorismus, ...

Wie sicher sind Reisen nach Jordanien aktuell?

Petra
Die Felsenstadt Petra ist eine der touristischen Highlights in Jordanien Foto: Getty Images
Anna Wengel
Freie Autorin

15. Mai 2024, 17:17 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Die Lage in Nahost ist seit dem Kriegsbeginn in Gaza im Oktober 2023 und den Luftangriffen Irans auf Israel Mitte April weiterhin extrem angespannt. So ist es kaum verwunderlich, dass sich Reisende, die in Israels Nachbarland Jordanien reisen möchten, fragen, ob eine Reise aktuell überhaupt sicher ist. TRAVELBOOK gibt einen Überblick.

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Jordanien fasziniert Reisende aus aller Welt mit seiner eindrucksvollen, in den Stein geschlagenen Wüstenstadt Petra, die zu den sieben neuzeitlichen Weltwundern zählt und seit 1985 auch Teil des Unesco-Weltkulturerbes ist. Ebenso zieht die Wüstenlandschaft Wadi Rum jährlich zahlreiche Touristen an, die mitunter Nächte in der Wüste erleben möchten. Angesichts des brodelnden Nahostkonflikts stellt sich aktuell jedoch einmal mehr die Frage: Sind Reisen nach Jordanien sicher?

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Jordanien und die aktuelle Lage in Nahost

Jordanien und die Grenze zu Israel und den Palästinensischen Gebieten

Die Frage, ob Reisen nach Jordanien aktuell sicher sind, stellt sich besonders in Hinblick auf die explosive Lage im Nahen Osten. Der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und der Hamas und besonders auch die neueren Angriffe Irans auf Israel Mitte April verunsichern Reisende. Jordanien teilt sich im Westen eine Grenze mit Israel und den Palästinensischen Gebieten. Das Kriegsgebiet liegt also direkt vor der jordanischen Haustür. Das Auswärtige Amt (AA) hat Reisewarnungen für Israel und die Palästinensischen Gebiete herausgegeben, nicht aber für Jordanien. Nicht einmal für die Grenzgebiete im Westen des Landes gibt es eine Warnung. Das AA geht in seinen Sicherheitshinweisen für Jordanien jedoch auf die iranischen Luftangriffe auf Israel ein, in dessen Folge Jordanien seinen Luftraum vorübergehend geschlossen habe. Inzwischen sei dieser jedoch wieder geöffnet und auch der „zivile Flugverkehr wurde wieder aufgenommen“, schreibt das AA. Nicht auszuschließen sei jedoch weiterhin, „dass es zu Verzögerungen oder Flugstreichungen“ komme.

Außerdem komme es in Jordanien regelmäßig zu teils großen pro-palästinensischen Demonstrationen sowie einer vermehrt antiwestlichen Stimmung. Verschärfe sich die Lage in Gaza, sei mit weiteren Demonstrationen zu rechnen, besonders freitags nach dem Mittagsgebet. Das AA rät dringend, sich von größeren Menschenansammlungen fernzuhalten. Außerdem müssten Reisende mit „kurzfristigen Änderungen der Öffnungszeiten sowie auch der zeitweisen Schließung der Grenzübergänge zwischen Israel und Jordanien“ rechnen, „insbesondere (…) am Grenzübergang King-Hussein-Brücke (Allenby-Brücke) bei Ausreise aus dem Westjordanland“. In grenznahen Regionen, wie z. B. dem Dead Sea Highway, könnten außerdem Sperrungen und zusätzliche Kontrollstellen errichtet werden. Das Auswärtige Amt verweist hier auf seine Hinweise zu Israel und den Palästinensischen Gebieten und rät dazu, sich vorab zu informieren sowie unbedingt den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen.

Jordanien, seine Grenzen zu Syrien und Irak und Terrorakte

Israel ist nicht der einzige Nachbar des arabischen Landes. Auch mit Irak und Syrien teilt Jordanien sich Grenzen. Und auch für diese beiden Länder hat das Auswärtige Amt Reisewarnungen herausgegeben. Außerdem rät es „dringend“ von „Reisen in das syrisch-jordanische Grenzgebiet sowie in den Nordosten des Landes und in die Grenzregion zu Irak“ ab. Beide Grenzgebiete seien militärisches Sperrgebiet mit besonderen Bestimmungen.

In Jordanien selbst bestehe „insbesondere aufgrund der Lage in Syrien und im Irak landesweit die Gefahr von Terroranschlägen“. Das gelte auch für touristische Orte. Das AA rät daher zu besonderer Aufmerksamkeit an belebten Orten sowie bei ungewöhnlichen Ereignissen. Außerdem gebe es in der Region ein hohes Flüchtlingsaufkommen mit vereinzelten Auseinandersetzungen, sodass die aktuelle Lage und Entwicklung vor Ort stets aufmerksam verfolgt werden sollte.

In den Reisehinweisen der Schweiz für Jordanien findet sich außerdem dieser Hinweis zum Jordantal: „Im Jordantal (Amtsbezirke Balqa und Irbid) sowie im Amtsbezirk Mafrak im syrischen Grenzgebiet gibt es noch vereinzelte Minenfelder. Respektieren Sie unbedingt die Absperrungen und informieren Sie sich im Zweifelsfall bei den lokalen Behörden und/oder der Bevölkerung.“

Angriffe auf Kreuzfahrtschiffe im Roten Meer

Des Weiteren erklärt das Auswärtige Amt, dass die Huthi-Miliz seit dem Beginn des Gazakriegs im Oktober 2023 „von Jemen aus wiederholt Schiffe auch in internationalen Gewässern im Roten Meer unter Beschuss genommen“ habe. Durch diese Angriffe, die auch auf zivile Schiffe wie zum Beispiel Kreuzfahrtschiffe verübt würden, seien bereits Menschen gestorben. Als Reaktion wurden Kampfschiffe in die Region entsandt, die Sicherheitslage bleibe jedoch angespannt und die Gefahr weiterer Angriffe bleibe bestehen.

Das Bundesinnenministerium hat „für deutsche Schiffe in jemenitischen Küstengewässern und Häfen die Gefahrenstufe 3 und für Schiffe, die das südliche Rote Meer, den internationalen Schifffahrtsweg durch die Meerenge Bab al-Mandab (…) und den Golf von Aden befahren, die Gefahrenstufe 2 festgelegt“, schreibt das Auswärtige Amt. Das betrifft Jordanien nicht direkt, kann allerdings von Bedeutung sein, wenn etwa eine Kreuzfahrt vom Norden in den Süden des Roten Meers oder umgekehrt geplant ist. Das Auswärtige Amt merkt an, dass bereits einige Kreuzfahrten durch das Rote Meer abgesagt oder angepasst worden seien. Es rät Reisenden, die eine solche Kreuzfahrt gebucht hätten dazu, sich bei den zuständigen Reiseveranstaltern zu informieren.

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Innenpolitische Lage und Kriminalität

Neben der bereits angemerkten pro-palästinensischen Demonstrationen, kommt es in Jordanien häufiger auch zu Demonstrationen und Protestaktionen mit wirtschaftlichen, sozialen und politischen Forderungen. Besonders in der Hauptstadt Amman sowie auch in anderen Städten und Dörfern muss besonders an den Wochenenden und nach dem Freitagsgebet damit gerechnet werden. Reisende sollten mit Verkehrsbehinderungen wie Straßenblockaden sowie vereinzelten gewaltsamen Auseinandersetzungen und Steinwürfen auf Fahrzeuge sowie Streiks rechnen. Auch gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen oder Familien können vorkommen, mitunter unter Einsatz von Schusswaffen.

Generell gilt die Kriminalitätsrate in Jordanien jedoch als niedrig. Allerdings kommen Straftaten wie zum Beispiel Taschen- oder auch Fahrzeugdiebstähle und -einbrüche, insbesondere an touristischen Orten wie dem Toten Meer und Wadi Mujib sowie in ländlichen Regionen, vor. Gleiches gilt für vereinzelte Sexualdelikte wie verbale oder auch körperliche Belästigungen. Die Infoseite Jordanien.de schreibt dazu: „Für allein reisende Frauen ist Jordanien (…) relativ unkompliziert, wenn auf angemessene Kleidung geachtet wird.“ Dunkle Gassen sollten nachts jedoch gemieden werden. Gegen männliche Aufdringlichkeit sei resolutes Auftreten die beste Abwehr: „Öffentlich als Grabscher dazustehen ist eine unangenehme Situation und die beste Erziehungsmethode – jordanische Frauen würden genauso reagieren!“

LGBTQ+ und rechtliche Besonderheiten

Offiziell verbietet Jordanien gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht. Allerdings werden sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern laut Auswärtigem Amt von der Gesellschaft auch nicht toleriert. Auch gleichgeschlechtliche Ehen werden nicht anerkannt.

Strafbar sind Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Schon geringe Mengen auch anderswo legaler Drogen werden mit langjähriger bis lebenslänglicher Haft bestraft. Außerdem enthält das Strafrecht in Jordanien weiterhin die Todesstrafe. Verboten sind neben Drogen auch Waffen, Raubkunst, Sexspielzeug und Produktpiraterie. Außerdem gibt es ein strenges Fotografierverbot militärischer Anlagen und Einrichtungen sowie ein Beleidigungsverbot des jordanischen Königs.

Natur und Klima

Das Klima Jordaniens unterteilt sich in ein Wüstenklima im Osten und Süden, ein mediterranes Klima im Bergland am Rand des Jordangrabens sowie einer subtropischen Rotmeerküste. Laut dem Auswärtigen Amt müssen Reisende in Herbst und Winter mit plötzlich auftretenden Überschwemmungen und Sturzfluten durch Regen nach langen Dürreperioden rechnen. So „mussten Ende 2022 zahlreiche Touristen aus Petra evakuiert werden“, heißt es dort. Außerdem liege der Westen des Landes in einer seismisch aktiven Zone, sodass man auch mit Erdbeben rechnen muss.

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Das sollten Sie bei einem Jordanien-Urlaub beachten

Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Sicherheitshinweisen zahlreiche Ratschläge für Jordanien auf. TRAVELBOOK hat die wichtigsten zusammengefasst:

  • Informieren Sie sich über die lokalen Medien, verfolgen Sie das aktuelle Geschehen in der Region sowie den Wetterbericht.
  • Folgen Sie den Anweisungen der Sicherheitskräfte und lokalen Behörden und beachten Sie Verbote, Hinweisschilder und Warnungen.
  • Halten Sie sich weiträumig von Demonstration und großen Menschenansammlungen fern.
  • Vermeiden Sie Überlandfahrten nach Einbruch der Dunkelheit.
  • Beachten Sie auch die Sicherheitshinweise zu den Nachbarländern.
  • Alleinreisende Frauen sollten besonders vorsichtig sein.
  • Bewahren Sie Ihre wichtigsten Dokumente sicher auf und fertigen Sie elektronische Kopien an. Lassen Sie keine Wertsachen oder Dokumente in unbeaufsichtigt abgestellten Fahrzeugen zurück. Seien Sie bei ungewohnten E-Mails, Telefonanrufen, Zahlungsaufforderungen und Co. skeptisch. Teilen Sie keine Daten von sich mit, sondern vergewissern Sie sich persönlich oder wenden Sie sich an die Polizei.
Themen Asien Jordanien News
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