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14. Februar 2025, 6:39 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wandern, Radfahren, Schwimmen – in den Hügeln von Langhe Roero ist alles möglich. Die meisten aber kommen in die norditalienische Region auch wegen des berühmten Weins Barolo und des Essens. TRAVELBOOK verrät, was die Region zur perfekten Alternative zur Toskana macht.
Sanft geschwungene Weinberge, auf Hügeln thronende Burgen und schneebedeckte Alpengipfel am Horizont – rund um die Gemeinde Barolo wirkt das Piemont in Norditalien wie ein Paradies auf Erden und ist gespickt mit mittelalterlichen Dörfern, Weltklasse-Weingütern und Top-Restaurants. Vor allem im Herbst pilgern Genießer wegen der Trüffel und Weine in die Region Langhe Roero südlich von Turin, die zwar kleiner ist als die Toskana, in puncto Schönheit aber in nichts nachsteht.
Übersicht
Wein machte die Region Langhe Roero in Italien reich
Die Hügel der Langhe sowie das Monferrato wurden erst im Jahr 2014 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Unter den Weinen bekannt ist der Barbera d’Alba, berühmt ist der Barolo. Zahlreiche Weingüter in der Umgebung gibt es. In einigen kann man einkehren und hervorragend essen und trinken.
Vor gar nicht allzu langer Zeit war das heutige Urlaubsparadies eher eine triste Gegend. „Unsere Gegend war noch bis vor einigen Jahrzehnten bitter arm“, erzählt Massimo Camia. Er ist wenige Kilometer von Barolo entfernt geboren und heute ein Sternekoch. Rund um Barolo gibt es zahlreiche Sternerestaurants. Das Antica Corona Reale in Cervere hat sogar zwei, das Piazza Duomo in Alba gar drei Sterne. Gourmets kommen inzwischen allein wegen dieser Sternerestaurants.
![Barolo](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2025/02/gettyimages-1433129750-1.jpg?impolicy=resize&width=992)
Camia aber ist realistisch genug, um den Aufschwung nicht seiner eigenen Zunft zuzuschreiben. „Ohne die Winzer und ihren Barolo gäbe es das alles hier nicht“, betont er. Der Wein hat den Wohlstand gebracht, auch wenn er dafür Nachhilfe aus Frankreich benötigte. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war der aus Nebbiolo-Trauben gekelterte Barolo eine süße Plörre. Der aus Frankreich stammenden Marchesa Giulia Falletti di Barolo muss er den Magen umgedreht haben. 1850 berief die Markgräfin deshalb den französischen Kellermeister Louis Oudart in ihr Schloss, das heute mitten im Gassengewirr von Barolo mit Weinläden, Bars und Restaurants ein Weinmuseum beherbergt.
Kellermeister Oudart kelterte aus den Nebbiolo-Reben trockene und hochwertige Rotweine, die auch Graf Camillo Benso di Cavour überzeugten. Der war nicht nur Weingutsverwalter in Grinzane Cavour, sondern auch der erste Ministerpräsident Italiens.
![Langhe Burg von Grinzane Cavour](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2025/02/263087056.jpg?impolicy=resize&width=992)
Strenge Vorschriften sichern heute die Qualität
Die Weingeschichte beginnt so richtig mit Cavour und seinem guten Draht zum Königshaus Savoyen, wo der Barolo bald zum Lieblingswein am Turiner Hof wurde. Der Boom aber währte nur kurz wegen der Weltkriege, der Reblaus-Plage und des Methanol-Weinpansch-Skandals.
In den 1980er Jahren wurden viele mittelmäßige Barolos verscherbelt. Auch die Nebbiolo-Parzellen waren nicht viel wert, bis eine neue Generation von Winzern harmonischere Weine ausbaute. Moderne Kellertechnik, der Einsatz von kleinen Barrique-Fässern und eine Reduzierung der Erntemengen brachten den Barolo zurück an die Spitze.
Barolo muss lange lagern
Ein Barolo darf nur aus Nebbiolo-Trauben bestehen, die in Barolo sowie zehn umliegenden Orten angebaut und dort gekeltert wurden. Mindestens 18 Monate muss er im Holzfass lagern und weitere 20 in der Flasche. Für die Riserva-Qualität sind es sogar weitere 44 Monate.
Dank relativ viel Gerbstoff und Säure sind Barolos sehr lagerfähig. Erst nach zehn bis 20 Jahren entfalten sie ihren komplexen und eleganten Charakter. Der Einstiegspreis liegt bei rund 25 Euro pro Flasche, für einen erstklassigen Barolo Riserva aber zahlen Kenner inzwischen einige Hundert Euro. „Vor allem für Barolos der Einzellage Cannubi“, erzählt Sternekoch Camia.
![Überall auf den Hügeln in der Weinregion Langhe erheben sich hübsche Dörfer und kleine Städte](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2025/02/gettyimages-1413758968.jpg?impolicy=resize&width=992)
Alte Schlösser werden neu genutzt
Der Wein mag die Region berühmt gemacht haben. Nun aber tragen Spitzenrestaurants, gemütliche Trattorien sowie viele außergewöhnliche Hotels das ihre dazu bei, die Weinregion zwischen Asti und Barolo aus dem Schatten der Toskana herauszuführen.
Auch manche der alten Castelli sind inzwischen Hotels, wie zum Beispiel das Relais & Chateau Castello di Guarene. 2014 wurde das Schloss der Grafen von Roero aus dem 18. Jahrhundert ein Hotel. Wegen strenger Denkmalschutzauflagen wurde kaum etwas verändert. Einige Säle wirken deshalb eher wie ein Museum. Die Suiten sind mit antiken Möbeln ausgestattet.
Das Castello di Guarene thront zwar hoch auf einem Berg, ist in dieser Region der kurzen Wege aber dennoch mittendrin. Die besten Barolos, Barberas und Barbarescos wachsen in einem Umkreis von 50 Kilometern rechts und links des Tanaro-Flusses. Entsprechend nah liegen die schönsten Weinorte beieinander.
![Langhe, Castiglione Falletto](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2025/02/gettyimages-1193364693-1.jpg?impolicy=resize&width=992)
Berühmten Alba-Trüffel schlemmen
Es gibt noch einen weiteren guten Grund für eine Schlemmerreise in die norditalienische Region Langhe. Die Alba-Trüffel, die in Italien die meist geschätzten „tartufi“ sind. Die Pilzart bringt den bei Versteigerungen bis zu 10.000 Euro das Kilo. Gourmets schätzen ihren einmaligen Geschmack. Von September bis Dezember dreht sich in der Region und vor allem in der gleichnamigen Stadt fast alles um die Delikatesse. Im Oktober ist Hochsaison. Dann wird auch am Wochenende in Alba der weltbekannte Trüffelmarkt veranstaltet.
![Checco Zalone, Tropea](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2018/03/aufmacher_964x638_3x2_1521039654.jpg?impolicy=channel&imwidth=128)
Schauspieler Checco Zalone aus „Der Vollposten“ Diese Orte in Italien muss man gesehen haben!
![Die Costa degli Etruschi verbindet die klassischen Merkmale der Toskana mit dem Meer.](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2018/09/gettyimages-845824900_1536064467.jpg?impolicy=channel&imwidth=128)
Costa degli Etruschi Diese Region ist einer der letzten Geheimtipps in der Toskana
![Die verlassene Villa in der italienischen Geisterstadt Leri Cavour](https://cdn.book-family.de/travelbook/data/uploads/2021/01/gettyimages-653935092_1611744191.jpg?impolicy=channel&imwidth=128)
Lost Place Leri Cavour – das italienische Dorf, das niemanden mehr interessiert
Anreise
Das Barolo-Weinbaugebiet in Langhe Roero liegt eine Autostunde südlich der piemontesischen Hauptstadt Turin. Nach Alba sind es 20, nach Asti 40 Minuten. Die nächsten Flughäfen liegen in Turin und Mailand.
Mit Material von dpa